Umfrage zu den Folgen der Corona-Pandemie für die Schwörtagstradition in Ulm, Esslingen am Neckar und Reutlingen

 |  Forschung

Wissenschaftler*innen der Universität Paderborn untersuchen Auswirkungen der Corona-Krise auf Ausdrucksformen des Immateriellen Kulturerbes

Wegen der Corona-Pandemie mussten die Menschen im vergangenen Jahr auf viele Traditionen verzichten. Viele Bürgerfeste konnten nicht wie gewohnt stattfinden. Wissenschaftler*innen des Kompetenzzentrums für Kulturerbe an der Universität Paderborn rücken nun die „Schwörtage“ in den Fokus ihrer Untersuchungen: Wie gehen Stadtgemeinschaften mit den Ausfällen der Veranstaltungen rund um die Schwörtagstradition um? Welche Folgen haben die Absagen und welche Chancen bietet die Krise? Eine Online-Umfrage zur Schwörtagstradition in Ulm, Esslingen am Neckar und Reutlingen, an der alle Interessierten teilnehmen können, soll Antworten liefern. Die Teilnahme an der Umfrage ist bis zum 15. März unter folgendem Link möglich: go.upb.de/Schwoertage.

Chancen und Risiken für die zukünftige kulturelle Praxis

Das Schwörtagsritual geht zurück bis ins Mittelalter. An den heutigen Schwörtagen legt das Stadtoberhaupt den Bürger*innen Rechenschaft über das vergangene Jahr ab und stellt sein weiteres Programm vor. Im Anschluss daran findet eine Vielzahl von Festen statt, die teilweise selbst auf eine lange Geschichte zurückblicken. Diese Tradition sei heute auch Ausdruck kommunaler Demokratie und Selbstbestimmung, erklärt Jonas Leineweber, Projektmitarbeiter an der Universität Paderborn. „Mit der Umfrage wollen wir einerseits dokumentieren, welche Folgen die zahlreichen Veranstaltungsabsagen rund um die Schwörtage im vergangenen Jahr für die jeweiligen Stadtgemeinschaften haben. Anderseits wollen wir auch herausfinden, welche Risiken und möglichen Potenziale für die zukünftige kulturelle Praxis der Schwörtagstradition ersichtlich werden“, so der wissenschaftliche Mitarbeiter.

Ziel der jüngst gestarteten Sonderstudie unter der Leitung von Prof. Dr. Eva-Maria Seng ist es, anhand ausgewählter Kulturformen die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Immaterielle Kulturerbe und insbesondere auf gesellschaftliche Rituale, Bräuche und Feste zu erforschen. Neben den Folgen der Pandemie für die Schwörtagstradition untersuchen die Paderborner Wissenschaftler*innen auch Auswirkungen auf das Schützenwesen und den Karneval. Bereits im September und Oktober 2020 führten die Forscher*innen eine Umfrage zum Schützenwesen in Westfalen durch, an der sich über 2.000 Personen beteiligten. „Eine ähnlich hohe Beteiligung an der Umfrage zu der Schwörtagstradition in Ulm, Reutlingen und Esslingen wäre natürlich sehr wünschenswert, zumal die Gelegenheit zur Erforschung der Auswirkungen der Pandemie in dieser Form eine einmalige ist“, so Jonas Leineweber. Die Untersuchung zum rheinischen Karneval soll Ende Februar starten.

Durch die Corona-Pandemie sei die kulturelle Praxis der Trägergruppen massiv beeinträchtigt, wie Leineweber betont: „Beispielsweise durch den Ausfall von Festen, Ritualen und Bräuchen, aber auch durch deren Verlagerung in digitale Formate oder durch Abwandlungen unter Einhaltung der Abstands- und Hygienevorschriften.“ Dennoch wollen die Wissenschaftler*innen auch herausfinden, welche Potenziale sich durch die Krise für die Trägergruppen ergeben und sich als Anlass für die Weiterentwicklung und Transformation der Kulturformen erweisen könnten.

Foto (Kirsten Hötger): Jonas Leineweber von der Universität Paderborn.

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