Lehrpreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs 2017

Seit 2009 vergibt die Hochschulleitung der Universität Paderborn den Lehrpreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Im Rahmen des Neujahrsempfanges der Universität Paderborn 2018 wurde der Lehrpreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs offiziell vergeben. Mit dem Lehrpreis werden herausragende Leistungen in der Lehre sowie der Begleitung von Studierenden ausgezeichnet.

Das Präsidium und die Stabsstelle Bildungsinnovationen & Hochschuldidaktik gratulieren den Preisträger*innen recht herzlich.

Hier finden Sie die Pressemitteilung und hier die Laudationes.

Projekte der Preisträger*innen

Kultur als etwas grundsätzlich medial Verfasstes unterliegt dem ständigen Wandel medialer Strukturen und Praktiken: Hyperfiction und Netzliteratur, Virtuality-Bilder in Fotografie und Film dank 360°-Kamera und VR-Brille, Art Selfies bei Kunstausstellungen oder Silent Concerts mit Funkkopfhörern sind nur einige Beispiele für die Vielfalt an Trends, denen die Kulturinteressierten derzeit begegnen können. Doch welche trendübergreifenden kulturellen Transformationen lassen sich angesichts der Digitalisierung beobachten? Und: Worin bestehen die Herausforderungen zeitgemäßen Kulturmanagements, in dessen Rahmen die neu(st)en digitalen Medien sowohl projektthematisch als auch instrumentell eine Rolle spielen? Im Rahmen des Seminars setzten sich die Studierenden mit diesen Fragen grundlegend theoretisch und vor allem auch praktisch auseinander, indem sie eine Kulturveranstaltungswoche mediengestützt konzipierten, vorbereiteten, durchführten und evaluierten, die mit dem Anspruch verbunden war, zur Wahrnehmbarkeit von Digitalkultur in Paderborn beizutragen. Anknüpfend an die von Seminargruppen der Vorjahre unter dem thematisch unspezifischen Motto „SIGNS“ erfolgreich umgesetzten Kulturwochen wurde das jüngste Projekt im Sinne von „digital SIGNS“ inhaltlich und arbeitsmethodisch weiterentwickelt – und damit ein in hohem Maße (berufs-)relevanter Schwerpunkt gesetzt.

Die "SIGNS-Seminarreihe" wurde konzipiert, um am Institut für Medienwissenschaften ein innovatives Lehrangebot für das Modul „Medienpraxis“ zu schaffen, das medienpraktisches Arbeiten zu verschiedenen weiteren berufsfeldrelevanten Tätigkeiten in Beziehung setzt und unseren Studierenden somit Räume des „Sich-Ausprobierens“ unter weitgehend authentischen Bedingungen eröffnet. Die Seminarteilnehmenden erarbeiten während des auf zwei Semester angelegten Seminars in Projektform die „SIGNS-Woche“, eine fünftägige kulturelle Veranstaltungsreihe, in deren Rahmen sie durch diverse Teilprojekte an verschiedenen Orten in Paderborn eigene, studentische „Zeichen“ setzen und auf diese Weise die städtische Kulturszene bereichern. Dabei hat die Seminargruppe die Aufgabe, sämtliche Prozesse und Ergebnisse ihrer Projektarbeit unter Einsatz digitaler Medien zu realisieren bzw. zu dokumentieren. Vor diesem Hintergrund befassen sich die Studierenden intensiv und in enger Theorie-Praxis-Verzahnung zum einen mit Medienproduktion sowie zum anderen mit Grundlagen des Projekt-/Eventmanagements im Allgemeinen und des Kulturmanagements im Besonderen.

Die Lehrveranstaltung versteht sich als inhaltlich und methodisch fundierender Rahmen für selbstgesteuerte, kreative Lernprozesse. Mit ihrer „SIGNS-Woche“ bringen die Studierenden etwas Innovatives hervor: einerseits vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen mit traditionellen Kulturformaten, andererseits durch das Aufgreifen aktueller Trends, die mit eigenen Ideen verknüpft werden. Aus den für die Studierenden konzipierten Lehr-/Lernarrangements des Seminars ergibt sich somit – gleichsam als positiver Nebeneffekt – auch ein Mehrwert für Paderborn als Hochschulstandort.
 

Laudatio der Kommission

Das Projekt überzeugt durch die Verknüpfung von theoretischem Studieninhalt mit der Erprobung von Projektmanagement in der medienpraktischen Arbeit am Beispiel der in Paderborn bekannten SIGNs-Woche. Das Lehrkonzept ist methodisch-didaktisch sehr gut abgestimmt. Es fördert nicht nur die fachbezogene Wissenserweiterung, sondern es ermöglicht eine Anwendung des Wissens im praxisnahen und handlungsorientierten Kontext, der den Studierenden Einblicke in ein mögliches Berufsfeld eröffnet.

