Kinder collagierten Fossilkunstwerke beim Workshop am 1. Juni im Welterbe Grube Messel

Kinder collagieren Fossilkunstwerke: Am 1. Juni 2014 konnten Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren im Besucherzentrum "Zeit und Messelwelten" selbstständig ein Fossilienkunstwerk erstellen. Bereits seit April 2014 läuft die Ausstellung "Bunte Fossilcollagen – Kunst im Welterbe Grube Messel", in der sich bunte und zerbrechlich großformatige Papiercollagen von Chris Tomaszewski an den Decken und Wänden des Besucherzentrums Grube Messel bei Darmstadt tummeln. Es sind großformatige künstlerische Fossilien aus dicken flatternden Papierschichten, die noch bis Ende September täglich über den Köpfen der Besucher in neuer Farbigkeit leuchten werden.

Dies ist auf Initiative von Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender die erste Zusammenarbeit der Lehr- und Forschungsgruppe World Heritage Education der Universität Paderborn mit dem UNESCO-Weltnaturerbe Grube Messel bei Darmstadt. Chris Tomaszewski hat gemeinsam mit Frau Dr. Frey – Leitung des Besucherzentrums – eine Kunstausstellung ungewöhnlicher Perspektiven geplant, die am 29.4.2014 unter Mitwirkung des Stellvertretenden Staatssekretärs des Landes Hessen Herrn Seng, Frau Dr. Frey und Prof. Dr. Ströter-Bender eröffnet wurde.

"Bunte Fossilcollagen", ein Ausstellungstitel und Arbeitsthema, das den Blick der Kunst mit Wissenschaft verknüpft und in dessen Rahmen ein Collageworkshop am Welterbetag stattfand. Collage bietet dabei die Möglichkeit, sich in die vorwiegend kleinen und in Vitrinen sicher verwahrten Fossilien hineinzudenken, ihre Formen, Knochen und Strukturen künstlerisch in buntem Papier zu übersetzen und dabei ästhetische und formale Verständnisse zu entwickeln. Die Collage dient als didaktisches Vermittlungsprinzip anatomischer und ästhetischer Strukturen der Vergangenheit, die sich im Ölschiefer der Grube Messel als eingebettetes und 47,8 Millionen Jahre lang fixiertes Fossil des Eozäns präsentiert.

Farbige Abbildungen von präparierten Fossilien und deren einstiger Umwelt geben visuelle Anreize, regen die Phantasie an und animieren zum "Lesen" und Nachbauen ihres Körpers und Skelettes. Knochen, Rippen, Pfoten und Einzelteile eines Riesenhörnchens (Ailuvarus macrurus) verstreuten sich als gezeichnete Formen auf bunten Papieren, ganz wie eine Fundstätte vor dem Blick des Paläontologen. Die "Fundstücke" konnten ausgeschnitten und neu zu einem Fossil kombiniert werden. Zerstreutes wurde zusammengelesen. Die Einzelformen fanden sich zu einer neuen Gestalt zusammen und die großformatigen Abbildungen des originalen Riesenhörnchenskeletts aus dem Ölschiefer inspirierten zur richtigen und stimmigen Anordnung. Ob anatomisch genau oder frei nach Phantasie; auf den Blättern entstanden lebendige Interpretationen eines Fossils, das sich kletternd, klammernd, schleichend oder hüpfend, auf und über Bäumen oder im Gebüsch versteckt, fortbewegt. Krallen ragen über das Format hinaus und ein Schweif schlängelt sich balancierend über die Ecken und Ränder des Papiers. Die Collagen sind Ergebnis angeleiteter und teils selbstständiger "kreativer Forschung" und visualisierte Versuche, die Anatomie eines fossilen Riesenhörnchens nachzuvollziehen. Es ist eine Arbeit mit dem Vergangenen, dem einst Lebendigen; eine interpretierende vergegenwärtigende Auseinandersetzung mit dem Gewesenen und dessen Ein- und Abdrücke und Formen.

Wie collagiere ich die ausgeschnittenen Knochenformen am besten zusammen, damit mein Tier laufen, klettern, sich festhalten oder fressen kann? Welches Tier kann ich aus den ausgeschnittenen Teilen phantasievoll zusammenfügen? Im Workshop wurden Fragen zu Lebensraum und Gestalt der Fossilien geweckt und fanden ihren Niederschlag in Collagen und Umweltbildern ­– Zeichnungen ihrer ehemaligen Lebenswelt. So entstanden nicht nur aufgeklebte Fossilien, sondern Tiere in ihrer einstigen Umwelt und Fragen tauchten auf: Was sind Fossilien? Was ist Collage? Was ist ein Nagetier und welche Zähne hat es? Wie klettert ein Riesenhörnchen und wo hat es gelebt? Wie sehen  Riesenhörnchen heute aus? Von der Ästhetik der Fossilien ausgehend, können visuelle Vorstellungskraft, Phantasie und logisches Denken angeregt werden. Wo sitzt eigentlich das Becken, wo das Knie, wo Vorder- und Hinterbeine und wo die Schultern?

Organisiert und geplant wurde dieser Workshop von dem Künstler und Promovend Chris Tomaszewski (Forschungsgruppe World Heritage Education, Universität Paderborn) und der Geologin Annika Giesenberg (Museumsdidaktik, Welterbe Grube Messel). Gemeinsam standen beide und Umweltwissenschaftlerin Minna Stahldecker den Kindern für Fragen und Anregungen zur Verfügung, führten durch den Workshop und begleiten die kreative Arbeit. Der Besuch des Welterbes Grube Messel gestaltete sich für die jungen Gäste als bunte Collage, die ihnen noch zu Hause erhalten bleibt. In ihr setzen sich Erinnerungen und erste Erfahrungen mit dem Zusammenlesen und Zusammenlegen von fossilen Skeletteilen – einer gleichfalls naturwissenschaftlich und forschenden Methode – fest.
 

Sonderausstellung: "Bunte Fossilcollagen" von Chris Tomaszewski
im Besucherzentrum „Zeit und Messel Welten“ Grube Messel, Roßdörferstr. 108, 64409 Messel
Ausstellungsdauer: 29.04.2014 bis 30.09.2014, zugänglich jeweils zu den Öffnungszeiten des Besucherzentrums 10.00 bis 17.00 Uhr.
 

Text: Chris Tomaszewski
 

Kontakt:

Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender / Chris Tomaszewski
Institut für Kunst / Musik / Textil
Tel: 05251 60-2983 (Sekretariat Kunst)
E-Mail: chrtomas@mail.uni-paderborn.de 

Welterbe Grube Messel gGmbH
Rossdörfer Str. 108, 64409 Messel
Tel.: (06159) 71759-0 • Fax (06159) 71759222
E-Mail: Service@grube-messel.de