„Die Grauen Wölfe heulen wieder“ – Vortrag mit anschließender Diskussion über den türkischen Nationalismus am 15.6.

Pressemitteilung AStA, 07.06.11. Vortrag mit anschließender Diskussion über den türkischen Nationalismus in der Türkei und in Deutschland am 15.6.2011, 19.00 Uhr im Hörsaal H3.

Der türkische Nationalismus gehört in der Türkei zur Staatsdoktrin. Nach dem Untergang des Osmanischen Reiches versuchte die türkische Republik eine einheitliche Nation zu schaffen. Schon die Jungtürken wollten vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges das Osmanische Reich reformieren und während des Weltkrieges vollendete Tatsachen schaffen. Der Genozid an den Armeniern ist ein Beleg dafür.


Der türkische (und muslimische) Nationalismus ist ein Ergebnis des Zusammenbruches des Vielvölkerreichs und der Unabhängigkeitsbestrebungen der Nicht-Türken, aber auch die Sehnsucht der Jungtürken nach alter imperialer Größe in einem türkisch-nationalen Gewand. In der Gegenwart wird der türkische Nationalismus aus den innertürkischen Konflikten genährt.


Die Niederlage im Ersten Weltkrieg zerstörte den Größenwahn der Jungtürken und führte zur Besetzung des Osmanischen Reiches. Mit dem von Mustafa Kemal (später Atatürk) gewonnenen Unabhängigkeitskrieg konnte die Türkische Republik gegründet und die Wandlung in einen Nationalstaat vollendet werden.

Mit Alparslan Türkes kehrte der türkische Nationalismus in seinem Größenwahn zurück. Antikommunismus, Antisemitismus und ab den 1980er Jahren antikurdische Hetze, sind wichtige Stützpfeiler der von Alparslan Türkes gegründeten MHP (Partei der Nationalen Bewegung) und der Grauen Wölfe. Auch wenn die MHP der Türkei heutzutage bürgerlicher und gemäßigter daherkommt, versuchen sie stets weiterhin ihre nationalistische Ideologie an die Menschen zu vermitteln.
Die nationalistische Ideologie übt u. a. durch die Anschläge in Solingen oder Mölln unter den türkischen Jugendlichen in Deutschland eine anziehende Faszination aus. Im Gegensatz zu früher werben die Ideologen durch mehr Freizeitangebote. Allein in NRW gibt es ca. 70 sogenannte Kultur- und Idealistenvereine.

 

Ein Beispiel für ein vermehrtes und öffentliches Auftreten türkischer Faschisten in Deutschland ist ein Vorfall, der an der FH Frankfurt während einer StuPa-Sitzung im Dezember stattgefunden hat. Innerhalb der Sitzung kam es von Seiten der BesucherInnen zunächst zu sexistischen, homophoben und rassistischen Äußerungen gegenüber ParlamentarierInnen („Du Kurden-Schlampe“). Als die BesucherInnen aufgefordert wurden, die Sitzung für einen nicht-öffentlichen Tagesordnungspunkt zu verlassen, kam es zu Handgreiflichkeiten und einem Reizgasangriff auf einen ParlametarierInnen, welcher aufgrund eines Asthmaanfalls notärztlich behandelt werden musste. Nach Informationen von AntifaschistInnen handelte es sich bei den „Gästen“ um Personen, die Gruppierungen aus dem Spektrum der türkischen Rechts-Nationalisten wie den „Grauen Wölfen“ nahe stehen.

(weitere Infos unter: http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,740963,00.html)

 

Auch für LehramtsstudentInnen und bereits praktizierende LehrerInnen, die in Zukunft in den Grundschulen unterrichten wollen, sollte das Thema sehr interessant sein. Nicht selten kommt es vor, dass ein Lehrer oder eine Lehrerin den sogenannten „Stillen Fuchs“ verwendet (Mittel- und Ringfinger treffen geschlossen auf den Daumen, Zeige- und kleiner Finger stehen gerade nach oben ab), um den SchülerInnen zu demonstrieren, dass sie ruhig sein sollen. Dass der „Stille Fuchs“ jedoch ebenfalls das Symbol der „Grauen Wölfe“ ist und dem Hitlergruß gleichgesetzt werden kann, wissen die wenigsten. Auch die drei Halbmonde oder der heulende Wolf in einem Halbmond sind Zeichen der türkischen Faschisten, die Kinder oder Jugendliche oft unreflektiert auf ihrem Handy haben. LehrerInnen sollten sich zu Aufgabe machen, dieses Unwissen in Wissen umzuwandeln.

 

In dem Vortrag des Sozialwissenschaftlers Ali Sirin soll die Geschichte des türkischen Nationalismus, die Ideologie der Grauen Wölfe und der Einfluss des türkischen Nationalismus auf die türkischen Jugendlichen thematisiert und diskutiert werden.

 

Allgemeiner Studierendenausschuss

Universität Paderborn