Divergenz zwischen ökonomischem Modell und ökonomischer Realität? Eine Diskussion mit einem Fallbeispiel aus dem Bereich "Finance"

Welche Auswirkungen haben variable Vergütungsbestandteile auf das Risikoverhalten von Bankmanagern? Was lässt sich aus ökonomischen Modellen ableiten und wie sieht die Realität aus? Diesen und weiteren Fragen widmete sich Prof. Dr. André Uhde am 2. Juli in seinem spannenden Vortrag zum Thema ‚Divergenz zwischen ökonomischem Modell und ökonomischer Realität? Eine Diskussion mit einem Fallbeispiel aus dem Bereich "Finance"‘.

Ausgehend von der globalen Finanzkrise im Jahr 2007 beschäftigte sich Prof. Dr. Uhde mit einer Analyse der variablen Gehaltsbestandteile von Bankmanagern. Dabei interessierte die Frage, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der Höhe der variablen Gehaltsbestandteile und der Risikofreudigkeit der Manager. Zentrale Fragen waren dabei z. B., wie sich effizientes Risikoverhalten mittels eines Modells erklären lässt, ob und warum es ggfs. Abweichungen zwischen ökonomischer Realität und ökonomischem Modell gibt und ob es empirische Evidenz für mögliche Abweichungen gibt.

Prof. Dr. Uhde führte zur Beantwortung dieser Fragen für die Zuhörer sehr anschaulich in ein einfaches ökonomisches Modell ein und erläuterte an diesem sehr anschaulich den Zusammenhang zwischen eingegangenem Risiko und damit einhergehendem Ertrag. Es wurde schnell deutlich, dass mit steigenden Erträgen auch ein steigendes Risiko einhergehe. Auch wenn Bankmanager zunächst keinen Anreiz hätten, exzessives Risiko einzugehen, könnte dies durch in Aussicht gestellte Boni (-> kurzfristiger Erfolg) oder Aktienoptionen (-> eher langfristiger Erfolg) erhöht werden. Auch Druck zur Gewinnmaximierung kann das eingegangene Risiko erhöhen.

In einer empirischen Studie, die Prof. Dr. Uhde in einem Forscherteam selbst durchgeführt hatte, konnte er exzessives Risikoverhalten von Bankmanagern empirisch belegen. Dabei berief er sich auf einen Datensatz, bestehend aus Daten von 63 Banken in Europa der letzten zehn Jahre. Daran knüpfen sich dann eine Reihe von Fragen an: Wie kann exzessives Risikoverhalten von Bankmanagern eingedämmt werden? Gelten die Befunde auch bei kleinen Banken? Oder wie lassen sich gute Bankmanager (bei z. B. geringeren variablen Gehaltsbestandteilen) in Europa halten? Diese und weitere Fragen führten über in eine anregende Diskussion mit einem interessierten Publikum aus Angehörigen der Fakultät sowie Studierenden oder auch Schülern eines Paderborner Berufskollegs.

Mit diesem Vortrag beendete die Vortragsreihe ihr Programm im Sommersemester 2014. Im Wintersemester werden weitere Vorträge angeboten. Los geht es dann am 05.11.2014 um 16 Uhr (c. t.) mit einem Vortrag von JProf. Dr. Geierhos, Lehrstuhl für  Wirtschaftsinformatik, insb. semantische Informationsverarbeitung, zum Thema: „Der Führungswechsel im Unternehmen – Fluch oder Segen? Identifikation mit Meinungsbildern in der aktuellen Presse“.

Die Vortragsreihe ist eingebunden in das Projekt zur „Professionalisierung der Studieneingangsphase“, das von Prof. Dr. H.-Hugo Kremer und Prof. Dr. Martin Schneider an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften geleitet wird. Das vollständige Programm der WIWI-Vortragsreihe ist im Internet unter http://wiwi.upb.de/vortragsreihe verfügbar.
 

Weitere Informationen zur Vortragsreihe:

Eva Rüschen M. Sc.
Universität Paderborn
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Department 5: Wirtschaftspädagogik
Telefon: +49 (0) 52 51 / 60 – 5433
E-Mail: eva.rueschen@wiwi.upb.de