Wie können Erzieher/innen und Lehrer/innen benachteiligte Kinder möglichst früh fördern?

Prof. Dr. Timm Albers arbeitet an Konzepten zur Überwindung von Bildungsbenachteiligung

Timm Albers hat zum Wintersemester 2015/15 den neuen Lehrstuhl „Inklusive Pädagogik“ an der Fakultät für Kulturwissenschaften übernommen. Der Sonderpädagoge will Fachkräfte für die Integration von Kindern mit speziellem Förderbedarf ausbilden, z. B. Kinder aus sozial schwachen Familien, Hochbegabte oder Kinder mit körperlicher oder geistiger Behinderung.

„Das Besondere ist, dass es eben kein Institut für Sonderpädagogik ist. In Paderborn soll die sonderpädagogische Expertise direkt in die Erziehungswissenschaften einfließen“, erklärt Timm Albers. Dieser Ansatz umfasse auch Genderaspekte und interkulturelle Pädagogik. Ziel sei, auch den politischen Willen zu unterstützen, spezielle Sonderschulen zunächst im Grundschulbereich aufzulösen und einen integrativen Ansatz zu verfolgen.

In seiner Forschung ist Timm Albers spezialisiert auf den Kita-Bereich, also auf die Frühförderung von benachteiligten Kindern ab dem 1. Lebensjahr. In seiner letzten Studie hat er bei 30 Krippen in Niedersachsen untersucht, wie anregungsreich Erzieher/innen mit den Kindern sprechen. Dabei hat er zunächst die Sprachkompetenz der Kinder getestet und dann die Qualität der Fachkraft-Kind-Interaktion analysiert. Ergebnis: Die sprachbegabtesten Kinder erhielten die meiste Zuwendung wohingegen die sprachschwächsten den geringsten sprachlichen Input erhielten. Solche bildungspolitisch alarmierenden Ergebnisse fließen laut Albers sofort in die Qualifizierung von Fachkräften ein.

Auch an der Uni Paderborn steht Anfang 2015 schon eine neue Studie an:  Der Chemiekonzern BASF fördert angesichts des drohenden Fachkräftemangels das Thema Bildungsinklusion in der Kita und finanziert die Qualifikation von Erziehern/innen in 10 Einrichtungen in der Region Rhein-Neckar. Timm Albers und seine neue Paderborner Kollegin Prof. Dr. Simone Seitz übernehmen die wissenschaftliche Begleitung und evaluieren, wie erfolgreich und effektiv diese Qualifizierung ist.

Inklusion betrifft laut Timm Albers viele Disziplinen, weil es letztlich um das Zusammenleben in der Gesellschaft gehe. Er freut sich auf den Austausch mit unterschiedlichen Fachdidaktikern – aber auch über die Bildungswissenschaften hinaus. Eine Kooperation gibt es bereits mit der Wirtschaftspädagogik, in der soziale Projekte und gesellschaftliches Engagement in der Kommune gefördert und wissenschaftlich begleitet werden.

Text: Frauke Döll

Prof. Dr. Timm Albers/ Foto: Universität Paderborn, Frauke Döll

Kontakt