Dr. Wolfgang Kühnhold verabschiedete sich mit „Was ihr wollt“ in den Ruhestand – Studiobühne zu beachtenswerter Professionalität geführt

Universität Paderborn: Dr. Wolfgang Kühnhold verabschiedete sich mit „Was ihr wollt“ in den Ruhestand – Studiobühne zu beachtenswerter Professionalität geführt

Wer nach 38 Jahren ohne Wehmut in den Ruhestand gehen kann, hat in seinem Leben mit Sicherheit einiges richtig gemacht. So wie Dr. Wolfgang Kühnhold, Leiter der Studiobühne der Universität Paderborn und dort gleichzeitig noch Lektor für Sprecherziehung, der am vergangenen Samstag mit der Inszenierung des Shakespeare-Stückes „Was ihr wollt“ seinen Abschied nahm.

„Es überwiegt die Freude, dass ich viele Studierende auf die richtige Bahn bringen konnte“, meinte Kühnhold, der vielen Studentinnen und Studenten der Universität Paderborn besonders durch den Eingangssprachtest zu Studienbeginn ein Begriff ist. Der Akademische Direktor entdeckte bereits früh seine Leidenschaft für das Theater. So geht die Gründung der „jungen Bühne 61“ in Oberhausen maßgeblich auf die Initiative des Regisseurs, Schauspielers und Rezita-tors zurück. Trotz alledem absolvierte der heute 65-Jährige zunächst ein Lehramtsstudium in Münster und wirkte dort als studentischer Mitarbeiter am Lektorat für Sprecherziehung und Vortragskunst sowie der dortigen Studiobühne mit. Nach seinem Staatsexamen und der Promotion berief ihn 1970 schließlich der Gründer der Paderborner Studiobühne, Friedrich Kienecker, als Lektor für Sprecherziehung nach Paderborn. Damit verbunden war zugleich die Übernahme der studentischen Theatergruppe.

„Ein absoluter Glückfall für die Universität, denn unter Wolfgang Kühnhold hat sich die Studiobühne zur edlen Schaumschicht, die auf dem universitären Alltag schwimmt, entwickelt. Sie hat mittlerweile eine Professionalität erreicht, die sonst an kaum einer anderen Universität zu finden ist. Wolfgang Kühnhold hat es geschafft, das Theater an der technikorientierten Universität Paderborn fest zu etablieren“, sparte Prof. Dr. Norbert Otto Eke, Prodekan der Fakultät für Kulturwissenschaften, in seinem Grußwort dann auch nicht mit Lob für den künftigen Ruheständler.

Diesem war besonders die Vermittlung von gesprochener Dichtung ein großes Anliegen. Kühnhold war es für seine Inszenierungen stets wichtig, den Autor und seinen Text in den Vordergrund zu stellen. Dementsprechend in seiner höchst unterhaltsamen Re-giearbeit zu Shakespeares turbulenter Lie-beskomödie „Was ihr wollt“.

Der selbst schauspielerfahrene Kühnhold weiß natürlich, dass ein Regisseur ohne sein Ensemble gar nichts ist. „Wolfgang Kühnhold ist ein Multitalent, der autoritär sein kann, dabei aber nie verletzend ist. Er verlangt viel Disziplin und Engagement von seinen Schauspielern und bringt sie dadurch immer wieder zu Höchstleistungen“, führte Prof. Dr. Friedmar Apel, Literaturwissenschaftler und Buchkritiker an der Universität Bielefeld, in seiner Laudatio aus. Überzeugende Höchstleistungen wie von den dreizehn Schauspielern auch während der letzten Aufführung auf die Bühnenbretter gespielt. Nicht verwunderlich also, dass es ehemalige Studenten Kühnholds mittlerweile erfolgreich z. B. bis in die Paderborner Kammerspiele geschafft haben.

Darüber hinaus hat er aber auch die fast vergessene Kunst der Rezitation neu belebt und zu einem festen Programm im Veranstaltungsplan der Universität Paderborn verankert. „Während die moderne Universitätslandschaft durch den Gebrauch hohler Phrasierungen wie Soft Skills und die jeweilige Suche nach einer Sinn gebenden Corporate Identity hochqualifizierte, letztendlich aber leere Bildung vortäuscht, hat Wolfgang Kühnhold Inhalte geschaffen und konkret etwas für die Entwicklung seiner Studenten getan. Dafür brauchte er keine heutzutage üblichen lächerlichen Krawallinszenierungen sondern setzte auf effektvolles und dramatisches Sprechtheater. Darauf kann die Universität Paderborn stolz sein“, meinte Apel weiter.

Wirklich zur Ruhe kommen wird Kühnhold allerdings nicht. Schließlich war er auch neben der Universität Paderborn stets künstlerisch aktiv. Zum Beispiel als Intendant des „Dalheimer Sommers“ oder aber mit diversen Rezitationsprogrammen und Schauspielaufgaben, die ihn vielleicht mal wieder auf die Paderborner Studiobühne zurückführen werden. Das Lektorat für Sprecherziehung wird er erst einmal weiterführen.

Die Leitung der Studiobühne hat der Sprach- und Literaturwissenschaftler Dr. Hans Moeller übernommen. „Es gilt viel zu bewahren, was Wolfgang Kühnhold hier aufgebaut hat. Darüber hinaus möchte ich aber auch Tanzdarbietungen sowie die zeitgenössische Musik stärker in den Spielplan aufnehmen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Medienwissenschaften ausbauen“, blickte Moeller bereits in die Zukunft.


Text: Mark Heinemann


Fotos (Mark Heinemann):

Verabschiedung – Dr. Wolfgang Kühnhold (li.) trat seinen wohlverdienten Ruhestand an, Prof. Dr. Friedmar Apel (re.) hielt dazu die Laudatio. Neuer Leiter der Paderborner Studiobühne ist Dr. Hans Moeller

Im Mittelpunkt – Dr. Wolfgang Kühnhold und der Laudator Dr. Friedmar Apel (m.) zwischen dem Ensemble der Paderborner Studiobühne.