„Große Liebe“ – Lesung des Schriftstellers Navid Kermani am 12. November im Theater Paderborn

Vor einem ausverkauften Theatersaal las der international renommierte Autor und Journalist am vergangenen Mittwoch aus seinem neuen Roman „Große Liebe“. Die gebannten Zuschauer lauschten aufmerksam der Liebesgeschichte eines 15-jährigen Jungen, der sich auf dem Schulhof in „die Schönste“ verliebt. Die Schilderung ihrer kurzen Liebe enthält immer wieder auch Anspielungen auf die sufistische Mystik. Prof. Dr. Michael Hofmann, Germanist an der Universität Paderborn, betonte: „Navid Kermani ist einer der interessantesten Schriftsteller unserer Zeit. Es ist eine große Freude für uns, ihn wiederholt hier in Paderborn begrüßen zu dürfen.“ In einer kurzen Lesepause zeigte der Schriftsteller im Gespräch mit dem Germanisten die autobiographischen und mystischen Hintergründe des Romans auf. „Aufgewachsen in einem iranischen Elternhaus in Siegen, begleiteten mich schon als Kind Poesie und Mystik der islamischen Tradition.“ Aber auch die Friedensbewegung der 70er und 80er Jahre prägte sein Buch, so der deutsche Schriftsteller mit iranischen Wurzeln. In gut ausgewählten Lese-Absätzen und eigenen Anekdoten ließ Navid Kermani so eintauchen in die Welt der Schulhofliebe und auch in die Welt der mystischen Liebe von der schönen Laila und dem liebesverrückten Madschun, Hauptfiguren einer Legende der islamischen Tradition.

Prof. Dr. Klaus von Stosch, Vorsitzender des ZeKK der Universität Paderborn, bemerkte: „Mit Herrn Kermani haben wir nicht nur einen außergewöhnlichen Schriftsteller, sondern auch einen der großen muslimischen Denker in Deutschland an die Universität geholt.“ In Seminaren der Theologie und der Germanistik sprach der Islamwissenschaftler, der neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit auch wissenschaftlich forschte und eine Promotion sowie eine Habilitation im Bereich der Islamwissenschaft verfasste, mit den interessierten Studierenden über sufistische Denkbewegungen im Islam, die Bedeutung Jesu im Koran und auch über literarische Hintergründe und Einflüsse in seinen Werken. Dr. Muna Tatari, islamische Theologin der Uni Paderborn: „Kermani zeigt durch seine wissenschaftliche Arbeit und auch seine Romane einen ästhetischen Zugang zu Religion auf. Er zeigt, wie die reiche islamische Tradition auch heute faszinieren und in den Bann ziehen kann.“
 

Ann-Christin Baumann
Universität Paderborn
ZeKK

Foto (Universität Paderborn, Tuba Isik): Prof. Dr. Michael Hofmann, Navid Kermani und Prof. Dr. Klaus von Stosch (von links) im Gespräch
Foto (Universität Paderborn, Tuba Isik): Prof. Dr. Michael Hofmann, Navid Kermani und Prof. Dr. Klaus von Stosch (von links) im Gespräch