Die Renaissance der Renaissance – Interdisziplinäres Forschungsprojekt der Universität Paderborn zum Erhalt des kulturellen Erbes erhält Förderung von der DFG

Unter der Projektbezeichnung „studiolo communis“ erhält ein interdisziplinäres Forscherteam an der Universität Paderborn über einen Zeitraum von 2 Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) 378.000 Euro, um Forschungsarbeiten zum Erhalt des kulturellen Erbes mit digitalen Techniken zu unterstützen.

In der Renaissance entstand ein spezieller Raumtyp, Studiolo genannt, der mit Kunstwerken, Studienobjekten, Büchern und Portraits großer Männer ausgestattet war. Es war ein Ort des Sammelns, Studierens und der Besinnung, vergleichbar mit dem Laboratorium in den Naturwissenschaften und eng mit dem humanistischen Ideal des Gelehrten verknüpft. Heute findet Forschung in anderen Räumen und mit anderen Mitteln statt. Mittlerweile prägen vernetzte Computer den Arbeitsplatz des Wissenschaftlers. Die Studienobjekte sind digitalisiert und verteilt auf Festplatten, in Datenbanken und im Internet abgelegt und können über unterschiedliche Programme genutzt werden.

Im Rahmen des Projekts soll eine virtuelle Forschungsumgebung aufgebaut werden, in der unterschiedlichste Forschungsobjekte aus verteilten Archiven arrangiert, kommentiert und miteinander verknüpft werden können, um speziell im Bereich der Kunst- und Architekturgeschichte das Arbeiten mit Bildern, vermehrt aber auch mit Audio- und Videodateien zu unterstützen. „Obwohl wir bereits umfangreiche technische Systeme einsetzen und beispielsweise das Paderborner Bildarchiv aufgebaut haben, ist vieles, was wir uns von der neuen Forschungsumgebung versprechen, bislang noch nicht oder nur sehr umständlich möglich“, erläutert Prof. Dr. Eva-Maria Seng, die mit ihrem UNESCO Kompetenzzentrum „Materielles und Immaterielles Kulturerbe“ Impulsgeberin und Pilotanwenderin der Forschungsumgebung ist.

„Die Forschungsumgebung“, so Informatik-Professor Reinhard Keil vom Heinz Nixdorf Institut, „soll nicht nur Arbeitsplatz sein, sondern auch die Kooperation zwischen Wissenschaftlern fördern. Dazu haben wir an der Universität Paderborn mit unserem Konzept der kooperativen Wissensräume eine tragfähige Basis entwickelt, die im Bereich eLearning bereits erfolgreich im Einsatz ist.“ Seiner Arbeitsgruppe obliegt zusammen mit dem Zentrum für Informations- und Medientechnologien (IMT) die technische Entwicklung.

„Mit einem DFG-Projekt, an dem Kulturwissenschaftler, Informatiker und das Zentrum für Informations- und Medientechnologien beteiligt sind, stellt die Universität Paderborn wieder einmal ihre interdisziplinäre Ausrichtung unter Beweis“, betonte Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch in seiner Ansprache zur Auftaktveranstaltung am 9. Juli. Er verwies zugleich darauf, dass „eScience, d. h. der Einsatz elektronischer Medien im Forschungsbetrieb, an der Universität der Informationsgesellschaft eine bedeutsame Rolle spielt.“

„Wir freuen uns, dass unsere Maßnahmen zur technischen Unterstützung der wissenschaftlichen Arbeit aus den bundesweit fast 100 Projektanträgen ausgewählt wurden“, freute sich auch Dr. Gudrun Oevel, Leiterin des IMT, „um über die Realisierung neuartiger Ideen hinaus auch den Betrieb der Forschungsumgebung und die Integration in die technische Infrastruktur abzusichern.“

Zwei Jahre haben die beteiligten Wissenschaftler nun Zeit, ihre Projektideen umzusetzen. Dann soll nicht nur das UNESCO Kompetenzzentrum durch eine neue Forschungsumgebung unterstützt werden, sondern auch eine Übertragung auf andere Fächer stattfinden. Die Beteiligten hoffen, dass der „Aufbau einer ko-aktiven Arbeitsumgebung für den erweiterten Forschungsdiskurs in der Kunst- und Architekturgeschichte“, so der Langtitel des Projekts, auf diese Weise selbst Geschichte schreiben wird, wenn auch im kleinen Maßstab.

Foto (Universität Paderborn, Frauke Döll): V. li.: Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch, Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Dr. Gudrun Oevel und Prof. Dr. Reinhard Keil
Foto (Universität Paderborn, Frauke Döll): V. li.: Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch, Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Dr. Gudrun Oevel und Prof. Dr. Reinhard Keil