Liebe, Kirche und Partnerschaft

Journalist und Kirchenrechtler diskutierten auf Einladung der Katholischen Hochschulgemeinde über die Ergebnisse der Bischofssynode

Die Themen Liebe und Partnerschaft seien bei jungen Leuten ein „Dauerbrenner“, sagt Nils Petrat. „Und sie schauen sehr genau hin, was eigentlich die Kirche dazu sagt“, weiß der Paderborner Studentenpfarrer aus Gesprächen in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG). Das große Interesse zeigte sich auch daran, dass weit über hundert junge Menschen der Einladung der KHG zu einer Podiumsdiskussion folgten. Mit dem Kirchenrechtler und Vatikanmitarbeiter Prälat Markus Graulich aus Rom sowie dem Journalisten Joachim Frank sprachen zwei echte „Insider“ über die Ergebnisse der letzten Bischofssynode.

In der von der Buchautorin und Journalistin Eva Müller („Gott hat hohe Nebenkosten“) moderierten Veranstaltung unter dem Motto „Liebe, Kirche, Partnerschaft – Neues aus Rom?“ kam die Sprache schnell auf heikle Themen. Die Grundwerte der katholischen Ehe seien für ihn die Bindung an einen einzigen Menschen, das hohe Ideal der Unauflöslichkeit, ihre Ausrichtung auf Familie und Nachkommen und das Eingebundensein in die Gemeinschaft der Gläubigen, verriet Prälat Graulich: „Leider sind diese Vorstellungen heute nicht mehr vielen bekannt!“ Graulich, der gerade ein Buch zu dem Thema geschrieben hat, ist der Meinung, dass eine intensivere Ehevorbereitung die Lösung sei. Journalist Frank, Chefkorrespondent u. a. für den Kölner Stadtanzeiger und die Berliner Zeitung, sieht jedoch gerade dort die „Knackpunkte“: Jeder gehe mit der Einstellung in die Ehe, „dass das bleibt“. Aber das gelinge eben nicht immer. Die Frage sei dann: „Wie geht die Kirche mit diesem Scheitern um?“

Denn dies kann schließlich auch zu Problemen im kirchlichen Arbeitsmarkt führen, wie Eva Müller betonte: Wenn etwa Chefärzte oder Erzieherinnen wegen einer zweiten Ehe gehen müssten. „Ist die Verbindung von Kirche und Arbeitsmarkt in Deutschland zu eng?“ Nein, findet Prälat Graulich: „Je näher jemand an der Verkündigung arbeite, desto strenger seien die Maßstäbe. Dabei gehe es um Vorbildhaftigkeit und die Weitergabe der christlichen Botschaft. „Ansonsten droht Unglaubwürdigkeit“, so der Untersekretär des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte. Für Joachim Frank, der sich seit langem mit der Kirche befasst, ist das jedoch „Bevormundung“. Der Arbeitsmarkt sei einer der letzten verbliebenen Bereiche, wo die Kirche als Arbeitgeber noch Macht über das Leben der Menschen habe. Er sei aber sicher, dass sich dort etwas tun werde. Erste Reformen im kirchlichen Arbeitsrecht gab es bereits.

Wenig zufrieden zeigten sich beide Experten mit den Ergebnissen der Bischofssynode vom vergangenen Oktober, die sich mit dem Familienbild der Kirche befasst hatte. Frank sei im Vorfeld optimistisch gewesen: „Dass der Papst das Thema ausgesucht hat, zeigt, dass er eine echte Veränderungsagenda hat.“ Statt „beherzter Reformschritte“ habe es aber nur ein „Minimalergebnis“ gegeben. Immerhin, so Frank: „Die Bischöfe haben zwar keine Türen aufgeschlossen, aber immerhin haben sie nicht den Schlüssel weggeworfen.“ Graulich, der an der Synode teilgenommen hat, nannte den 50-seitigen Schlussbericht „für beide Seiten auslegbar“. Es hätten Kompromisse gemacht werden müssen. „Und das ist für beide Seiten unbefriedigend.“ Mit Spannung erwarten beide nun die Stellungnahme des Papstes im sog. nachsynodalen Schreiben, welches für März angekündigt ist.

Trotz aller Unterschiede in ihren Ansichten und Bewertungen einigten sie sich auf einen zusammenfassenden Wunsch für die Kirche: „Ein anderer Umgang mit dem Scheitern.“ Im Anschluss folgte eine engagierte Diskussion mit den Gästen der Veranstaltung.

www.khg-paderborn.de
 

Text und Foto: Birger Berbüsse

Foto (Birger Berbüsse): Diskutierten über Kirche und Partnerschaft: Prälat Markus Graulich, Eva Müller und Joachim Frank waren der Einladung von Studentenpfarrer Nils Petrat (v. l.) aufs KHG-Podium gefolgt.
Foto (Birger Berbüsse): Diskutierten über Kirche und Partnerschaft: Prälat Markus Graulich, Eva Müller und Joachim Frank waren der Einladung von Studentenpfarrer Nils Petrat (v. l.) aufs KHG-Podium gefolgt.