Kunstunterricht digital und mobil?! – „Kunstunterricht ist mehr als nur Wasserfarben und Bleistift“

Solche oder ähnliche Aussagen zogen sich durch den gesamten Vortrag von Prof. Dr. Rebecca Schmidt, Professorin für Kunstdidaktik an der Universität Paderborn. Im Rahmen ihres Vortrags am 13. Dezember zeigte sie die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Tablets im schulischen Kunstunterricht auf.

Zunächst erläuterte sie hierfür das allgemeine Potenzial von Tablets und insbesondere im Kunstunterricht. Bei Letzterem betonte sie vor allem die vielfältigeren Möglichkeiten zu Experimentieren im Vergleich zu den traditionellen Methoden, da Fehler einfach rückgängig gemacht werden könnten. Weiterhin weise das Tablet eine hohe Mobilität auf, da es alles in einem sei. Auch der leichtere Zugang zu Bilddatenbanken und die Nachverfolgung des Arbeitsprozesses seien vorteilhaft. Allerdings ging Prof. Dr. Schmidt auch immer wieder deutlich auf die Herausforderungen ein, die der Einsatz von Tablets mit sich bringe, angefangen beim Datenschutz.

Des Weiteren sei es sehr wichtig, dass die Arbeit mit Tablets nur als eine Möglichkeit von vielen gesehen und genutzt werde, eben neben den Wasserfarben und Bleistiften. Denn die Tablets sollten die traditionellen Methoden nicht ersetzen, sondern nur ergänzen, damit den Lernenden nicht bedeutende Erfahrungen, wie die Materialerfahrung, genommen würden.

Ergänzend ging Prof. Dr. Schmidt auf vier wichtige Bereiche des Kunstunterrichts ein und deren Umsetzung mit digitalen Medien. Dazu zeigte sie relevante Apps, mit denen gearbeitet werden kann. Beim ersten Bereich, dem Lehren und Lernen, handelte es sich besonders um Anwendungen zum Mindmapping, Kommentieren oder Abfragen, welche diese Methoden strukturierter in der Durchführung und übersichtlicher in der Darstellung machen würden. Die Wahrnehmung war der zweite Bereich, zu welchem sie sowohl Vorteile, als auch daraus resultierenden Nachteile darstellte. Ein gewichtiger Vorteil sei die Möglichkeit der individuellen Wahrnehmung, jedoch ein ebenso relevanter Nachteil sei, dass Bilder auf dem Tablet keinen Ersatz für das Original bieten würden – unter anderem aufgrund der fehlenden Farbechtheit. Hierzu zeigte sie auch, wie man mithilfe einer Bildbearbeitung-App schnell mit der Bildwirkung spielen kann und somit mühsame Erarbeitungen und anstrengende Vorstellungsvorgänge einsparen könne. Im Bereich des Beachtens hob sie die „participatory culture“ hervor, also den vereinfachten Zugang zur Kultur. Dazu führte Prof. Dr. Schmidt ein Beispiel an, welches nah an der Lebenswelt vieler Lernenden liegt, nämlich die Arbeit mit Instagram anhand von Überlegungen zu den dort angebotenen Filtern. Der vierte Bereich sei das Gestalten, bei welchem besonders die Fotografie eine große Rolle spielen könnte, wenn die Lehrkräfte die Handys der Schüler stärker in den Unterricht einbinden würden, frei nach dem Motto „bring your own devices“.

Abschließend ging Prof. Dr. Schmidt in ihrem Fazit noch einmal auf den Titel ihres Vortrags ein, in dem ja sowohl ein Fragezeichen, als auch ein Ausrufezeichen vorkommt. Das Fragezeichen stehe zunächst dafür, dass der Mehrwert des Einsatzes von Tablets in einer konkreten Unterrichtssituation immer wieder hinterfragt werden solle und sich dabei auch gefragt werden solle, warum keine traditionellen Medien eingesetzt werden. Außerdem bedeute das Fragezeichen auch, dass die Kunstpädagogik in der Mediendiskussion zu wenig beachtet würde, obwohl Kunstpädagogen die „Fachleute fürs Bild“ seien. Durch das Ausrufezeichen wird symbolisiert, dass in den digitalen Medien viel Potenzial für den Kunstunterricht läge und diese auch neue Möglichkeiten bezüglich Inklusion eröffnen würden. Ebenfalls sei es eine bedeutende Möglichkeit, dass auch Lernende eingesammelt werden könnten, die man vorher bei der Arbeit mit traditionellen Methoden verloren hat, aufgrund einer schlechten Selbsteinschätzung bei diesen Methoden. Abschließend ermutigte Prof. Dr. Schmidt noch einmal dazu, sich an dem Einsatz digitaler Medien zu versuchen, sich dabei aber nicht selbst zu überfordern. „Seien Sie mutig und seien Sie neugierig in dem Rahmen, den sie sich zutrauen.“

Text:  Isabell Kiele-Dunsche im Rahmen der Ringvorlesung „Mobile Medien im Schulkontext“