Wenn Pro­fess­oren zu Po­eten wer­den – Po­etry Slam für guten Zweck lockte über 900 Zuhörer in zwei Hör­säle – Spenden­er­lös ge­ht an Bildung­s­pro­jekte für ben­achteiligte Kinder im süd­lichen Afrika

Johlende und klatschende Studenten auf den voll besetzten Rängen des Audimax der Universität Paderborn? Tatsächlich so geschehen am Dienstagabend. Grund war nicht etwa eine Vorlesung – unten am Rednerpult wurde kräftig mit Worten gefochten. Beim Poetry Slam „Profs vs. Profis for Charity“ gaben sich professionelle Poetry Slammer aus ganz Deutschland und Professoren der Universität Paderborn sprichwörtlich zwar nicht die Klinke, aber das Mikrofon in die Hand. Die noch junge Organisation „Go Ahead!“ lud zum Wohltätigkeitsevent ein und fast 1.000 Gäste folgten dem Ruf. Am Ende standen die verdienten Sieger des Dichterwettbewerbs fest: Für die Professoren – und sicher auch als inoffizieller Gesamtsieger – konnte sich Prof. Dr. Florian Söll feiern lassen. Aus dem Lager der Profis machte der erst 20-jährige Fabian Navarro seine Sache am besten und überzeugte Publikum und Jury.

Mancher Professor, der am Dienstagabend im Audimax am Mikrofon stand, würde sich über solche Menschenmassen in seinen Vorlesungen sicher freuen. Das Audimax war mit seinen 620 Plätzen restlos ausverkauft. Der Andrang war im Vorfeld so groß, dass sich die Organisatoren dazu entschlossen, das Riesenspektakel parallel in den Hörsaal C1 zu übertragen. Und auch der platzte fast aus allen Nähten.

Die Zweiteilung des Events tat der Stimmung keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: Immer wieder wurde die jubelnde Masse aus dem jeweils anderen Hörsaal auf der Video-Leinwand zugeschaltet. „Ich hätte nie gedacht, dass es hier so viel Stimmung geben kann“ schrie Moderator Christian Schmidt aus dem Hörsaal C1 den anderen Zuhörern zu. Sein Gegenpart im Audimax, Thomas Coucoulis, führte gekonnt locker, mit Fingerschmuck, der sicher auch noch die letzte Reihe blendete, durch den Abend. Schnell wurde auch für Poetry-Slam-Neulinge das Regelwerk von ihm erklärt.

Ob nun Profis oder Professoren, jedes Team bestand aus fünf mutigen „Slammern“, die im direkten Duell, in sechs Minuten Redezeit, um die Gunst der Zuschauer buhlten. Nach jeder Runde bestimmte das Publikum in den beiden Hörsälen per Applaus, wer den Punkt für sein Team ergatterte. Eine siebenköpfige Jury entschied am Ende über den Gesamtsieger aus den einzelnen Teams.

Den Anfang des munteren Abends machte Prof. Dr. Wolfram Meyerhöfer. In seinem Text berichtete er mit einem Augenzwinkern über die Scheußlichkeit der Mathelehrer. „Sind die schon im Studium so schlimm oder werden Mathelehrer erst in der Schule zu solchen Menschen“, fragte er die johlende Masse auf den Rängen. Durchaus poetischer ging sein Gegenspieler „Schriftstehler“ die sechs Minuten Redezeit an und berichtete, wie er auf dem Weg zu einem Gespräch mit Gott nur den Teufel getroffen habe. Punkt für die Profis. Hinter der Bühne zeigte sich „Schriftstehler“ nicht nur vom Text seines Konkurrenten begeistert: „Alle Texte haben eine Geschichte und außerdem wissen die Professoren genau, wie man die Leute zum Lachen bringen kann“.

Einen harten Gegner erwischte danach der Präsident der Universität Paderborn, Prof. Dr. Nikolaus Risch, der unter dem Jubel der Zuschauer die Bühne leger in Jeans und Sportschuhen betrat. Er berichtete mit einem Schmunzeln über das alltägliche Leben eines Uni-Präsidenten und verriet dabei das ein oder andere persönliche Detail. Der Gegner, der spätere Sieger aus dem Lager der Profis, Fabian Navarro, ausgestattet mit einer Menge an Bühnenpräsenz und poetischer Leichtigkeit, reimte aus seinem Heimatdorf im „Sauerland-Outback“. „Dieser Ort ist nicht verschlafen, er liegt im Koma. Jeder zweite Bewohner sieht aus wie Oma und Opa“, so einer seiner Kommentare. Auch hier: Punktsieg für die Profis.

