Alumnus der Wirtschaftswissenschaften Dr. Yanick Kemayou in der Süddeutschen Zeitung: Leben heißt Probleme lösen

Das innovative Wirken von Dr. Yanick Kemayou, Alumnus der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Paderborn, steht im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung (SZ) in ihrer Reihe „Nahaufnahme“ am 31. Januar im Fokus. Der Artikel ist betitelt mit „Leben heißt Probleme lösen“.

„Yanick Kemayou erfindet in Mali das Lernen neu. Und kämpft gegen die Arroganz der Privilegierten.“ Diese beiden Aspekte werden im oben genannten Artikel, besonders hervorgehoben: Der jetzt 35-Jährige in Kamerun geborene Yanick Kemayou gründete 2018 ein Sozialunternehmen in Westakrika, die „Kabakoo Academies“, das zurzeit primär in Bamako, der Hauptstadt von Mali, vertreten ist. Yanick Kemayou benennt das Problem, das ihn zu der Gründung veranlasste, so: „Zwölf Millionen Menschen strömen in Afrika jedes Jahr auf den Arbeitsmarkt, es gibt aber nur zwei Millionen verfügbare Jobs“. Viele Akademiker in Afrika würden deshalb in der sogenannten Schattenwirtschaft eine Existenz suchen. Ziel von Kemayou sei es, dort Arbeitsplätze zu schaffen, wo auch eine Nachfrage besteht. An seinen Kabakoo Akademien werde ökosystembasiertes Lernen anhand von regional relevanten Problemen praktiziert. Dazu Kemayou: „Unsere Lernenden identifizieren ein Problem aus ihrer Heimat, bilden Gruppen, und lernen – mithilfe von ausgewählten Experten aus dem internationalen Kooperations-Netzwerk – die Probleme vor Ort zu lösen.“ Kemayou zeigt folgende Beispiele auf. Wie Drohnen konzipiert werden, werde von einem Airbus-Mitarbeiter bei Kabakoo vorgestellt. Und gleich zu Beginn der Pandemie habe sich ein Projekt im Rahmen der Textilherstellung der Maskenproduktion in Mali gewidmet (Die Universität Paderborn berichtete, s. Pressemitteilung vom 16. April 2020: www.upb.de/nachricht/93509).

Kemayou stellt im Artikel der Süddeutschen Zeitung seine Akademie kurz vor: Bei der Aufnahme in der Akademie gäbe es keine Hürden; das heißt, es sei kein spezieller Abschluss erforderlich und auch die geringen Akademiegebühren müssten erst gezahlt werden, wenn die Absolventinnen und Absolventen auch selber ausreichend Geld verdienen würden. Das Akademieleben sei von einer vielfältigen Mischung von Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen geprägt. Nach Angaben von Kemayou erfolge die Finanzierung der Akademie durch den Verkauf von Schulungsleistungen an Agenturen, die ihrerseits für die Ausbildung junger Menschen in Afrika tätig seien und zeitweise wiederum Gelder aus dem EU-Treuhandfonds für Afrika erhielten. Das Weltwirtschaftsforum zähle Kabakoo zu den „Schools of Future“.

Auch die Person Yanick Kemayou rückt in diesem Artikel in den Fokus: Das zentrale Thema in seinem Leben sei die Bildung. Im Alter von 18 Jahren sei er aus Kamerun wegen der Perspektivlosigkeit in seiner Heimat nach Deutschland gekommen, wo er an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Paderborn studierte und promovierte. Darüber hinaus war er während dieser Zeit vielfältig interessiert und engagiert. Auslandsaufenthalte während seines Studiums absolvierte er an Hochschulen in Peking und Shanghai. Für sein soziales Engagement erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und auch seine akademischen Leistungen wurden mehrfach besonders geehrt. Doch zu Beginn seines Studiums gab es erst einmal nur ein Ziel: „Der Plan war zunächst: Überleben.“, sagt Kemayou. Von einer Zeitarbeitsagentur vermittelt, machte er so unter anderem Erfahrungen als „Müllmann, Lagerarbeiter und Türsteher, um sich über Wasser zu halten.“. Diese Zeit sei für ihn schwierig, aber im Nachhinein sehr lehrreich gewesen. Kemayou: „In den Pausengesprächen bei der Müllabfuhr habe ich viel über die deutsche Gesellschaft gelernt.“.

