Geschlechtersensible/-reflektierte Sprache

Der Ausdruck geschlechterreflektierte Sprache meint nicht nur, sich geschlechterbezogenen Formulierungen beim Schreiben und Sprechen bewusst zu werden, sondern auch, diese im alltäglichen Sprachgebrauch zu hinterfragen. Synonym zum Begriff „geschlechterreflektierte Sprache“ werden häufig auch folgende Ausdrücke verwendet: geschlechter-/gendersensible, geschlechter-/gendergerechte oder geschlechter-/genderbewusste Sprache. Der Forderung, genderreflektiert zu schreiben und zu sprechen, geht die sprachsoziologische Prämisse voraus, dass Sprache und Gesellschaft in einem komplexen Wechselwirkungsverhältnis stehen. Sprache, als ein zentraler Bestandteil von gesellschaftlicher Wirklichkeit, kann somit nicht nur Ungleichheitsstrukturen in der Gesellschaft spiegeln, sondern auch fortschreiben, oder diese brechen. An dieser Stelle knüpft die feministische Linguistik mit ihrer Sprachkritik an der ausschließlichen Verwendung des Generischen Maskulinums an. Die Fixierung auf das Generische Maskulinum im alltäglichen Sprach- und Schriftgebrauch wird als problematisch gesehen, weil es eine androzentrisch geprägte Weltanschauung, in der Man(n) als soziale Norm gesetzt wird, perpetuiert. Nicht nur Frauen würden unsichtbar gemacht werden, sondern geschlechtliche Vielfalt jenseits von Binarität würde ebenfalls negiert. Indem Sprache Einfluss auf das Bewusstsein und die Vorstellungskraft von Mitgliedern einer Gesellschaft haben kann, kann Sprache zum Medium gesellschaftlicher Ein- und Ausschlussmechanismen werden, und somit nicht „bloß“ zu Diskriminierung in Wort und Schrift führen. Mit der Verwendung genderreflektierter Formulierungen beim Schreiben und Sprechen geht somit auch die Forderung nach (sprachlicher) Geschlechtergerechtigkeit einher. Aufgrund der vielfältigen Diskriminierungen, die aus der Verwendung des generischen Maskulinums resultieren können, haben bereits viele Hochschulen und auch andere Einrichtungen Leitfäden entwickelt, die aufzeigen, wie sich diskriminierungsfreies und genderumfassendes Schreiben und Sprechen gestalten lassen kann.

Beispiele für Leitfäden:

Im Übrigen werden einige Formulierungsbeispiele aufgeführt:

  • Neutrale Formulierungen: Vielfach ist es möglich, die männliche Form durch geschlechtsneutrale Oberbegriffe zu ersetzen, wie z. B. mithilfe eines substantivierten Adjektivs: die Studierenden, die Mitarbeitenden, die Antragstellenden etc., oder statt der Person die Sache zu bezeichnen: z. B. die Teilnahmebegrenzug statt die Teilnehmerbegrenzung.
  • Paarformulierungen/Beidnennung: Zugleich ist es möglich, Frauen explizit anzusprechen oder sowohl Männer als auch Frauen zu adressieren: „Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer“.
  • Großschreibung des Binnen-I`s und von ‚R‘ und ‚N‘: z. B. MitarbeiterInnen statt „Mitarbeiter“, jedeR statt „jeder“, eineN BeschäftigteN statt „einen Beschäftigten“.
  • Schrägstrich/Slash: Etabliert hat sich u.a. die Trennung der weiblichen und männlichen Form durch das Slash-Zeichen: z.B. Mitarbeiter/innen oder Mitarbeiter-/innen, Schüler-/innen oder Schüler/innen.
  • Unterstrich (Gender Gap) _ oder Asterix (Gendersternchen) *: Eine Sprache, die sich ausschließlich auf Frauen und Männer, d. h. auf eine sog. ,Kultur der Zweigeschlechtlichkeit‘ bezieht, ist immer noch diskriminierend für all diejenigen Menschen, die nicht in dieses Muster passen und keine eindeutige Geschlechtsidentität leben. Um diese Heteronormativität zu umgehen, hat es sich insbesondere in den Queer Studies und der Geschlechterforschung etabliert, den Unterstrich zu verwenden oder mit Sternchen zu schreiben: die Schüler_innen oder Schüler*innen. Schweden hat darüber hinaus ein drittes Personalpronomen verabschiedet, was ‚er‘ (han) und ‚sie‘ (hon) um ‚hen‘ erweitert.
  • Doppelpunkt :: Wie auch das Gendersternchen oder der Unterstrich steht der Doppelpunkt für geschlechtliche Vielfalt: die Student:innen.

(Weiterführende) Literatur:

Günther, Susanne (2019): Sprachwissenschaft und Geschlechterforschung: Übermittelt unsere Sprache ein androzentrisches Weltbild? In: Kortendiek, Beate/Riegraf, Birgit/Sabisch, Katja (Hrsg.), Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden: Springer VS, S. 571-589.

Hornscheidt, Lann (2012): feministische w_orte. ein lern-, denk- und handlungsbuch zu sprache und diskriminierung, gender studies und feministischer linguistik. Frankfurt a. M.: Brandes & Apsel.

Nübling, Damaris (2020). ÜberEmpfindlichkeiten? Die Geschlechter in der Sprache. In: Rendtorff, Barbara/Mahs, Claudia/Warmuth, Anne-Dorothee (Hrsg.): Geschlechterverwirrungen.         Was wir wissen, was wir glauben und was nicht stimmt. Frankfurt/New York: Campus, S. 82-89.

Rendtorff, Barbara (2011). Geschlechterregerechte (geschlechterbewusste) Sprache [Stichworte und Begriffe aus der Geschlechterforschung]. In: Rendtorff, Barbara/Mahs, Claudia/Wecker, Verena (Hrsg.): Geschlechterforschung. Theorien, Thesen, Themen zur   Einführung. Stuttgart: Kohlhammer, S. 225.

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