Lehrpreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs 2018

Der Lehrpreis 2018 wurde auf dem Tag der Lehre 2019 vergeben. Insgesamt wurden drei Lehrprojekte mit dem Lehrpreis ausgezeichnet: Er ging an Daniel Heinrich und Juliane Püschl (Mathematik) für ihr Schulungskonzept „Tutorenqualifizierung in der Mathematikdidaktik“. Dr. Tim Pickartz (Kunst) erhielt den Preis für sein Lehrkonzept „Forschen und Lernen in außeruniversitären Institutionen am Beispiel des Seminars „Tiefenbohrungen“ in Kooperation mit dem documenta archiv“. Sarah Schauberger (Musik) wurde für ihr Blockseminar „Musikfestivals als Heterotopie – Methodenseminar zur Feldforschung mit Exkursion zum Rudolstadt-Festival“ geehrt.

Hier finden Sie die Pressemitteilung zur Vergabe am Tag der Lehre 2019.

Projekte und Vitae der Preisträger*innen

Das Schulungskonzept richtet sich an studentische Tutor‘*innen der Mathematikdidaktik, welche Übungsgruppen leiten, Studierendenbearbeitungen korrigieren und Lernzentren betreuen. Studentische Tutor*innen stellen in den Lehrveranstaltungen der Mathematikdidaktik zentrale Akteure dar: Jedes Semester werden zwischen 60 und 70 Tutor*innen eingestellt, wobei die Auswahl neuer Tutor*innen dabei hauptsächlich auf ihren Leistungen in Klausuren basiert. Dies allein bietet jedoch keine ausreichende Grundlage für eine gute Lehre der Tutor*innen. Hier setzt das Schulungskonzept an, welches den Herausforderungen der Tutor*innen in ihrem ersten Semester als Lehrende begegnet und sie unterstützt und begleitet. Es wurde zum ersten Mal im Sommersemester 2018 in zwei sehr unterschiedlichen Veranstaltungen (Fachveranstaltung im Master und Didaktikveranstaltung im Bachelor) durchgeführt. Das fachspezifische und prozessbegleitende Tutorenschulungsprogramm bestehend aus einem zweitägigen Eingangsworkshop, einem Online-Korrekturmodul mit anschließenden Nachkorrekturen, Hospitationen mit Feedbackgesprächen, wöchentlichen Tutorenbesprechungen und einem Abschlussworkshop. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem direkten Bezug zu den Veranstaltungen, um den Transfer der Schulungsinhalte zu vereinfachen. Das Hauptziel war es dabei, ein möglichst effektives und trotzdem mit den zu Verfügung stehenden Ressourcen umsetzbares Schulungskonzept zu entwickeln und dieses am Institut zu verstetigen. Damit soll auf Dauer eine Qualifizierung aller fast 70 Tutor*innen der Mathematikdidaktik angestrebt und die Qualität der Übungen, der Korrekturen und Betreuung in den Lernzentren für die Studierenden verbessert werden.

Daniel C. Heinrich

Daniel C. Heinrich arbeitet seit Februar 2016 in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Mathias Hattermann als wissenschaftlicher Mitarbeiter und beschäftigt sich seither mit Themen der Hochschuldidaktik Mathematik, insbesondere der Beforschung des Einsatzes von digitalen Selbstlernmaterialien während der Hochschuleingangsphase im Rahmen des Projektes „mamdim“ – Mathematiklernen mit digitalen Medien. Seit 2016 ist er Mitglied im Kompetenzzentrum Hochschuldidaktik Mathematik (khdm) und war im Rahmen des studiVEMINT Projektes unter der Leitung von Prof. Dr. Rolf Biehler mitverantwortlich für die Erstellung einer e-Learning Lerneinheit zur Stochastik.

Seit 2009 arbeitet er in der universitären Lehre, zunächst als studentische Hilfskraft während seines Studiums an der Universität Bielefeld. Dort wurde ihm im Sommersemester 2010 von der Fakultät für Mathematik der von der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft gestiftete Tutorenpreis verliehen.

