Nach fast 30 Jahren erfolgreicher Tätigkeit als Hochschullehrer wurde der frühere Rektor der Universität Paderborn im Rahmen einer Festveranstaltung am 17. April aus dem aktiven Hochschuldienst verabschiedet.
Beim Festakt im Auditorium maximum mit ca. 350 Gästen haben Präsident Prof. Dr. Wilhelm Schäfer, der Dekan der Fakultät Maschinenbau, Prof. Dr. Volker Schöppner, und die Studierenden der Fachschaft Maschinenbau die Leistungen von Prof. Dr. Richard in Lehre und Forschung gewürdigt.
Die außeruniversitären Aktivitäten Richards wurden in den Beiträgen vom Ausbildungsleiter der Benteler Deutschland GmbH, Thomas Koch, und dem Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Verbands für Materialforschung und -prüfung, Lothar Krüger, besonders hervorgehoben. Das erfolgreiche Wirken des Lehrstuhls Angewandte Mechanik wurde von Prof. Dr. Gunter Kullmer vorgestellt.
Prof. Dr. Wilhelm Schäfer betonte die Nachhaltigkeit des Wirkens von Prof. Dr. Richard: „Die Wende zu einer Forschungsuniversität war ein Meilenstein, den wir Ihnen zu verdanken haben.“ Er bedankte sich außerdem für die Hilfestellung in den letzten Jahren. Prof. Dr. Volker Schöppner betonte dies ebenfalls: „Hans Albert Richard hat während seiner Zeit an der Uni sehr viel bewegt“. Außerdem nannte er sein Engagement in der Lehre „kompromisslos“.
Richard, der am 1. November 1986 seinen Dienst als Professor für Angewandte Mechanik (FAM) an der Universität Paderborn antrat, hat sein Schlusswort unter das Thema „Professor zu sein ist wunderbar“ gestellt.
Der gebürtige Hesse kam nach einer Berufsausbildung zum Maschinenschlosser, dem Studium des Maschinenbaus an der Ingenieurschule Frankfurt a. M. sowie Studium, Promotion und Habilitation an der Universität Kaiserslautern nach Paderborn. Bereits im Jahr 1989 wurde er Dekan des Fachbereichs Maschinentechnik und von 1991 bis 1995 leitete er die Universität Paderborn als Rektor. Nach dieser für die damalige Universität-Gesamthochschule mit den Standorten Paderborn, Höxter, Meschede und Soest erfolgreichen Periode widmete er sich erneut mit ganzer Kraft der Lehre und der Forschung. 180 Lehrveranstaltungen mit Themen wie „Technische Mechanik – Statik, Festigkeitslehre und Dynamik“, „Strukturanalyse“, „Rechnergestützte Produktoptimierung – Praxisbeispiele“, „Ermüdungsrisse“ und „Betriebsfestigkeit“ wurden von insgesamt etwa 10.000 Studierenden besucht und erhielten stets Bestnoten bei der studentischen Veranstaltungskritik. Für herausragende Lehre erhielt er den Preis der Fachschaft der Fakultät für Maschinenbau.
Die Forschung mit den Schwerpunkten „festigkeitsoptimierte und bruchsichere Gestaltung von Bauteilen und Strukturen“ und „Schadensanalyse“ führte zu mehr als 300 Fachpublikationen. Seine Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Mixed-Mode-Rissausbreitung wurden 2004 in Stockholm mit der Griffith-Medaille ausgezeichnet. Zudem sind in der Zeit als Hochschullehrer an der Universität Paderborn acht Fachbücher für Lehre und Praxis entstanden.
Außerhalb der Hochschule ist Richard u. a. im Vorstand des Deutschen Verbandes für Materialforschung und -prüfung, im Kuratorium der Peter Gläsel Stiftung sowie im Beirat des Technologieparks Paderborn aktiv. Er war zudem von 1994 bis 1999 Mitglied im Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Paderborn und moderiert seit vielen Jahren die Abschlussveranstaltung der Vorlesungsreihe „Unternehmensgründungen aus der Universität“.
Hans Albert Richard bleibt der Universität auch weiterhin verbunden. Als Seniorprofessor wird er Forschungsarbeiten betreuen, Unternehmen beraten sowie eine Lehrveranstaltung im Masterstudium Maschinenbau anbieten. Sein Lebensmittelpunkt bleibt auch in Zukunft Paderborn.
Richards Rektorzeit war geprägt von umfassenden Bautätigkeiten auf dem Campus und einer stärkeren Betonung der Qualität der Lehre. 1994 wurde das Audimax eingeweiht und die ehemalige Nixdorf-Hauptverwaltung an der Fürstenallee mit 11.000 m² Nutzfläche für die Universität erworben. Für unterschiedliche Aktivitäten in der Lehre – ein Tutorenprogramm, die studentische Veranstaltungskritik und das „Paderborner Modell“ – bewilligte das Land mehrere Millionen DM. Beim „Paderborner Modell“ hatten die Studierenden erstmals ein Vorschlags- und ein Vetorecht bei Maßnahmen zur Verbesserung der Lehrsituation.
