Vortrag von Dr. Bärbel Küster am Dienstag, 15. Juli über „Primitivismus – das utopische Moment zwischen Kolonialismus und Postkolonialismus“

Dr. Bärbel Küster, Kunsthistorikerin und Wissenschaftliche Assistentin am Institut für Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart, hält am Dienstag, 15. Juli, einen Vortrag über „Primitivismus – das utopische Moment zwischen Kolonialismus und Postkolonialismus“. Die Veranstaltung findet auf dem Uni-Campus im Gebäude P (Pohlweg), Raum P1. 102, statt und dauert von 14.00-16.00 Uhr. Die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

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Weitere Informationen zum Vortrag

Entgegen der verbreiteten Annahme, dass der Primitivismus des 20. Jahrhunderts vor allem an einer Entfesselung von primitiven Kräften oder der Entlehnung eines Formvokabulars aus sogenannten primitiven Gesellschaften interessiert war, soll in dem Vortrag die These vertreten werden, dass in vielen Werken der bildenden Kunst ein anthropologisches Argument steckt, das den Utopien der Aufklärung folgt. Nämlich der Idee eines universal Menschlichen, eines Verbindungselements zwischen Menschen verschiedener Kulturen und Zeiten. Um 1900 erlitt diese Idee unter den Vorzeichen des Kolonialismus mit der anthropologischen Fotografie einen wissenschaftlichen Angriff, der von Künstlern wie Matisse und Picasso jedoch unter Verwendung des gleichen Bildmaterials im Sinne der Utopie umgedeutet wurde.

Der Universalismus verschwindet unter den Vorzeichen des Postkolonialismus nicht. Für das kreative Schaffen und die Kunstproduktion kann heute nicht mehr von „Primitivismus“ die Rede sein, der Begriff hat mit allen seinen imperialistischen Implikationen ausgedient. Dagegen wird sein utopisches Moment besonders von heutigen Künstlern in der westlichen Welt ebenso wie von Theoretikern und Künstlern jenseits der westlichen Kunstszenen aufgegriffen, um am Kunstmarkt und in einer globalisierten Welt bestehen zu können. Der öffentliche Vortrag begleitet das Seminar „Primitivismus (1750-1980)“ von Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Fakultät für Kulturwissenschaften.

Foto: Kunsthistorikerin Dr. Bärbel Küster, Universität Stuttgart
Foto: Kunsthistorikerin Dr. Bärbel Küster, Universität Stuttgart