Nutzen aus Daten für die Industrie

 |  Forschung

BMBF: Paderborner Forscher werden mit 1,8 Mio. Euro gefördert

Wie gelingt es Unternehmen, Nutzungsdaten ihrer Produkte zu erheben, zu verarbeiten und gewinnbringend einzusetzen? Daran forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Universität Paderborn und Fraunhofer IEM in zwei neuen Verbundprojekten. Dabei wollen sie insbesondere kleine und mittlere Unternehmen unterstützen. Insgesamt erhält die Paderborner Wissenschaft in den nächsten drei Jahren rund 1,8 Millionen Euro Förderung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Vom Smartphone über das Auto bis hin zur Produktionsmaschine: Produkte sind zunehmend vernetzt und übermitteln Informationen, wie etwa Betriebszustand oder Fehlermeldung. „Die Möglichkeiten, aus Betriebsdaten einen Nutzen zu ziehen, sind riesig. Besonders bisher traditionell produzierende Unternehmen haben die Chance, ihre Produkte zu verbessern oder ganz neue digitale Services zu entwickeln“, so Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu, Leiter des Lehrstuhls Advanced Systems Engineering am Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn und Direktor am Fraunhofer IEM. Die beiden neuen Projekte werfen zwei verschiedene Forschungsfragen auf: Wie können Unternehmen ihre Produktdaten aus dem Betrieb nutzen, um künftige Produkte zu optimieren? Und wie müssen Unternehmen sich aufstellen und verändern, um mit digitalen, datenbasierten Services am Markt erfolgreich zu sein?

Produkte im Einsatz verbessern

Daten aus dem Betrieb eines Produktes liefern dem Hersteller wertvolle Informationen. Wo sind Fehlerquellen? Welche Funktionen werden von Kunden oft, welche seltener genutzt? Das Forschungsprojekt „Datengestützte Retrofit- und Generationenplanung im Maschinen- und Anlagenbau“ (DizRuPt) unterstützt Unternehmen dabei, diese Informationen einzusetzen, um die nächste Produktgeneration zu optimieren oder im Markt befindliche Produkte durch ein Update zu verbessern. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erarbeiten einen Leitfaden, mit dem Unternehmen systematisch Nutzen aus ihren Daten ziehen können. Sie erhalten Orientierung, welche Methoden der Datenanalyse und -verarbeitung und welche IT-Werkzeuge sie einsetzen können. Der Leitfaden berücksichtigt auch die Qualifikation der Mitarbeitenden und Maßnahmen für Sicherheit und Datenschutz. Die Universität Paderborn erhält eine Förderung von rund 660.000 Euro. Weitere Forschungspartner sind die TU Berlin und die Fachhochschule Südwestfalen. Axom und Contact Software verantworten die IT-Infrastruktur. Die Industriepartner Diebold Nixdorf, Weidmüller, Lasco Umformtechnik und Westaflex wenden den Leitfaden in der Praxis an.

Wandel vom Produkt- zum Serviceanbieter

Wenn Unternehmen Daten aus Produktion und Produkt ermitteln, können sie ihren Kunden zusätzliche datenbasierte Dienstleistungen, sogenannte Smart Services, anbieten. Um solch ein Geschäftsfeld erfolgreich zu etablieren, müssen zunächst Unternehmensstrategie und Geschäftsmodelle, aber auch interne Kompetenzen, Arbeitsprozesse und Organisationsformen für Smart Services gerüstet sein. Diesen Prozess wird das Forschungsprojekt „Instrumentarium zur musterbasierten Planung hybrider Wertschöpfung und Arbeit zur Erbringung von Smart Services“ (IMPRESS) unterstützen. Ziel ist es, Unternehmen auf dem Weg vom Produkthersteller zum Anbieter von Smart Services zu begleiten.

Um zum Beispiel zusätzlich zur verkauften Maschine einen Echtzeit-Reparaturservice über eine Augmented Reality-Datenbrille anzubieten, müssen Schnittstellen über alle Unternehmensbereiche optimiert, Mitarbeitende weitergebildet und gar neue Funktionen geschaffen werden. Im Projekt entsteht ein Baukasten mit erfolgsversprechenden Lösungswegen für verschiedene Aspekte dieses Wandels. Die Universität Paderborn wird mit rund 780.000 Euro, das Fraunhofer IEM mit rund 350.000 Euro gefördert. Weiterer Forschungspartner ist die TU Chemnitz. Den Praxistest des Baukastens übernehmen Diebold Nixdorf, Weidmüller, Fiware, Boge, DMG Mori, Freund und Vathauer. 

Informationen zur Förderung

Das Projekt DizRuPt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Maßnahmen für „Industrie 4.0 – Kollaborationen in dynamischen Wertschöpfungsnetzwerken (InKoWe)“ für drei Jahre (01/2019-12/2021) gefördert. Die Gesamt-Fördersumme liegt bei 2,3 Mio. Euro. Weitere Infos: http://www.produktion-dienstleistung-arbeit.de/de/projekte.php?PN=11050872

Das Projekt IMPRESS wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Wettbewerbs „Zukunft der Arbeit: Arbeit in hybriden Wertschöpfungssystemen“ für drei Jahre (01/2019-01/2022) gefördert. Die Gesamt-Fördersumme liegt bei 3,2 Mio. Euro. Weitere Infos:

http://www.produktion-dienstleistung-arbeit.de/de/projekte.php?PN=11050714

Foto (Universität Paderborn): Das DizRuPt-Projektkonsortium beim Kickoff am 24. Januar 2019 im Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn.
Foto (Universität Paderborn): Das Impress-Projektkonsortium beim Kickoff am 23. Januar 2019 am Fraunhofer IEM.
Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu
Grafik: (Universität Paderborn): Das Projekt DizRuPt unterstützt Unternehmen dabei, mit kluger Datenanalyse die nächste Produktgeneration zu optimieren oder im Markt befindliche Produkte durch ein Update zu verbessern.