15 Studierende und Doktoranden kehren von Reise in den Iran zurück

Am 19. Februar waren 15 Studierende und Doktoranden aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und dem Libanon gemeinsam nach Qom im Iran gereist. Begleitet wurde die Fahrt von Prof. Dr. Klaus von Stosch, Professor für Katholische Theologie und Vorsitzender des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (Universität Paderborn), sowie Prof. Dr. Reinhold Bernhardt, Professor für Evangelische Theologie (Universität Basel), und Prof. Dr. Margareta Gruber OSF, Professorin für Katholische Theologie (Philosophisch-theologische Hochschule Vallendar). Die Studienreise fand  im Rahmen des vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderten Projekts „Hochschuldialog mit der islamischen Welt“ statt, das 2010 von Anna Fischer und Hamideh Mohagheghi ins Leben gerufen worden war.

Eingeleitet wurde die Studienreise von einer zweitägigen öffentlichen theologischen Konferenz zum Thema „Jesus in Bibel und Koran“, auf der iranische und deutsche Professorinnen und Professoren als Referentinnen und Referenten vortrugen und diskutierten. Studierende und Doktoranden antworteten aus ihrer Perspektive auf die Vorträge und stiegen in die oft sehr lebendig geführten Diskussionen mit ein. Eine besondere Ehre war es, dass auch die international renommierte Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Angelika Neuwirth an dieser Konferenz und an den ersten Tagen der Begegnung teilnahm. In ihrem Vortrag stellte sie den Koran und seine vielfältige Verbindung zur europäischen Geschichte und Kultur heraus.

Das theologische Programm zum Thema „Jesus in Bibel und Koran“ wurde im Anschluss an die Konferenz dann vertieft. In den weiteren Vorträgen  und Diskussionen wurde beispielsweise Jesus als Wort Gottes und Jesus als Prophet bedacht. Dabei ergaben sich überraschend viele Gemeinsamkeiten im Verständnis aus schiitischer und christlicher Perspektive, aber auch bleibende Unterschiede wie die Identifizierung Jesu Christi mit dem innertrinitarischen Logos wurden ernstgenommen und diskutiert. Neben den Vorträgen standen auch Workshops auf der Agenda, so dass eine intensive Begegnung der Studierenden und Doktoranden auch in Kleingruppen möglich war.

Aber auch das kulturelle Programm kam nicht zu kurz. Während in der ersten Woche spirituelle Stätten in Qom wie der Schrein der Fatima Masuma, der Schwester des 8. Imams, und die Jam Karan Moschee besucht wurden, standen in der zweiten Woche Städtetouren in der historischen Stadt Isfahan und in der Hauptstadt Teheran auf dem Programm. Dabei hatten die iranischen und deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, auch christliche, jüdische und zoroastrische Gemeinschaften zu besuchen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. So öffnete beispielsweise eine Synagoge in Isfahan ihre Türen zum Shabbat-Gebet und der Erzbischof der Teheraner Diözese der Armenisch-Apostolischen Kirche, Sebouh Sarkissian, lud ein zum Gespräch in seinem Empfangssaal. Ein intensiver Einblick in die religiöse Landschaft des Irans wurde somit möglich. Während der Spaziergänge auf den Basaren voller Gerüche und Farben, in den Parks in gemütlicher Atmosphäre zwischen picknickenden iranischen Familien und beim Essen, typisch iranisch auf dem Teppich sitzend mit einer Vielfalt iranischer Speisen vor sich, ergaben sich Gespräche, die das Verstehen des Anderen auch über die theologisch-wissenschaftlichen Diskurse hinaus ermöglichten.

Als die deutschsprachige Gruppe am frühen Morgen des 5. März in den Bus stieg, um ihre Reise zurück nach Deutschland anzutreten, sang wie zum Abschied noch einmal der Muezzin über den Dächern von Teheran. Traurig über die Abreise, aber auch voller Vorfreude auf das Wiedersehen bei der Gegenbegegnung in Paderborn im August 2014 verabschiedeten sich die Teilnehmenden von den iranischen Freundinnen und Freunden.
 

Ann-Christin Baumann
Anna Fischer
Universität Paderborn
Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften (ZeKK)

Foto (Lukas Wiesenhütter): Gruppenfoto in der Universität der Religionen und Denominationen (Qom)
Foto (Lukas Wiesenhütter): Gruppenfoto in der Universität der Religionen und Denominationen (Qom)