Juliane Püschl

Juliane Püschl arbeitet seit November 2009 in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Biehler und beschäftigt sich seitdem intensiv mit unterschiedlichen Themen aus der Hochschuldidaktik Mathematik. Seit Anfang 2017 ist sie Geschäftsführerin des Kompetenzzentrums Hochschuldidaktik Mathematik (khdm), in welchem in unterschiedlichsten Bereichen der Mathematikausbildung geforscht wird und Lehrinnovationen entwickelt werden. Der Forschungsschwerpunkt von Juliane Püschl liegt in der Ausbildung von studentischen MathematiktutorInnen, ihre Dissertation „Kriterien guter Mathematikübungen – Potentiale und Grenzen in der Aus- und Weiterbildung von studentischen TutorInnen“ ist eine der ersten Forschungsarbeiten in Deutschland auf diesem Gebiet. Während sich ihre Dissertation vor allem mit der Besprechung von Hausaufgaben auseinander setzt, hat sie auch einige Forschungsarbeit in anderen Tätigkeitsfeldern der TutorInnen (z. B. der Korrektur von Hausaufgaben) geleistet.

Seit 2010 hat Juliane Püschl zahlreiche Schulungen von TutorInnen in Paderborn und an anderen Universitäten in ganz Deutschland durchgeführt. Einige dieser Schulungen sind in Kooperation mit den HochschuldidaktikerInnen vor Ort konzipiert und geleitet worden, so dass ein hoher Austausch mit Experten im Bereich der hochschuldidaktischen Weiterbildung gewährleistet werden konnte.

Der 2-Fach-BA-Studiengang der Fakultät für Kulturwissenschaften zeichnet sich bereits durch einen hohen Praxisbezug aus, zielt aber auf ein Berufsfeld an der Schnittmenge von Kultur und Gesellschaft ab, welches sich durch hohe Diversität auszeichnet. Dies stellt auch universitär Lehrende vor die Herausforderung, bereits im Studium berufsorientierte Schlüsselqualifikationen zu vermitteln. Ausgehend hiervon ist es deutliches Anliegen, die volle Bandbreite museumspädagogischer, vermittlerischer und kuratorischer Praxen theoretisch zu erarbeiten und zu reflektieren, aber auch modellhaft praktisch umzusetzen. Entwickelt wurde ein Lehrkonzept zum außeruniversitären Forschen und Lernen, in dem gemeinsam mit Studierenden Vermittlungsprojekte konzipiert und umgesetzt, Ausstellungen entwickelt und immer wieder in den Beständen und Strukturen der jeweiligen Institution geforscht wird, z.B. im MARTa Herford, dem HNF-Museumsforum Paderborn oder auf Großkunstausstellungen wie der documenta oder der Manifesta. Waren diese Institutionen zunächst häufig nur anschaulicher Gegenstand oder Projektionsfläche, hat sich mittlerweile eine Verschiebung zu tatsächlicher Kooperationen ergeben, die es den Studierenden ermöglicht, Einblick in die Prozesse zu erlangen sowie darin zu agieren und praxisorientiert zu lernen. Für das Lehrkonzept entscheidend ist, dass der Fokus des Seminars nicht auf der universitären Lehrsituation und einem modellhaften Vorgehen liegt, sondern innerhalb wissenschaftlicher sowie institutioneller Bedingungen, geforscht, gelernt und schließlich sich real positioniert wird. Der universitäre Unterbau sorgt für eine umfassende Betreuung und ständige Reflexion der Praxiserfahrung. Zur Sicherung und Würdigung werden die Ergebnisse dieser experimentellen Praxis in jeweils unterschiedlichen Formaten veröffentlicht.

Dr. Tim Pickartz

Dr. Tim Pickartz studierte Kunst, Philosophie und Germanistik für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen an der Universität Paderborn und schrieb seine Examensarbeit zur »Möglichkeit einer Analytik des Hässlichen in Kants Ästhetik«. Seit 2011 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Sabiene Autsch (Kunst/Kunstgeschichte und ihre Didaktik) mit Lehr- und Forschungsschwerpunkten zur Vermittlung zeitgenössischer Kunst und Ausstellungsanalysen. Im Rahmen des 2-Fach-BA Kunst und Kunstvermittlung betreute er zahlreiche kuratorische Projekte, darunter den universitären Projektraum Open Space und die Ausstellungsreihe EINSPRUCH im Land- und Amtsgericht Paderborn. Er promovierte zum Thema »‚Der Tanz war sehr frenetisch…‘ - Kuratorische Praxis, Kunstvermittlung und Vermittlungskunst auf der dOCUMENTA (13)« (summa cum laude). Er arbeitet außerdem als freier Kurator und Kunstvermittler, u.a. für die documenta (Kassel) und die Skulptur Projekte (Münster).

