Uni-Projekt macht „schlauer statt blauer“: Auch Smartphone-Sucht stresst Studierende zunehmend

Mal eben kurz die neuesten Nachrichten checken. Was steht heute in der Mensa auf dem Speiseplan? Kommt der Bus pünktlich? Es gibt eine Vielzahl von Gründen, die für eine aktive Nutzung des Smartphones sprechen. Doch wo es Licht gibt, da fällt auch Schatten. Smartphone-Sucht ist mittlerweile eine anerkannte Erkrankung, die in zunehmendem Maße junge Menschen betrifft.

In einem einwöchigen Selbstversuch erforschten drei Studentinnen der Universität Paderborn, ob es möglich ist, ganz ohne Smartphone auszukommen. Sieben Tage lang deponierten Rebecca Holden, Miriam Croft und Anna Nikpey aus Paderborn ihre Smartphones in einem kleinen Tresor. Das Fazit nach dem Test: „Ohne geht es nicht!“ Sie werben aber für einen „bewussten Umgang mit dem Kommunikationsmittel“. Terminabsprachen und das Nutzen von Serviceangeboten seien unschätzbare Vorteile.

Das ständige Bedienen sozialer Medienkanäle berge aber bereits ein Suchtpotenzial. „Ein Tag in der Woche ohne Smartphone ist sicher ein guter Anfang, den bewussten Umgang zu lernen“, sagt Miriam Croft.

Die Untersuchung ist eingebettet in die Uni-Initiative „Schlauer statt blauer“. Im Zentrum steht dabei ein Projekt, in dem speziell geschulte Studierende ihre Mitstudierenden auf riskanten Suchtmittelkonsum aufmerksam machen.

Insgesamt acht Studentinnen – in erster Linie aus dem Bereich Lehramt – machten unterschiedliche Süchte zum Thema. Neben der angesprochenen Smartphone-Sucht standen Alkohol und Rauschmittel im Fokus. Ein Team entwickelte ein Drogen-Memory, in dem auf die unterschiedlichen Gefahrenpotenziale eingegangen wurde. Eine weitere Gruppe untersuchte anonymisiert, wie sich die Studierenden hinsichtlich des Konsums von Alkohol selbst einschätzen. „Wann wird aus einem maßvollen Genuss eine unkontrollierbare Sucht?“, fragten die Studentinnen.

„Das Peer-Projekt ‚Schlauer statt blauer‘ bildet gezielt Multiplikatoren aus, die das Tabuthema Sucht in ihrem Umfeld ansprechen, ohne den erhobenen Zeigefinger in den Mittelpunkt zu stellen“, sagt Sandra Bischof. Sie leitet an der Universität Paderborn die „Gesunde Hochschule“, die das Projekt seinerzeit auf den Weg gebracht hat und begleitet.

Nach ihrer erfolgreichen Abschlussprüfung erhielten die Studentinnen jetzt ein Zertifikat, das sie als studentische Suchtberaterinnen auszeichnet. „Die erfolgreiche Teilnahme an unserem Projekt gilt als echte Bereicherung für den Lebenslauf“, sagt Sandra Bischof. „Der Suchtmittelkonsum ist ein gesellschaftliches Problem, dem wir mit Sachverstand und Behutsamkeit begegnen müssen.“ „Schlauer statt blauer“ ist nicht nur auf den Alkoholmissbrauch beschränkt. Auch Nikotin, Cannabis und eben auch Smartphones spielen eine wichtige Rolle.

Diese Partner stehen hinter der Initiative:

• Präsidium der Universität Paderborn

• Arbeitskreis Gesunde Hochschule Paderborn

• mein beneFIT@upb.de

• Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ)

• Zentrale Studienberatung (ZSB)

• Studentenwerk Paderborn

• Kreispolizeibehörde Paderborn

• Suchtkrankenhilfe des Caritas-Verbandes Paderborn e. V.

• Jugendamt der Stadt Paderborn

Text/Foto: Heiko Appelbaum

Foto (Universität Paderborn, Heiko Appelbaum): Bei der Zertifikatsübergabe an der Uni (v. l.): Sandra Bischof (Gesunde Hochschule), Anna Nikpey, Miriam Croft, Rebecca Holden, Melissa Savma, Isabel Steinbach, Büsra Güzel, Elif Basakküres, Tuba Celik,
Foto (Universität Paderborn, Heiko Appelbaum): Bei der Zertifikatsübergabe an der Uni (v. l.): Sandra Bischof (Gesunde Hochschule), Anna Nikpey, Miriam Croft, Rebecca Holden, Melissa Savma, Isabel Steinbach, Büsra Güzel, Elif Basakküres, Tuba Celik, Vera Koßmann (Caritas Paderborn), Maike Dannewald (Jugendamt Paderborn), Antje Tarampouskas (PLAZ) und Peter Gall (Kreispolizeibehörde Paderborn).