Vortrag von Prof. Dr. Steffen Patzold, Universität Tübingen, am 2. Juli, über Einhards Karl der Große

Das Historische Institut der Universität und der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn, laden ein zu einem Vortrag von Prof. Dr. Steffen Patzold (Eberhard Karls Universität Tübingen), der unter dem Titel Einhards Karl der Große über die Aussageabsicht der ersten Karlsbiographie spricht. Er findet am Mittwoch, 2. Juli, um 20 Uhr im Hörsaal 2 der Theologischen Fakultät Paderborn, Kamp 6, statt.

Dass Karl der Große über die Jahrhunderte hinweg als vorbildlicher Herrscher verehrt oder gefeiert wurde, hat er nicht zuletzt Einhard, einem seiner engsten Berater, zu verdanken, der ihm eine schon im Mittelalter viel gelesene Lebensbeschreibung widmete. Für einen mittelalterlichen Geschichtsschreiber ganz ungewöhnlich, sucht Einhard darin nicht nur die siegreichen Kriege und frommen Taten, sondern auch die Persönlichkeit Karls darzustellen. Damit aber besaß Karl in der Überlieferung etwas, was andere mittelalterliche Herrscher nicht aufweisen konnten: eine bestimmte Persönlichkeit. Das verstärkte von Anfang die Neigung, in ihm etwas Besonderes zu sehen.

Was aber Einhard mit seiner ungewöhnlichen Karlsbiographie beabsichtigte, ist bis heute eine vieldiskutierte Frage, deren Beantwortung letztlich für die Einschätzung Karls des Großen grundlegend ist. Mit ihr wird sich der Historiker Steffen Patzold in seinem Vortrag über Einhards Karl befassen und dabei nicht nur auf die Darstellung Karls in der Vita, sondern ebenso auf Einhards Werdegang, sein Verhältnis zu Karl und Ludwig und sein bewegtes Leben am karolingischen Hof eingehen.

Seit 2007 Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Eberhard Karls Universität Tübingen, ist Steffen Patzold für dieses Thema mehr als ausgewiesen. Soeben hat er eine Biographie Einhards unter dem Titel ‚Ich und Karl der Große’ vorgelegt. Doch schon seit seiner umfangreichen Studie zum Wandel des Bischofsbildes im 9. Jahrhundert gilt er als einer der besten Kenner der Karolingerzeit und besonders der Krisen und Konflikte in der Zeit Ludwigs des Frommen, der Zeit, in der Einhard die Vita Karls schrieb. In mehreren Arbeiten hat sich Steffen Patzold zudem ausgiebig mit den Eigenarten der mittelalterlichen Geschichtsschreibung auseinandergesetzt. So bringt er alles mit, um zu klären, wieviel Einhard in dem Bild von Karl dem Großen steckt, was gerade im 1200. Todesjahr des Kaisers einen besonderen Reiz hat.
 

Prof. Dr. Hermann Kamp
Historisches Institut
Universität Paderborn

Abbildung: Prof. Dr. Steffen Patzold
Abbildung: Prof. Dr. Steffen Patzold