Gender Pay Gap

Im Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung (2017) wird der Gender Pay Gap (geschlechtsspezifische Lohnlücke) neben dem Gender Lifetime Earnings Gap, Gender Pension Gap, Gender Time Gap und Gender Care Gap (auch: Gender Unpaid Gap) als ein relevanter Indikator für geschlechterbezogene Ungleichheiten in der Erwerbs- und Sorgearbeit genannt (vgl. BMFSFJ 2017: 93ff.). Als Gender Pay Gap (GPG) wird der trotz Frauenförderung, Gleichstellung und Gender Mainstreaming weiter fortbestehende prozentuale Gehaltsunterschied in Bezug auf den durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Frauen und Männern bezeichnet. Seit dem Jahr 2006 stellt EU-einheitlich die vierjährliche Verdienststrukturerhebung die Datengrundlage dar, welche vom Statistischen Bundesamt ausgewertet wird.

So lag der durchschnittliche Bruttostundenlohn von Frauen in Deutschland –für die alten und die neueren Bundesländer gibt es erhebliche Unterschiede – laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2006 bei 23 Prozent und im Jahr 2018 bei 20 Prozent („unbereinigter“ Gender Pay Gap) unter demjenigen der Männer, womit sich Deutschland im EU-Vergleich auf einem der letzten Plätze befindet (vgl. Klammer&Menke 2020: 29; Statistisches Bundesamt 2022). Diese Gehaltsdifferenz kann auf Basis von verschiedenen Faktoren betrachtet werden, welche je nach Situation in unterschiedlichem Maße wirksam werden und dabei interagieren (vgl. u. a. BMFSJ: 4, 35f.):

  1. Frauen sind häufiger in niedrig bezahlten Berufen, vor allem im Dienstleistungssektor, beschäftigt, arbeiten öfters in Teilzeit und sind kaum in Führungspositionen zu finden – dies zum einen aufgrund der Art der von ihnen verrichteten Tätigkeiten, zum anderen aus strukturellen Gründen, die sich mit Begriffen wie ‚Gläserne Decke‘ oder ‚Leaky-Pipeline‘ umschreiben lassen. So sind Anforderungen des Arbeitsplatzes hinsichtlich Qualifikation und Führungskompetenz immer noch stark geschlechtstypisch segregiert. 
  2. Aber auch bei vergleichbarer Tätigkeit und äquivalenter Qualifikation verdienen Frauen durchschnittlich 6 Prozent („bereinigter“ Gender Pay Gap, Daten von 2018) weniger als Männer, was häufig mit weiteren lohnrelevanten Aspekten – wie z. B. häufigere und längere Erwerbsunterbrechungen durch Familienzeiten – erklärt wird (vgl. Statistisches Bundesamt 2022; Klammer&Menke 2020: 29).
  3. Zugleich spielt die niedrigere Bewertung von vornehmlich von Frauen gewählten Berufen – etwa im Erziehungs- und Pflegebereich – eine Rolle. Diese ist als ein Produkt der Trennung von öffentlichem und privatem Bereich im Zuge der Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert und damit der geringeren Wertschätzung aller Arbeiten, die der Reproduktion und Regeneration der Gesellschaftsmitglieder dienen, zu bewerten. 

(Weiterführende) Literatur:

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (2017): Zweiter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Verfügbar unter: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/zweiter-gleichstellungsbericht-119796. Letzter Zugriff: 02.08.2022.

Bundesministerium für Familie, Senioren Frauen und Jugend (BMFSFJ) (2009): Entgeldungleichheit zwischen Frauen und Männern in Deutschland. Dossier. Berlin 2009. Verfügbar unter: https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/entgeltungleichheit-zwischen-frauen-und-maennern-in-deutschland-80408. Letzter Zugriff: 02.08.2022.

Klammer, Ute/Menke, Katrin (2020): Gender-Datenreport. Informationen zur politischen Bildung/izp 1/2020 [Geschlechterdemokratie], S. 20-33. Verfügbar unter: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/307470/geschlechterdemokratie/.  Letzter Zugriff: 02.08.2022.

Lillemeier, Sarah (2019): Gender Pay Gap: von der gesellschaftlichen und finanziellen Abwertung von „Frauenberufen“. In: Kortendiek, Beate/Riegraf, Birgit/Sabisch, Katja (Hrsg.): Handbuch interdisziplinäre Geschlechterforschung, Bd. 2. Wiesbaden: Springer VS, S. 1013-1021.

Statistisches Bundesamt (2022): Pressemitteilung Nr. 088 vom 07.März 2022. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/03/PD22_088_621.html. Letzter Zugriff: 02.08.2022.

Statistisches Bundesamt: Gender Pay Gap 2020: Deutschland bleibt eines der EU-Schlusslichter. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Arbeitsmarkt/GenderPayGap.html. Letzter Zugriff: 02.08.2022.

Zinke, Guido (2020): Geschlechterungleichheiten: Gender Pay Gap. Bundeszentrale für politische Bildung. Verfügbar unter: https://www.bpb.de/themen/arbeit/arbeitsmarktpolitik/318555/geschlechterungleichheiten-gender-pay-gap/. Letzter Zugriff: 02.08.2022.

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