Nach Kemayous Erkenntnis sei für die Polarisierung in der Gesellschaft unter anderem auch das hierarchische Denken verantwortlich. „Dass zeitweises Arbeiten in prekären Berufen positive Auswirkungen auf das Führungsverhalten von Managern habe“, sei ein Fazit seiner Doktorarbeit. In der Praxis und im Kontakt mit „sozioökonomisch Privilegierten“ („Diese Menschen waren es nicht gewohnt, mich zu empfangen“, so Kemayou) sei er auch heute noch häufig mit Arroganz und Schubladendenken konfrontiert. So zum Beispiel mit dem „Klischee des ‚weißen Rettertums‘: Weiße als Retter, Schwarze als zu Rettende.“ Auch setze er sich mit der Arbeit an seiner Akademie Kabakoo aktiv für den Abbau von Stereotypen ein. Kemayou: „Viele Menschen meinen, man müsse einfach neue Schulen bauen und den Kontinent industrialisieren. Dieses alte, lineare Denken hat ausgedient – das muss man akzeptieren. Wir brauchen eine neue Form des Wirtschaftens.“
 

Textzusammenfassung: Ulrike Kropf
 

Weitere Informationen zum Artikel in der SZ:

Süddeutsche Zeitung   |   Wirtschaft   |   Nahaufnahme   |   31.01.2021

„Leben heißt Probleme lösen. Yanick Kemayou erfindet in Mali das Lernen neu. Und kämpft gegen die Arroganz der Privilegierten.“, von Jan Lutz

Link zum Online-Artikel: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/nahaufnahme-leben-heisst-probleme-loesen-1.5191334

 
Weitere Informationen zu „Kabakoo Academies“:
www.kabakoo.africa

 
Weitere Informationen zu Dr. Yanick Kemayou:

Der 1985 in Kamerun geborene Wissenschaftler kam bereits im Alter von 18 Jahren nach Deutschland, wo er an der Universität Paderborn International Business Studies studierte. Noch während seiner Tätigkeit als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Personalwirtschaft wurde er im Jahr 2006 erster Preisträger des vom Bundesministerium des Innern ausgeschriebenen Studierendenwettbewerbs 2006 „Sport als Mittel von Verständigung und Integration“.

Für den bundesweiten Wettbewerb verfasste Kemayou in Absprache mit Prof. Dr. Martin Schneider, Personalwirtschaft, eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Thema „Das ist Integration, wenn man zusammen was erreichen will“. Im selben Jahr gewann er den „Jugendpreis“ der Stadt Paderborn für ehrenamtliches Engagement. 2011 erhielt Kemayou den „Förderpreis der Unternehmergruppe Ostwestfalen e. V. für eine hervorragende Masterarbeit“.

Für den Austausch und Technologietransfer zwischen Europa und Afrika engagierte sich Kemayou auch während seiner anschließenden Beschäftigung als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Promovend an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Paderborn.

Im Jahr 2016 wurde seine Dissertation mit dem „Preis des Präsidiums der Universität Paderborn“ ausgezeichnet. In der englischsprachigen Dissertation mit dem Titel „More class in management research: On the relationship between socioeconomic background and managerial attitudes“ untersuchte Kemayou die Bedeutung der sozialen Herkunft für die individuellen Einstellungen und Entscheidungen, insbesondere bei Führungskräften. Er prüfte z. B.: Ist es wirklich so, dass Menschen aus Führungskreisen anders denken und entscheiden als die Allgemeinheit? Macht es einen Unterschied, ob die Entscheidungsträger aus Elite-Haushalten stammen oder Aufsteiger sind? Gibt es feine Unterscheide innerhalb der Aufsteiger und innerhalb der Entscheidungsträger, die aus Elite-Haushalten kommen?

Noch während seines Wirkens an der Universität Paderborn engagierte er sich für den Austausch und Technologietransfer zwischen Europa und Afrika. Im Juli 2018 gründete Kemayou das Open-Science Lab „Kabakoo“ in Mali, das aufgrund seines Innovationspotenzials die Aufmerksamkeit des Massachusetts Institute of Technology gewann.

Neben seiner Beschäftigung als DAAD-Fachlektor an der Université Paris III Sorbonne Nouvelle bleibt Dr. Yanick Kemayou weiterhin sozial engagiert. Er hat als Experte und Co-Autor an der Ausarbeitung eines vom deutschen Ausbildungssystem inspirierten Berichts mitgewirkt, der die nationale Debatte zur Reform des Ausbildungssystems in Frankreich geprägt hat. Ferner setzt er sich  für die Verbesserung der Lebensumstände in afrikanischen Ländern ein.

Foto (Max Brunnert): Dr. Yanick Kemayou
Foto (Max Brunnert): Dr. Yanick Kemayou

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