“Streitfall Erlösung: Soteriologie im christlich-muslimischen Gespräch“ – Ergebnisreiche Fachtagung vom 14.-16. März 2013 in der Katholischen Akademie Schwerte

Am vergangenen Wochenende kamen renommierte internationale christliche und muslimische Wissenschaftler auf einer Fachkonferenz zusammen, um das brisante Thema Erlösungsglaube aus systematisch-theologischer Perspektive zu erörtern. Der Erlösungsglaube scheint neben dem trinitarischen Bekenntnis zweifelsohne die zentrale Trennlinie zwischen Christentum und Islam zu sein. Gerade das Bekenntnis, Gott sei in Christus Mensch geworden, um die Menschen von der Sünde zu erlösen, wird von Muslimen zumeist heftig bestritten, weil im Islam weder die Überzeugung gilt, Gott sei Mensch geworden, noch sei der Mensch überhaupt der Erlösung von der Sünde bedürftig.

Der Auftakt der Tagung wurde bemerkenswerterweise mit Frau Rabbinerin Dr. Erlisa Klapheck von einer Jüdin bestritten. Die anschließenden christlichen und muslimischen Beiträge zeigten auf, dass der Begriff der Erlösung keineswegs eine unhinterfragt voraussetzbare Hermeneutik besitzt und seine Bedeutung sowohl zwischen Christen und Muslimen als auch in den einzelnen Denominationen umstritten ist. Umso bemerkenswerter erschien es daher, dass sich im Laufe des Diskurses eine Annäherung an den Begriff entwickelte, die wegweisend für eine gemeinsame Hermeneutik des Begriffs Erlösung sein kann.

„Möglicherweise haben wir noch keine gemeinsame Begriffsbasis im Sinne eines interreligiös zustimmungsfähigen Katalogs, aber wir haben auf dieser Tagung eine Basis gewonnen, die einen Diskurs über das Begriffsfeld der Soteriologie überhaupt erst möglich macht und einen optimistischen Vorgriff auf ein gemeinsames Sprachspiel erlaubt“, so Aaron Langenfeld, Mitveranstalter der Tagung, der seine Dissertation zum Thema des Erlösungsbegriffs im christlich-muslimischen Gespräch verfasst, nach der Konferenz. Die positive Bilanz bekräftigte auch Prof. Dr. Milad Karimi: „Insofern die christliche Theologie sich zusehends von der klassischen Form der Erbsündenlehre zu trennen scheint, bieten sich hier ganz neue Gesprächsmöglichkeiten für Christen und Muslime.“ Prof. Dr. Klaus von Stosch, Vorsitzender des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften und Mitveranstalter der Tagung, fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen: „Es ist grundsätzlich gut, wenn sich Vertreter verschiedener Religionen zum Diskurs über umstrittene Themen zusammenfinden. Lassen sich aber über das Diskursanliegen selbst hinaus echte Annäherungs- und Verständigungsergebnisse aufweisen, dann kann man eine solche Konferenz durchaus als vollen Erfolg bezeichnen.“

Weitere Informationen zu Programm und Verlauf der Tagung finden Sie unter: www.upb.de/zekk/
 

Aaron Langenfeld
Universität Paderborn
Institut für Katholische Theologie

Abbildung: Prof. Dr. Milad Karimi, Prof. Dr. Klaus von Stosch und Aaron Langenfeld in der Diskussion.
Abbildung: Prof. Dr. Milad Karimi, Prof. Dr. Klaus von Stosch und Aaron Langenfeld in der Diskussion.