Stum­mfil­mabend mit Klavi­er­beg­lei­tung: Licht­blick zeigt Asta Niel­sens „Ham­let“ (1921)

Das studentische Programmkino Lichtblick zeigt am kommenden Montag im Rahmen des Jubiläumsprogramms „Can‘t Think Straight – Skizzen für ein anderes Kino“ zum 15-jährigen Bestehen den Stummfilm „Hamlet“ (1921), live am Klavier begleitet von Eunice Martins. Der Film (unter Regie von Svend Gade und Heinz Schall) ist der erste, den die Stummfilmikone Asta Nielsen mit ihrer selbstgegründeten Produktionsfirma realisierte – und dabei gleich auch die Hauptrolle übernahm. Aber: ein weiblicher Hamlet? Das mag zunächst nach einer sehr freien Interpretation des bekannten Shakespeare-Stoffes klingen. Eine getreue Literaturverfilmung der kanonischen Tragödie war allerdings auch gar nicht das Ziel. Das Drehbuch von Erwin Gepard orientierte sich auch an „The Mystery of Hamlet“, einer Untersuchung des Literaturwissenschaftlers Edward P. Vining, welcher den shakespeareschen Hamlet auf eine norwegische Sage aus dem 12 Jhdt. zurückführt: Nach dieser Interpretation wurde Hamlet tatsächlich als Frau geboren. Asta Nielsen hat mit ihrer vielgerühmten Schauspielkunst maßgeblich dazu beigetragen, dass „Hamlet“ als erstem deutschen Film nach dem Ersten Weltkrieg ein großer Publikumserfolg in den USA beschieden war. Zugleich ist er ein Testament der Freiheit und Innovationsfreude des jungen Kinos der Weimarer Republik, welches in scharfem Kontrast zu den drei nachfolgenden Jahrzehnten steht und an dessen bedeutende Tradition erst in den 60ern wieder angeknüpft wurde.  

Gezeigt wird die 2006 auf Basis eines glücklichen Zufallsfundes vom Deutschen Filminstitut in Frankfurt ergänzte und restaurierte Fassung des Films als 35mm-Kopie in analoger Projektion. Eunice Martins, die neben langjähriger Tätigkeit als Hauspianistin am „Kino Arsenal – Institut für Film und Videokunst“ in Berlin auch international schon zahlreiche Filmvorführungen musikalisch begleitet hat, wird ihre Expertise – wie schon zum 10. Lichtblick-Jubiläum – ein weiteres Mal auch in Paderborn unter Beweis stellen. Es bietet sich somit die seltene Gelegenheit, einen ästhetisch wie filmgeschichtlich wertvollen Film statt bloß zuhause am Bildschirm noch einmal so zu sehen, wie er auch vor beinahe 100 Jahren schon zu sehen war: analog, im Kino und mit Live-Musik. „To be or not to be“: diese Frage wird wohl nicht zu hören sein, aber Asta Nielsen wird sie uns trotzdem stellen.

Einsicht in das gesamte Programm und weitere Infos zu Lichtblick gibt es auf

www.lichtblick-kino.de

, der Online-Vorverkauf läuft bereits: https://www.cineplex.de/film/hamlet/131581/paderborn/

“Hamlet” (Svend Gade, Heinz Schall; D 1921 [35mm, dt. Zwischentitel]): Stummfilm mit Klavierbegleitung
Montag, 5. November 2018, 21:00 Uhr
Pollux, Westernstraße 34, 33098 Paderborn