Wir haben nachgehakt und eure Ernährungsmythen und -fragen geklärt!

„Nur noch Kokosöl verwenden“, „Sportler brauchen mehr Protein“ – ECHT?

Im Radio hören wir Tipps zu guter Ernährung, bei Social Media wird für etliche Zusatzprodukte geworben, alle wissen, was am besten für uns ist - das Thema Ernährung können wir nicht mehr umgehen!
Genau aus diesem Grund haben wir von mein beneFit uns gedacht, wir wollen es mal genauer wissen bzw. IHR wollt es genauer wissen! Wir haben die Chance genutzt und euch Fragen stellen lassen. Über eine Woche haben wir diese gesammelt und uns mit einem unserer Kooperationspartner an der Uni, dem IEKG, zusammengesetzt, um eure Fragen mal dem „Profi“ zu stellen. Zur Verfügung stand uns Prof. Dr. Heseker vom Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit.

Wir haben versucht, möglichst viele eurer Fragen zu stellen. Ähnliche Einsendungen wurden zu einer Frage zusammengefasst, also nicht wundern, wenn ihr nicht genau eurer Frage wiederfindet.

Das Interview hat gezeigt, dass zur Beantwortung der Fragen viele Aspekte berücksichtigt werden müssen, die absolute Ja-, Nein- Antworten nicht einfach machen oder zulassen – viele Komponenten müssen beachtet werden, wenn es um unsere Ernährung geht.

Vielen Dank an euch, für eure Einsendungen, an Prof. Dr. Heseker für die Beantwortung des Fragenhagels und für die Unterstützung der Social Media Kanäle der Uni.

Entscheidend ist die Gesamtenergieaufnahme des Tages. Wenn jemand seine Nahrungsaufnahme kontrollieren will, kann er natürlich abends früher essen und auf alle Spätmahlzeiten verzichten. Damit hat er eine längere Fastenpause über Nacht. Aber es ist nicht erforderlich und es bringt auch nicht unbedingt Vorteile. Es ist einfach eine Maßnahme, seine eigene Nahrungs- bzw. Kalorienaufnahme ein bisschen besser zu kontrollieren.

Das wird ganz viel diskutiert. Es gibt natürlich gute und schlechte Futterverwerter: die einen kommen mit relativ wenig Kalorien aus und andere können relativ viel essen, ohne gleich zuzunehmen. Das hängt auch mit unserer epigenetischen Prägung zusammen. Auf jeden Fall sollte jeder seinen Körper bzw. Energiebedarf hinreichend gut kennen, wobei ein gelegentlicher Blick auf die Waage oder die aktuelle Kleidergröße nicht schaden kann

Das Problem bei zuckergesüßten Getränken ist, dass die damit aufgenommenen Kalorien nicht zur Sättigung beitragen.
Wenn zum Beispiel Studierende abends die gleiche Pizza essen, der/die eine trinkt ein Glas Cola dazu, der/die andere ein Glas Wasser haben beide das gleiche Sättigungsgefühl. Und in dem halben Liter Cola sind ca. 220 Kalorien extra. Der Cola-Trinker lässt nicht ein Stück Pizza zurück, weil er sich bereits vorher satt fühlt. Deshalb werden natürlich mit zuckergesüßten Getränken und Säften mehr Kalorien in kurzer Zeit eingenommen. Die Studien zeigen eindeutig, dass zuckergesüßte Erfrischungsgetränke und auch genauso auch unsere beliebten Säfte schon einen erheblichen Teil dazu beitragen, dass wir mit zunehmendem Alter allmählich übergewichtig werden.

Nein, wenn Süßstoffe gesundheitliche Gefahren mit sich bringen würden, hätte der Gesetzgeber sie längst vom Markt nehmen lassen. Aber wir halten es nicht für sinnvoll, süßstoffgesüßte Getränke zu verwenden. Denn entscheidend ist doch, dass wir uns an weniger Süße gewöhnen.

Energie-Drinks sind einfach eine tolle Marketingidee. Die meisten Energydrinks enthalten ja neben Zucker weitere Inhaltsstoffe, unter anderem Taurin. Taurin ist nur aus Marketinggesichtspunkten dort hinzugefügt worden, denn Taurin kommt vom lateinischen Wort Taurus, das Stier bedeutet. Es soll eben suggerieren, dass man durch den Drink Bullenkräfte bekommt. Was in der Werbung nicht zur Sprache kommt: Wir produzieren Taurin selber im Körper! Wir sind also nicht darauf angewiesen, es zusätzlich aufzunehmen. Viele der Energydrinks enthalten auch reichlich Koffein. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Koffein die Ermüdung oder die Ermüdbarkeit reduziert. Aber alle andere noch so phantasievollen Zutaten sind überflüssig wie ein Kropf.

