Bruch­flä­chen si­cher be­wer­ten: Neue Aus­grün­dung der Uni­ver­si­tät Pa­der­born ent­wi­ckelt in­no­va­ti­ves Ana­ly­se­sys­tem für Kleb­ver­bin­dun­gen

 |  Forschung

Die Freigabeprozesse neuer Kleb- und Werkstoffe für innovative Leichtbaustrukturen erfordern es häufig, viele tausend Proben herzustellen, zu prüfen und die Bruchflächen zu bewerten. Um den Prozess zu vereinfachen, hat FractureSurfaceTechnologies, ein Spin-off der Universität Paderborn, ein System entwickelt, das die Analyse von Bruchflächen geklebter Verbindungen automatisiert und reproduzierbar macht. Das am 4. März gegründete Unternehmen hat dafür eine Förderung vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (MWIDE) des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten.

Die Wissenschaftler Michael Ditz und Dr.-Ing. Jan Ditter, beide vom Laboratorium für Werkstoff- und Fügetechnik (LWF) der Universität Paderborn unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Gerson Meschut, haben aufbauend auf einem öffentlich geförderten Projekt ein Bewertungssystem für Anwender von Klebtechnik entwickelt. Damit unterstützt das Start-up Industrieunternehmen bei der Analyse des Versagensbildes von Klebverbindungen. Die innovative Technologie nutzt verschiedene Beleuchtungsszenarien, um mithilfe einer Digitalkamera Merkmale von Bruchflächen zu erfassen. Über die digitale Bildverarbeitung und Bewertungsalgorithmen kann die Bruchfläche anschließend charakterisiert werden. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern schafft eine einheitliche Bewertungsgrundlage, die sich auf den anzuwendenden Richtlinien und DIN-Normen stützt. Nicht nur große Branchen wie die Automobilindustrie, der Schienenfahrzeugbau, die Luft- und Raumfahrt, die Windenergiebranche und der klassische Maschinenbau, sondern auch kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region können von der Technologie profitieren.

Neben dem Analysesystem bieten die beiden Wissenschaftler ihr Know-how auch in Form von Beratungsleistung an. Der Markteintritt soll in der zweiten Jahreshälfte 2021 erfolgen. Mit den Pilotkunden Audi AG und der voestalpine Stahl GmbH arbeitet das junge Unternehmen bereits erfolgreich zusammen. Das Kundenfeedback fließt direkt in den Prototypen ein, sodass das System permanent weiterentwickelt und optimiert wird.

Gründung geht langjährige Forschung voraus

Entstanden ist die Idee für das Start-up im Rahmen eines öffentlich geförderten Forschungsprojektes, in dem Bundesmittel über verschiedene Forschungsvereinigungen an Forschungsinstitute ausgeschüttet wurden. Während des Projektes unter der Leitung von Ditz stellte sich heraus, dass das Interesse der Industrie an der Technologie groß ist und enormes Potenzial bietet. Gemeinsam mit Ditter, der im Rahmen seiner Promotion am LWF auf dem Gebiet der Klebtechnik geforscht hat, suchte Ditz nach Möglichkeiten, die Ergebnisse in ein marktreifes Produkt zu überführen. Da beide Gründer aus der Anwendungstechnik kommen, bringen sie aus ihrer Lehrstuhltätigkeit das Know-how im Bereich der Versagensanalyse mit.

Unterstützung durch das Gründungszentrum der Universität Paderborn

Mit ihrer Gründungsidee wandten sich die Wissenschaftler an die garage33, das Gründungszentrum der Universität Paderborn, und wurden durch Prof. Dr. Rüdiger Kabst, wissenschaftlicher Leiter des Technologietransfer- und Existenzgründungs-Centers der Universität Paderborn (TecUP), beraten. Für ihr Projekt mit dem Titel „FractureSurfaceTec“ erhielten die beiden Gründer bereits Mitte 2020 eine Förderung im Programm START-UP transfer.NRW vom MWIDE des Landes Nordrhein-Westfalen. Die 18-monatige Förderung in Höhe von 240.000 Euro soll die Entwicklung von Dienstleistungen, Verfahren und Produkten vorantreiben und den als Fördervoraussetzung vorgelegten Businessplan für die nachfolgende Gründungs- und Wachstumsphase weiterentwickeln. Unterstützung bei der Antragstellung erhielten Ditz und Ditter vom Gründungscoach Arthur Hartel. Mit dem Projektstart bezogen sie ihr Büro in der garage33 und profitieren seitdem von der Expertise des Gründungszentrums zu allen gründungsrelevanten Themen.

Weitere Informationen: www.fracturesurface.tech

Text: Lena Gold

Foto (Universität Paderborn): Die Gründer Michael Ditz und Dr.-Ing. Jan Ditter (v. l.) von Frac-tureSurfaceTechnologies mit einem frühen Versuchsaufbau des Aufnahmesystems.

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