KI Talks

Prof. Dr. Bardo Herzig Allgemeine Didaktik und Schulpädagogik
Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung und den Einsatz von KI in der akademischen Bildung?

In meiner Lehre an der Universität hat KI, insbesondere generative KI, deutlich an Bedeutung gewonnen. Ich nehme dabei zwei Perspektiven ein: die mediendidaktische Frage, wie KI-Tools den Lernprozess unterstützen können, und die Perspektive der Medienbildung, die auf einen reflektierten und verantwortungsvollen Umgang mit dieser Technologie zielt.

Welchen konkreten Einfluss sehen Sie von KI auf den Lernprozess und die Studierendenleistung?

Studierende sind hoch motiviert, sich mit KI auseinanderzusetzen, insbesondere im Lehramtsbereich – wenngleich die Nutzungsarten und -motive durchaus unterschiedlich sind. Sie erkennen die Relevanz von KI sowohl für ihr aktuelles Studium als auch für ihren zukünftigen Beruf als Lehrkräfte.  Für die Einschätzung der konkreten Einflüsse auf Lernleistungen fehlt uns aber noch die Empirie.

Wie integrieren Sie KI-Tools in den akademischen Alltag, und wie beurteilen Sie deren Effektivität für die Lehre?

Ich ermuntere Studierende, mit KI zu experimentieren und dies kritisch zu reflektieren. Gleichzeitig ist es wichtig zu verstehen, wie (generative) KI arbeitet, um deren Anwendungsmöglichkeiten einschätzen zu können. Beispielsweise können Studierende in empirischen Arbeiten KI zur Analyse von Daten nutzen, wobei die Verantwortung für die erzielten Ergebnisse stets bei ihnen bleibt.

Haben sich die Anforderungen an Studierende und Lehrende mit dem Aufkommen von KI geändert?

Generative KI führt zu neuen Herausforderungen: ein stochastisches Kriterium der Informatiksysteme steht dem Wahrheitskriterium der Wissenschaft gegenüber, verschwimmende Grenzen zwischen menschlicher und maschineller Arbeit provozieren ein Integritäts-Dilemma und die Nutzung zur Unterstützung von Lernen konkurriert mit der Nutzung anstatt zu lernen.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie in der Nutzung von KI in der Bildung?

Eine große Herausforderung sehe ich darin, dass KI insbesondere durch die generische Breite und die natürlichsprachliche Eingabe niederschwellig zugänglich ist, was dazu verleiten kann, eine intensive Auseinandersetzung mit Sachverhalten zu umgehen. Auf der anderen Seite kann KI Denk- und Lernprozesse nicht nur unterstützen, sondern erweitern und bereichern. Dies ist allerdings – entgegen vielfältigen Annahmen – in Bezug auf die erforderlichen Kompetenzen voraussetzungsreich.

Abschließende Gedanken und Empfehlungen zur Rolle von KI in der Hochschulbildung

Es ist entscheidend, dass KI in Curricula integriert wird und Studierende mit der dynamischen Entwicklung dieser Technologie vertraut gemacht werden. Ziel ist es, eine Kultur des agilen und reflektierten Umgangs mit KI zu etablieren, um Studierende auf zukünftige Veränderungen in ihren Berufsfeldern vorzubereiten.

Bardo Herzig ist Professor für Allgemeine Didaktik und Schulpädagogik unter Berücksichtigung der Medienpädagogik. Er beschäftigt sich intensiv mit der Bildung in der digitalen Welt.

Zur Person

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Lea Biere

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Der Einsatz von KI in der geschichtsdidaktischen Hochschullehre erfordert eine kritische und fachspezifische Reflexion, um Studierende zu einem sinnvollen und lernförderlichen Einsatz von KI im Kontext von Geschichtsunterricht zu befähigen.

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Prof. Dr. Bardo Herzig

(Generative) KI zielführend zu nutzen und zu gestalten erfordert auch, sie in ihrer Funktion und ihren Auswirkungen zu verstehen.

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Prof. Dr. Marc Beutner

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Prof.in Dr.in Ingrid Scharlau

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Hendrik Peeters und Sabine Fechner

Künstliche Intelligenz kann ein nützliches Werkzeug bei der Planung von Lehr-Lernprozessen im Chemieunterricht sein, das tatsächliche Handeln bspw. im Rahmen von Experimenten oder persönlicher Interaktion kann sie allerdings nicht ersetzen.

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Mats Vernholz und Johannes Schäfers

KI bietet für den schulischen Einsatz vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, sowohl technisch-inhaltlich als auch didaktisch-methodisch. Zentral für einen kompetenten Einsatz der zukünftigen Lehrkräfte ist dabei die kontinuierliche Reflexion.

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Dr. Sigrid Richter

Die Mehrheit der Studierenden glaubt nicht, dass Sprachenlernen durch KI überflüssig wird.

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Prof.in Dr.in Ilka Mindt

KI-Tools ersetzen nicht das menschliche kritische Denken.

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