Im Sommersemester 2018 führte Sarah Schauberger ein Blockseminar zur ethnografischen Feldforschung mit einer Exkursion zum Rudolstadt-Festival durch. Das Blockseminar war in drei inhaltliche Schwerpunkte gegliedert: (1) methodologische und methodische Vorbereitung, (2) die praktische Forschung auf dem Rudolstadt-Festival und (3) die analytische Nachbereitung. Ziel des Seminars war es, die Studierenden von der ersten methodologischen Reflexion bis zur Auswertung zu begleiten – die Forschungssituation in komprimierter Weise in der Lehrform nachzuempfinden und Theorie vertiefend mit praktischer Forschung zu verbinden. Es war dem Prinzip des ganzheitlichen forschenden Lernens verpflichtet. Ganzheitlich bedeutet, dass sowohl die musikwissenschaftliche Grundbildung, kritisches Denken als auch die Methodenkompetenz in der qualitativen Kultur- und Sozialforschung gefördert wurde. Die aktive, vollständige und gemeinsame Teilnahme am mehrtägigen Rudolstadt-Festival mit Camping setzte dabei eine hohe Bereitschaft und ein starkes Engagement der Studierenden voraus. Bestandteile des Seminars waren z.B. die unstrukturierte teilnehmende Beobachtung, ero-epischen Gespräche (Girtler), ein leitfaden-gestütztes Experten-Interview mit dem Festival-Direktor sowie das ethnografische Schreiben. Auch eine Vielzahl unterschiedlicher E-Learning-Tools in Verknüpfung mit altbewährten didaktischen Tools wie Gruppenarbeit, Plenumsdiskussionen, Tafelbilder und Papier-Handouts wurden in das Seminarkonzept eingebunden. Die Auswahl des Rudolstadt-Festivals als Exkursionsziel diente zusätzlich der Internationalisierung und Diversitätsaspekte in der Lehre, sodass bereits die Zielsetzung des Festivals einen wichtigen aufklärerischen und politischen Beitrag leistete. Es konnte beobachtet werden, dass die Studierenden überdurchschnittlich hoch motiviert mitgearbeitet haben, einen hohen Arbeitsaufwand mit freiwilligen Leistungen sogar noch übertroffen haben und als Folge dessen sehr spannende Forschungsthesen im Anschluss an die Exkursion entwickelt haben.

Sarah Schauberger

Sarah Schauberger studierte Musikwissenschaft, Medienwissenschaft und Erziehungswissenschaft auf Magister an der Universität Paderborn und der University of California, Los Angeles. 2011 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Humanwissenschaften/ Soziologie der Universität Paderborn im BMBF-Projekt „Geschlecht und ‚Exzellenz‘: Eine Untersuchung von Leitbildern an Universitäten in Nordrhein-Westfalen“. Ihre Magisterarbeit "Die Männlichkeit der E-Gitarre - eine diskursanalytische Studie" wurde mit dem Preis für hervorragende Abschlussarbeiten der Stiftung der Dienstleistungsgruppe Salzkotten und der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn ausgezeichnet. Nachdem Sie von 2012 bis 2013 im Projekt „Die Höhere Tochter am Klavier“ (gefördert von der Mariann-Steegmann-Foundation) am Musikwissenschaftlichen Seminar arbeitete, erhielt sie von 2013 bis 2015 das Stipendium im Bereich der Geschlechterforschung der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn für das Dissertationsprojekt  „Die E-Gitarre als vergeschlechtlichtes und kulturelles Phänomen“ (Arbeitstitel). Seit April 2016 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Rebecca Grotjahn am Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold der Universität Paderborn. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: ethnografische Feldforschung, Kritische Diskursanalyse, intersektionale Geschlechterforschung & Popmusik.