Das Projekt „Betreutes Berufsfeldpraktikum: Sprachbegleitung Geflüchteter“ ermöglicht es Lehramtsstudierenden sich als Sprachbegleiter*innen für geflüchtete Menschen einzusetzen und sie bei der (sprachlichen) Integration in die deutschsprachige Gesellschaft zu unterstützen. Gleichzeitig werden die Studierenden in einem Begleitseminar für diese Aufgabe qualifiziert, indem sie u.a. theoretische Grundlagen erlernen und didaktische Kompetenzen erwerben. Das besondere Merkmal besteht damit in der engen Theorie-Praxis-Verzahnung in der ersten Phase der Lehrerbildung durch das Begleitseminar im Themenfeld Deutsch als Zweit- und Fremdsprache (DaZ/DaF) mit der Praxisphase des Berufsfeldpraktikums (BFP). Im Rahmen des BFP begleiten Lehramtsstudierende in einem Umfang von mind. 30 Zeitstunden (kommunal untergebrachte) neu zugewanderte und geflüchtete Kinder und Jugendliche, Erwachsene bzw. Familien, die entweder aufgrund ihres ausstehenden Asylantrags noch kein Anrecht auf den Besuch eines Sprachkurses haben oder die zusätzlich zu ihrem Sprachkurs oder Schulbesuch Unterstützung durch die Studierenden benötigen. Im Rahmen des Begleitseminars erhalten die Studierenden eine Einführung in die Methodik und Didaktik des Deutschen als Zweit-/Fremdsprache und beschäftigen sich dabei mit der Analyse von Lehr-Lern-Materialien sowie Übungen und Methoden zur Sprachförderung. Darüber hinaus werden wichtige interkulturelle, psychologische und pädagogische Inhalte besprochen, wie Förderung interkultureller Kompetenzen, Erfahrungsaustausch und Reflexion der eigenen Arbeit, Fluchtursachen, Bedingungen des Asylverfahrens sowie Methoden der Abgrenzung der Sprachbegleitung von Professionalität. Unter der Betreuung der wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Projekts entwickeln die Studierenden methodisch-didaktische Konzepte für die Durchführung der Sprachbegleitung und stellen den Transfer zu ihrer eigenen Lerngruppe her. Die Studierenden erhalten so die Möglichkeit eigene pädagogische Lehr-Lern-Konzepte zu erproben, die außerhalb schulischer Unterrichtssettings durchgeführt werden. Die Evaluation des Projekts zeigt, dass diese außerschulische Arbeit mit einer sprachlich und kulturell vielfältigen Zielgruppe und die Möglichkeit sich didaktisch ausprobieren zu können, die eigenen Lehr- und interkulturellen Kompetenzen der angehenden Lehrkräfte stärken und sie wiederum in der Wahl ihres Berufswunsches bestärken.
 

Laudatio der Kommission

Das begleitete Berufsfeldpraktikum überzeugt durch die enge Verzahnung mit dem Lehramtsstudium sowie durch die Einbindung der Bereiche Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache. Die Teilnahme ermöglicht es den Studierenden Geflüchtete zu begleiten und damit einen wertvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung im außerschulischen Bereich zu leisten. Im Projekt werden die Lehramtsstudierenden durch fachliche und fachübergreifende Experteninputs auf ihren Einsatz vorbereitet. Über die Lehr-Lern-Konzepte erwerben die Studierende wichtige Erfahrungen für ihre spätere Erwerbsarbeit.

Im Rahmen dieses Projektes fand eine Neugestaltung der Einbindung der Studierenden in die Vorlesungen zu „Grundlagen von Datenbanken“ statt. Längere Präsentationsphasen wurden durch regelmäßige Aktivphasen unterbrochen, in denen es zu einer ersten praktischen Anwendung der Vorlesungsinhalte kam. Für die Aktivphasen wurden neue Aufgaben entwickelt, die es erlauben, missverstandene Inhalte frühzeitig aufzudecken und die sich für den Einsatz von Classroom-Response-Systemen wie Pingo und Kahoot eignen. Die genannten Classroom-Response-Systeme erlauben es auch in großen Lehrveranstaltungen, Lösungen aller Studierender zu einer Aufgabe einzuholen, auszuwerten und den Vorlesungsverlauf basierend auf den Ergebnissen anzupassen.

Neben Wiederholungszwecken wurden Classroom-Response-Systeme insbesondere im Zusammenhang mit der Methode „Peer Instructions“ von Mazur (1997) eingesetzt. Unter anderem sieht diese Methode vor, dass bei einer Anzahl korrekter Lösungen im Bereich 30% bis 70% eine Gruppendiskussion angeregt wird. Durch diese Diskussionen sollen die Studierenden sich zum einen noch intensiver mit den Aufgaben auseinandersetzen und zum anderen lernen, ihre Lösungen gegenüber Mitstudierenden zu begründen. Im Anschluss werden die Aufgaben erneut gestellt, um den Einfluss dieser Diskussionen messbar zu machen. In den elf Vorlesungen zu „Grundlagen von Datenbanken“ kam es insgesamt zu 17 solcher Gruppendiskussionen und diese verbesserten das Ergebnis im Durchschnitt um 27%.

Die Umsetzung des neuen Lehrkonzepts erfolgte als Co-Teaching, bei dem die Präsentationsphasen von Prof. Dr. Stefan Böttcher und die Aktivphasen von Dennis Wolters geleitet wurden. Der Sprecherwechsel sowie der Einsatz von Classroom-Response-Systemen als auch von Peer Instructions wirkte äußerst aktivierend und ermöglichte durchgängig 50% bis 80% der Anwesenden aktiv einzubinden. In der Veranstaltungskritik äußerten sich Studierende sehr positiv zum neuen Lehrkonzept und hoben hervor, dass Pingo und Kahoot einem Konzentrationsverlust entgegenwirken, die Vorlesung auflockern, das Lernen fördern und dabei helfen, Verständnisfehler aufzudecken.
 

Laudatio der Kommission

Das Projekt überzeugt vor allem durch seine Möglichkeit mit großen Gruppen zu arbeiten und die Studierenden in der Vorlesung zu einem fachlichen Austausch zu motivieren und einzubinden. Durch den Einsatz von PINGO sowie Kahoot und Peer Instruction können gängige studentische Schwierigkeiten bei Vorlesungsthemen frühzeitig identifiziert und korrigiert werden. Der gezielte Einsatz von Pingo sowie Kahoot und Peer Instruction in den Vorlesungseinheiten erhöht die Aufmerksamkeit der Studierenden und steigert deren Lernfortschritt.