Interdisziplinäre Tagung „Planlos! Zu den Grenzen von Planbarkeit“ an der Universität Paderborn vom 28.-30. August 2013

Die interdisziplinäre Tagung „Planlos! Zu den Grenzen von Planbarkeit“ führt vom 28.-30. August an der Universität Paderborn Vertreterinnen und Vertreter der Medien-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie praxisnaher Bereiche wie der Stadtplanung und der Architektur zusammen. Anhand theoretischer Überlegungen und konkreter Beispiele wird diskutiert werden, seit wann und aus welchen Gründen Planbarkeit an ihre Grenzen gestoßen ist und wo sich die Tendenz zu absichtlicher Planlosigkeit etabliert hat.

Die Tagung strebe an, so der Wissenschaftler Christian Köhler vom Graduiertenkolleg Automatismen, ein breiteres und tieferes Verständnis der Grenzen von Planbarkeit und von Mechanismen ungeplanter Entwicklungen zu erarbeiten: „Dies verspricht, neue Perspektiven zum Verständnis aktueller gesellschaftlicher Probleme bereitzustellen und Grundlagen zur Erarbeitung neuer Problemlösungsstrategien anzubieten."

Es zeige sich in Bereichen, die traditionell zum Zweck ihrer Einschätzung und Steuerung minutiös geplant wurden, so die Veranstalter der Tagung, dass dieses Vorgehen immer öfter an seine Grenzen stoße. Beispiele seien Großbauprojekte des Bundes und der Länder wie Stuttgart 21 oder die Elbphilharmonie in Hamburg. In immer mehr Bereichen des alltäglichen Lebens würden deswegen Aspekte einer gewissen Planlosigkeit überlassen. Erfahrung und Hoffnung sei, dass sich bestimmte Dinge „von selbst“ ergäben und so scheinbar zu besseren Ergebnissen führten, als durch vorherige Planung. Virales Marketing beispielsweise setze darauf, dass sich Werbemittel über unüberschaubare Kanäle von selbst verbreiteten. In der Wirtschaft werde seit einigen Jahren von adaptiver Strategieplanung gesprochen, in der die Strategie erst retrospektiv fassbar werde.

Die Tagung wird vom interdisziplinären Graduiertenkolleg „Automatismen. Kulturtechniken zur Reduzierung von Komplexität“ organisiert und richtet sich an Wissenschaftler und die interessierte Öffentlichkeit. Eine Anmeldung ist bis zum 21. August erforderlich: koord@gk-automatismen.upb.de.

Tagung: Donnerstag, 29. August, Beginn 14 Uhr, bis Samstag, 31. August, Universität Paderborn, Raum P1.3.10. Kontakt: Matthias Koch, Christian Köhler, Julius Othmer, Andreas Weich, Tel.: 05251-60-3772, planlos@lists.upb.de, Internet: www.upb.de/institute-einrichtungen/gk-automatismen/tagungen/
 

Programm
 

Mittwoch, 28. August 2013

14.00 Uhr
Christian Heinemeyer: „Planung und Vormoderne. Zu den Grenzen von Planbarkeit im Spätmittelalter“

16.15 Uhr
Arianne Leendertz: „Die Grenzen politischer Planbarkeit. Die Entdeckung gesellschaftlicher Komplexität in Sozialwissenschaften und Politik in den 1970er Jahren“

17.30 Uhr
Stefan Meißner: „Kontrolle statt Steuerung. Erkundungen gegenwärtiger Techniken des Sozialen“

18.15 Uhr
Nils Matzner: „Engineering the Climate. Politik und Planung der Klimainterventionen“
 

Donnerstag, 29. August 2013

9.45 Uhr
Keynote: Holger Rust: „Nichts ist vergänglicher als die Zukunft. Strategien für den Umgang mit unplanbaren Herausforderungen jenseits von Kennzahlformalismus und Trendvisionen“

11.15 Uhr
Uli Meyer/Arnold Windler: „Innovation in der Halbleiterindustrie. Zum Versuch der Planbarmachung der Zukunft“

12.00 Uhr
Pascal Geißler: „Rechenhaftigkeit und die Erweiterung der Planbarkeit in der modernen Ökonomie“

14.15 Uhr
Christian Erlinger: „Bemerkungen zur Ohnmacht der planenden Vernunft“

15.00 Uhr
Jan Henschen: „Die Ordnung des Drehbuchs. Zu Planungsphantasmen und Kontingenzoptionen in der Filmproduktion“

16.15 Uhr
Gerhard Hutter: „‚Unplanbarkeit‘ in der Stadt- und Regionalplanung. Von der Vorliebe für Dualitäten zur Suche nach dem ausgeschlossenen Dritten“

17.00 Uhr
Christa Kamleithner: „Mit dem Markt planen. Zu den epistemischen Voraussetzungen modernen Stadtplanung“
 

Freitag, 30. August 2013

10.00 Uhr
Julia Gill: „Das Unplanbare planen? Nutzung und Gebrauch als Entwurfsparameter im Wohnungs- u. Siedlungsbau“

10.45 Uhr
Oliver Schürer: „Architekturentwicklung zwischen Automaten und Automatismen“

12.00 Uhr
Christoph Sorge: „Rolle des Zufalls in der IT-Sicherheit“

12.45 Uhr
Benedikt Neuroth: „Planung versus Privatsphäre? Die Debatte um ein Nationales Datenzentrum in den USA der 1960er Jahre“

14.30 Uhr
Solvejg Nitzke: „Das Unvorhersehbare planen. Katastrophen zwischen Szenario und Science Fiction“

15.15 Uhr
Deniz Bayarek/Sarah Reininghaus: „(un-)geplante Bewegungen. Literarische und filmische Inszenierungen von Tourismus und Migration“

16.00 Uhr
Schlussworte/Ende der Tagung