Neuedition der „Logik“ Immanuel Kants

 |  Forschung

Neuauflage der Akademie-Ausgabe soll zum internationalen Referenzwerk werden

Mit seiner „Kritik der reinen Vernunft“ hat er der modernen Philosophie vor mehr als 200 Jahren den Weg geebnet: Immanuel Kant zählt auch heute noch zu den einflussreichsten Denkern im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus. Schon 1894 hat die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften damit begonnen, seine Werke zu sammeln, um sie anschließend zu veröffentlichen. Seit 1900 gibt es eine umfassende Gesamtausgabe von Kants Schriften, aufgeteilt in „Werke“, „Briefwechsel“, „Vorlesungen“ und einen „handschriftlichen Nachlass“, die in Fachkreisen als „Akademie-Ausgabe“ bezeichnet wird. Was weniger bekannt ist: „Sie ist bis heute nicht abgeschlossen“, wie Kerstin Beele, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Philosophie an der Universität Paderborn, berichtet. Diese Lücke zu schließen, ist das Ziel des Vorhabens „Neuedition, Revision und Abschluss der Werke Immanuel Kants“, das als Teil des von Bund und Ländern geförderten Akademienprogramms der Erhaltung des kulturellen Erbes dient. Koordiniert wird das Programm von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften.

Prof. Dr. Volker Peckhaus, Professor für Wissenschaftstheorie und Philosophie der Technik sowie Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften, ist Teil einer Gruppe internationaler Forscher*innen, die von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zu Herausgeber*innen der Neuedition berufen worden ist. Mit ihr soll die Akademie-Ausgabe wieder zum internationalen Referenzwerk für die wissenschaftliche Forschung werden. Gemeinsam mit Kerstin Beele arbeitet Peckhaus an der Neuedition der „Logik“ Kants.

Laut Beele weist die bisherige Akademie-Ausgabe eine Reihe von Unzulänglichkeiten auf: „Es gibt Schriften, die im Rahmen der Neuauflage erstmalig ediert werden. Dazu gehören u. a. die seit 1955 neu entdeckten 32 Briefe sowie die umfangreiche amtliche Korrespondenz Kants. Insbesondere Texte über seine akademische Tätigkeit als Lehrer, Dekan und Rektor der Universität Königsberg. Außerdem mangelt es an einer hinreichenden Umsetzung von Editionsrichtlinien, was einen hohen Grad an Uneinheitlichkeit mit sich bringt. Dazu kommt fehlende Originaltreue, bedingt durch sprachliche Normierung und Modernisierung nach den Standards des beginnenden 20. Jahrhunderts“. Darüber hinaus sei die noch in Fraktur gesetzte bisherige Ausgabe aus heutiger Sicht wenig benutzerfreundlich. „Naturgemäß findet auch der aktuelle Stand der Kant-Forschung darin keine Berücksichtigung“, ergänzt Beele.

Die Orientierung an gemeinsamen Editionsgrundsätzen und -richtlinien soll weitere Mängel beseitigen, so die Philosophiewissenschaftlerin: „Zur Herstellung von Originaltreue ist es beispielsweise geboten, die Originalausgabe des zu edierenden Textes als Grundlage zu nehmen und Abweichungen späterer Ausgaben anzumerken“.

Die kritische Neuedition der „Logik“ Immanuel Kants wird Bestandteil des neunten Bandes der Abteilung „Werke“ der Akademie-Ausgabe sein. Die Veröffentlichung ist für 2022 geplant. Beele: „Wir sind stolz, an einem so bedeutenden Projekt mitarbeiten zu dürfen“.

Nina Reckendorf, Stabsstelle Presse und Kommunikation

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