Den ersten Punkt für die Professoren konnte anschließend Prof. Dr. Hans Peter Brandl-Bredenbeck ergattern. Für seinen humoristischen und mit viel Wortwitz vorgetragenen Text „Berlin, Berlin. Ich fahr’ nach Paderborn“ spendeten die Zuhörer stehende Ovationen. Karsten Strack konnte mit seiner Beschreibung eines „total nutzlosen Tages“ nur den Kürzeren ziehen und musste den Punkt an die Professoren abgeben. Mucksmäuschenstill wurde es beim nachdenklichen Text von „Dean“. Umso lauter dann jedoch der Applaus und der nächste Punkt gegen Gegner Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow – es sollte der letzte Punkt für die Profis an diesem Abend sein. Denn anschließend zog Prof. Dr. Florian Söll alle Register eines perfekten Poetry Slam-Auftrittes. Durchdachter Wortwitz, lockere Formulierungen und ein, im wahrsten Sinne des Wortes, bühnenreifer Auftritt ließen das Audimax samt den Profi-Slammern kopfstehen. Seine sechs Minuten Redezeit verpackte er als eine E-Mail, nahm dabei das Duell wörtlich und seinen Gegenspieler AIDA aufs Korn. Gesamtsieg für Söll und Lobeshymnen von allen Seiten. Lob gab es auch für die Organisatoren von „Go Ahead!“. „Hier sind 900 Leute und das alles ist für einen guten Zweck. Das ist einfach nur der Wahnsinn“, so das Fazit von „Schriftstehler“. Alle Einnahmen an diesem Abend gehen an Bildungsprojekte für benachteiligte Kinder im südlichen Afrika. Eine schöne Sache, verbunden mit dem Aufruf: „Bitte mehr davon, liebes ‚Go Ahead! Team“.
 

Text/Fotos: Christoph Streicher, Referat Presse und Kommunikation

Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Großer Andrang im Audimax. Über 600 Studenten lauschten live den Poetry Slammern.
Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Großer Andrang im Audimax. Über 600 Studenten lauschten live den Poetry Slammern.
Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Übertragung per Video-Stream. Im Hörsaal C1 fanden alle jene Platz, die für das AM kein Ticket mehr ergattern konnten.
Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Übertragung per Video-Stream. Im Hörsaal C1 fanden alle jene Platz, die für das AM kein Ticket mehr ergattern konnten.
Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Moderator Thomas Coucoulis (links) und die Mitorganisatorin des Groß-Events, Alexandra Demuth.
Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Moderator Thomas Coucoulis (links) und die Mitorganisatorin des Groß-Events, Alexandra Demuth.
Foto (Universität Paderborn, Frauke Döll):Trauten sich in die Slam-Arena (v. l.): Prof. Dr. Wolfram Meyerhöfer, Prof. Dr. Nikolaus Risch,  Prof. Dr. Hans Peter Brandl-Bredenbeck, Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow und Prof. Dr. Florian Söll.
Foto (Universität Paderborn, Frauke Döll):Trauten sich in die Slam-Arena (v. l.): Prof. Dr. Wolfram Meyerhöfer, Prof. Dr. Nikolaus Risch, Prof. Dr. Hans Peter Brandl-Bredenbeck, Prof. Dr. Jörg Müller-Lietzkow und Prof. Dr. Florian Söll.
Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Ließen sich zu Recht vom Publikum feiern: Die Profi-Slammer: „Dean“, „Schriftstehler“, „AIDA“, Fabian Navarro und Karsten Strack (von links).
Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Ließen sich zu Recht vom Publikum feiern: Die Profi-Slammer: „Dean“, „Schriftstehler“, „AIDA“, Fabian Navarro und Karsten Strack (von links).
Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Hans Peter Brandl-Bredenbeck (links) assistierte Florian Söll, nebst Handpuppe, bei seiner Zugabe nach dem Sieg.
Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Hans Peter Brandl-Bredenbeck (links) assistierte Florian Söll, nebst Handpuppe, bei seiner Zugabe nach dem Sieg.
Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Gewann die Teamwertung mit seiner Hommage an sein Heimatdorf: Fabian Navarro.
Foto (Universität Paderborn, Christoph Streicher): Gewann die Teamwertung mit seiner Hommage an sein Heimatdorf: Fabian Navarro.
Foto (Universität Paderborn, Frauke Döll): Betrat die Bühne leger in Jeans und roten Sportschuhen: Präsident Nikolaus Risch.
Foto (Universität Paderborn, Frauke Döll): Betrat die Bühne leger in Jeans und roten Sportschuhen: Präsident Nikolaus Risch.
Foto (Universität Paderborn, Frauke Döll): "Berlin, Berlin, ich fahr nach Paderborn" - auch der Text von Sportwissenschaftler Brandl-Bredenbeck kam gut an.
Foto (Universität Paderborn, Frauke Döll): "Berlin, Berlin, ich fahr nach Paderborn" - auch der Text von Sportwissenschaftler Brandl-Bredenbeck kam gut an.
Foto (Universität Paderborn, Frauke Döll): Stehende Ovationen für die Slammer.
Foto (Universität Paderborn, Frauke Döll): Stehende Ovationen für die Slammer.