TiGer – Tablets im Gymnasium evaluieren und reflektieren – vom Scheitern zum Erfolg

Nur 1,6 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland nutzen im Schulkontext täglich den Computer. So lässt sich auch deren die im internationalen Vergleich geringe Computer- und informationsbezogene Kompetenz erklären. Dabei zeigen internationale Studien: Der Einsatz beispielsweise von Tablets im Schulunterricht wirkt sich positiv auf die computerbezogene Kompetenz von Schülerinnen und Schülern aus.

Vor diesem Hintergrund entschlossen sich Prof. Dr. Birgit Eickelmann und Dr. Kerstin Drossel von der Universität Paderborn, am Gymnasium Nepomucenum in Rietberg die Studie „Tablets im Gymnasium evaluieren und reflektieren (TiGer)“ durchzuführen, um den Einsatz von Tablets im Gymnasium zu evaluieren. Im Rahmen der Ringvorlesung „Mobile Medien im Schulkontext“ stellten sie am 22. November mit Lehrer Andre Middeke ihre Befunde sowie weitere Entwicklungen vor.

Zur Evaluation wurden Stichproben vor Einführung der Tablets in zwei 7. Klassen genommen. Weitere Stichproben nahmen die Wissenschaftler nach dem 1. und 2. Schuljahr nach Einführung der Tablet-Klassen, wobei die Veränderungen der Schülerinnen und Schüler über computerbezogene Kompetenzen sowie die Erfahrung und Entwicklung aus Lehrersicht genauer untersucht wurden.

Anfangs wurde das Projekt von allen Parteien unterstützt und lief von August 2014 bis zum 2. Halbjahr 2015/16 mit wissenschaftlicher Begleitung. Nach einer eher negativen Entwicklung der computerbezogenen Kompetenzen von den Schülerinnen und Schülern der Tablet-Klassen wurde das Projekt allerdings unterbrochen. Währenddessen hatten alle Beteiligten genug Zeit, das Projekt auf unterrichtlicher und struktureller Ebene auszubauen. Nach erfolgreicher Fortbildung des Kollegiums, dem Ausbau der Infrastruktur, Informationsveranstaltungen für die Elternschaft und Erarbeitung eines neuen Konzepts fing das Gymnasium Nepomucenum Oktober 2016 wieder an, Tablets im Unterricht zu nutzen und weitere Klassen mit Tablets auszustatten. Mittlerweile wird der Unterricht nicht mehr von dem TiGer-Projekt begleitet und ist erfolgreicher als zu seiner Anfangszeit, weshalb Andre Middeke von einem Weg „vom Scheitern zum Erfolg“ sprach. 

Es wurde eine „Tablet-AG“ eingeführt, bestehend aus sechs Expertinnen und Experten in verschiedenen Fachbereichen, die für die Fortbildungen des Kollegiums, die Kommunikation und Verhandlungen sowie sämtliche technische Aspekte, die mit der Tablet-Nutzung einhergehen, zuständig sind. Trotz Herausforderungen wie einem unzureichenden Breitbandanschluss, der WLAN-Ausleuchtung und der Kontrolle und Sicherheit möchte das Gymnasium die Nutzung mobiler Medien im Unterricht auf weitere Klassen erweitern und die Infrastruktur sowie die AG weiterhin verbessern und vergrößern, denn „mittlerweile handelt es sich nicht mehr um ein Tablet-Projekt, sondern das Tablet ist Teil unseres Unterrichts geworden“, so Andre Middeke.
 

Text: Kathrin Hartmann im Rahmen der Ringvorlesung "Mobile Medien im Schulkontext"