Lehrpreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs 2015

Die Lehrpreise des Präsidiums für den wissenschaftlichen Nachwuchs des Jahres 2015 gingen an Katharina Gefele (Fakultät für Kulturwissenschaften), Adrian Hülsmann (Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik) sowie Dr. Jessica Nitsche und Daniel S. Ribeiro (beide Fakultät für Kulturwissenschaften).  Prof. Dr. Birgitt Riegraf gratulierte und überreichte den Preisträgern die Urkunden.

Hier finden Sie die Pressemitteilung und hier die Laudationes.

Projekte der Preisträger*innen

Die herausragende Leistung des Projekts "Vielfalt stärken"-Sommercamp besteht in der Theorie-Praxis-Verzahnung in der der Lehrerbildung durch die gezielte Verbindung einer didaktischen Lehrveranstaltung aus dem Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) mit der Praxxisphase des Berufsfeldpraktikums.

Im einwöchtige Sommercamp werden etwa 70 Kinder aus Stadt und Kreis Paderborn mit und ohne Zuwanderungsgeschichte und mit und ohne Sprachförderbedarf der 3.-7. Klasse aller Schultypen zusammengebracht, um sie individuell sprachlich zu fördern und das interkulturelle Lernen anzuregen. Die Lehramtsstudierenden entwickeln unter Betreuung von Mitarbeiterinnnen der Universität und externen Experten eigene pädagogische Konzepte für die Wochengestaltung, führen diese selbstständig durch und reflektieren ihre Praxiserfahrun im Rahmen des Seminars.

Durch einen einmaligen rekursiven Ansatz, in dem die Studenten Software entwickeln, die ihnen bei der Entwicklung eben dieser Software hilft, wird das agile Prinzip durch das hohe Maß an Selbstreflexion in Form unmittelbarer Feedback-Schleifen auf besondere Art und Weise vermittelt.

Die Agilität spiegelt sich aber nicht nur im Vorgehen zur Entwicklung von Software, sondern auch in der Organisation der Projektgruppe selbst wider. Neu eingeführte „Mini-Seminare“ ersetzen eine explizite Seminarphase, Dokumentationen folgen keinem starren Muster, sondern bleiben durch den Einsatz eines Blogging-Systems im Sinne des E-Learnings flexibel und leicht anpassbar. Zusätzlich wurden die erhöhten Anforderungen an die Programmierleistungen der Studenten durch Aspekte des „game-based learnings“ spielerisch angelernt.

Das Ziel des Lehrprojekts bestand darin, ein Veranstaltungsformat universitärer Lehre zu entwickeln, das Forschung und Lehre als zwei gleichwertige Elemente zusammenführt. Zu diesem Zweck haben die Preisträger*innen ein Konzept entworfen, das traditionelle universitäre Formen (Seminar und Workshop/Tagung) einerseits aufgreift, daraus jedoch ein neues Veranstaltungsformat entwickelt, das eine produktive Interaktion zwischen Lehre und Forschung ermöglicht. Dafür wurde ein Thema gewählt, das a) Interesse weckt und zugänglich für Studierende ist, da es an deren Lebenswelt anknüpft, b) in der Forschung derzeit aktiv diskutiert wird und c) an die eigenen Forschungsfelder anschließt und diese kombiniert. Unter diesen Prämissen kame es zu dem Thema Das Dokumentarische, der Tod und die Künste.

Das Besondere am Konzept war, dass die Studierenden neben der intensiven inhaltlichen Arbeit im wöchentlichen Seminar an der Planung und Durchführung eines interdisziplinären Workshops mit auswärtigen Referent/innen aus der Wissenschaft wie auch der Kunstaktiv beteiligt wurden. Das Seminar Fotografie und Tod. Perspektiven aus Geschichte und Gegenwart war interdisziplinär angelegt und richtete sich an Studierende der Kunst und der Medienwissenschaften, die inhaltliche wie auch organisatorische Vorbereitung des Workshops durch die Studierenden war konstitutiver Bestandteil des Seminars. Es ging darum, von der Pionierzeit des Mediums bis hin zu ganz gegenwärtigen Ansätzen ein Panorama des eng verknüpften Begriffspaars Fotografie und Tod zu skizzieren. Dabei wurde auf theoretische Beiträge zurückgegriffen, welche die Faszination hinter den Wechselwirkungen beider Felder deutlich machen konnten. Mindestens gleichwertig hierzu erfolgte die Präsentation und Diskussion einer regen Fülle an chronologisch sowie thematisch strukturierten fotografischen Praktiken.

Der Workshop widmete sich der spezifischen Fragestellung, wie dokumentarische Strategien in der zeitgenössischen Kunst das Thema des Todes fokussieren. Anhand der Fokussierung exemplarischer künstlerischer Positionen wurde dieser
Problemstellung nachgegangen. Für den Workshop wurden einschlägige Wissenschaftler*innen und Künstler*innen zu Gastvorträgen eingeladen, um aktuelle Fragen und Ergebnisse interdisziplinär zu beleuchten und zusammenzuführen. Ein zentrales Anliegen des Seminars in Konstellation mit dem Workshop war, an der im Universitätsalltag häufig vernachlässigten Schnittstelle zwischen Lehre und Forschung anzusetzen. Für die Beteiligung der Studierenden am
Workshop gab es unterschiedliche Möglichkeiten: a) Expertengruppen, b) eigene Präsentation, c) Moderationen und Co-Moderationen, d) Veranstaltungsorganisation.

Die Studierenden erhielten durch dieses Veranstaltungsformat die Gelegenheit, die Fragestellungen, die sich aus der wöchentlichen Seminararbeit entwickelt haben, unmittelbar an die Wissenschaftler*innen und Künstler*innen zu richten, mit denen sie sich zuvor intensiv auseinandergesetzt hatten. Die studentischen Gruppen trugen die Verantwortung für die Vorstellungen der Gäste wie auch die sich anschließenden
Diskussionen. So konnten durch den Workshop Inhalte der vorherigen Sitzungen vertieft wie auch diskutiert werden.

Forschung und Lehre bzw. wissenschaftliche Fachtagung und Seminar konnten auf diese Weise in eine produktive Wechselwirkung zueinander treten. Durch den Workshop erhielten die Studierenden Einblick in einige Zweige der aktuellen
Kulturwissenschaft und wurden in ganz und gar lebendiger Form mit ihr konfrontiert. Darüber hinaus wurden unter Förderung ihrer individuellen Kompetenzen aktiv in den Workshop involviert und integriert. Das Lehrprojekt wurde begleitet von einer umfänglichen Betreuung und Beratung der Studierenden durch die Projektleiter*in. Der große Erfolg des Projekts ist durch zwei unterschiedliche Evaluationsverfahren umfassend belegt.