Genderkompetenz
Der Begriff Genderkompetenz ist an sich nicht unproblematisch, da dieser suggeriert, dass es sich hierbei im Sinne von Anwendungsbeispielen um eine erlernbare Technik „zum ‚richtigen Umgang mit Gender‘“ (Rendtorff 2011: 223) handelt. Barbara Rendtorff (2011: 223) merkt daher auch an, „dass der Umgang mit Effekten aus dem Geschlechterverhältnis nicht eine Frage der Verhaltensstrategie [ist], sondern zuallererst eine Sache des Bewusstseins, der (Selbst-)Aufmerksamkeit, der Reflexion und nicht zuletzt der Kenntnis gesellschaftlicher Zusammenhänge und stereotypen Zuschreibungen[...]“ (ebd.). Eher eignet sich daher der Begriff der Geschlechtersensibilität oder – in Bezug auf pädagogische Kontexte – der geschlechtersensiblen oder auch -reflektierten Pädagogik, der vor allem auf eine Reflexionskompetenz der Beteiligten zielt: Neben einer entsprechenden Haltung, mit der anderen Menschen in pädagogischen Kontexten begegnet wird – diese schließt insbesondere die Anerkennung der Vielfalt geschlechtlicher Existenzweisen sowie von Benachteiligungen und Machtverhältnissen zwischen Frauen und Männern mit ein –, erfordert eine solche Pädagogik Wissen und methodisch-didaktische Überlegungen (vgl. dazu ausf. Debus et al. 2012: 10ff.). Budde und Venth (2010: 23f.) verwenden in Anlehnung an Kunert-Zier (2005) daher auch die Begriffe „Können“, „(Gender)Wissen“ und „Wollen“. Eine entsprechende Pädagogik basiert dementsprechend vor allem auch auf einer Geschlechtertheorie: So sind Kenntnisse über gesellschaftliche Geschlechterverhältnisse und -stereotype, über ihr (historisches) Gewordensein, daraus resultierende Ungleichheiten sowie über den Konstruktionscharakter von Weiblichkeit(en) und Männlichkeit(en) für eine entsprechende Reflexionskompetenz grundlegend. Obwohl es kein ‚festes Repertoire‘ an Verhaltensvorschriften und -strategien für gendersensibles/-bewusstes/-reflektiertes Handeln bspw. für den Bereich der Schule gibt, so kann doch auf Anlaufstellen verwiesen werden, die im Sinne einer Genderkompetenz in pädagogischen Settings aufklären und Ansatzmöglichkeiten für ein solches Handeln anbieten:
- QUA-LIS NRW (Landesinstitut für Schule). Zu den Aufgabenschwerpunkten der QUA-LIS gehört u.a. die Förderung und Umsetzung von Gendersensibler Bildung, zu deren Zielen z.B. die Vermeidung von benachteiligenden Geschlechterstereotypen in der Schule und die Berücksichtigung geschlechtlicher Vielfalt gehören. Die QUA-LIS orientiert sich hierbei v.a. an den „Leitlinien zur Sicherung der Chancengleichheit durch geschlechtersensible Bildung und Erziehung“ der Kultusministerkonferenz (KMK) (2016).
- Klischeefrei. Initiative zur Berufs- und Studienwahl (gefördert von: BMBF und BMFSFJ)
- Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. (anerkannter Träger: bpb)
- QUEER FORMAT. Fachstelle Queere Bildung
(Weiterführende) Literatur:
Budde, Jürgen/Venth, Angela (2010): Genderkompetenz für lebenslanges Lernen. Bildungsprozesse geschlechterorientiert gestalten. Bielefeld: Bertelsmann.
Debus, Katharina/Könnecke, Bernard/Schwerma, Klaus/Stuve, Olav (2012): Geschlechterreflektierte Arbeit mit Jungen an der Schule. Konzeptionelle Grundlagen und Schlussfolgerungen aus einer Fortbildungsreihe. In: Dissens e.V. & Dies. (Hrsg.): Geschlechterreflektierte Arbeit mit Jungen an der Schule. Texte zu Pädagogik und Fortbildung rund um Jungenarbeit, Geschlecht und Bildung. Berlin: Dissens e.V., S. 10-16. Verfügbar unter: https://www.dissens.de/geschlechterverhaeltnisse. Letzter Zugriff: 02.08.2022.
Kunert-Zier, Margitta (2005): Erziehung der Geschlechter. Entwicklungen, Konzepte und Genderkompetenz in sozialpädagogischen Feldern. Wiesbaden: Springer VS.
Rendtorff, Barbara (2011): Genderkompetenz [Stichworte und Begriffe aus der Geschlechterforschung]. In: Rendtorff, Barbara/Mahs, Claudia/Wecker, Verena (Hrsg.): Geschlechterforschung. Theorien, Thesen, Themen zur Einführung. Stuttgart: Kohlhammer, S. 223.
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