Bei Kaffee kommt es auf die Dosierung an. Koffein in höheren Dosen hat eine pharmakologische Wirkung. Jeder, der mal zu viel Koffein aufgenommen hat, kennt die Symptome: Man bekommt z. B. Schweißausbrüche und die Pulsfrequenz geht hoch. Aber wenn man Kaffee in herkömmlichen Mengen trinkt, 3, 4, 5 Tassen über den Tag verteilt, nicht zu stark, ist das für die meisten von uns ohne Probleme verträglich.

Wenn man nur Cola light trinkt, wird man irgendwann an einer Mangelerkrankung sterben.

Auch dort hängt es wieder von der Menge ab, die man trinkt. Mit alkoholischen Getränken ist es wie mit zuckergesüßten Getränken: Man kann innerhalb kurzer Zeit relativ viele Kalorien aufnehmen. Gerade Bier ist ja ein kalorienreiches Getränk und zählt nicht nur in Bayern zu den Grundnahrungsmitteln vieler und natürlich steigern wir durch den Alkoholkonsum die Gesamtenergieaufnahme.

Als Freizeitsportler wird der Proteinbedarf meist überschätzt. Als Sportler braucht man mehr Protein als ein normaler Mensch. Vielen ist aber nicht bekannt, dass der Proteinbedarf eines Ausdauersportlers höher ist als die eines Kraftsportlers. Ein Kraftsportler, der seine Aufbauphase hinter sich hat, also der eine bestimmt Muskelmasse halten will, braucht nicht mehr sehr viel mehr Protein wie ein Freizeitsportler.
Beim Ausdauersportler, der während der sportlichen Belastung alle Substrate in der Muskulatur zur Energiegewinnung nutzt, neben Glukose und Fette aber eben auch Eiweiße, ist es wichtig, dass man möglichst zeitnah ein eiweiß- und kohlenhydarthaltiges Lebensmittel aufnimmt. Das muss aber kein Shake sein. Das kann ganz einfach ein Käsebrot sein, denn die Kombination aus Kohlenhydraten und Eiweiß begünstigt die Regeneration des Muskels.

Als eine Ottonormalperson brauchen wir am Tag nur 0,8 g pro Kilogramm Körpergewicht, um unsere Muskelmasse zu erhalten. Mit unserer durchschnittlichen Ernährung nehmen wir heute bereits 1,5 g – 2 g Protein pro kg Körpergewicht auf. Mit dieser Menge kann selbst ein Kraftsportler in der Aufbauphase seinen Proteinbedarf voll und ganz decken!
Das heißt, die ganzen Proteinpräparate, die in fast allen Fitnessstudios zur Umsatzsteigerung angeboten werden, sind überflüssig und weitgehend wirkungslos.

Man kann sein Muskelwachstum nur steigern, indem man mehr und härter trainiert. Man kann nicht durch die alleinige Einnahme von Eiweißpräparaten sein Muskelwachstum anregen.

Gerade ein gesunder Körper hat zum Glück eine relativ hohe Ausscheidungskapazität für harnpflichtige Eiweißabbauprodukte. Wenn wir zu viel Protein aufnehmen, dann baut der Körper das zu Harnstoff ab, den wir mit dem Urin ausscheiden. Man geht davon aus, dass 2-3 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht von stoffwechsel- und nierengesunden Personen vertragen werden.

Im Moment wird sowohl für Palmöl  als auch für Kokosöl ein regelrechter Hype produziert. Beide Fette haben einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren und sind von daher deutlich ungünstiger zu bewerten, als unsere klassischen Pflanzenöle und Fette, also als z.B. Raps- oder Olivenöl. Man muss wissen, dass annähernd 10 % (!) aller vom Menschen verzehrten Kalorien aus Palmöl stammen. Und da ist eine enorm starke Lobby dahinter, die im Moment versucht, Palm- und auch Kokosöl in ein aus gesundheitlicher Sicht günstigeres Licht zu stellen.

Aus gesundheitlicher Sicht gibt es bis heute wenig Punkte, die für Bio-Lebensmittel sprechen. Aber aus ökologischer Sicht macht es natürlich Sinn, dass man mindestens einen Teil seiner Lebensmittel eher aus regionalen Quellen bezieht, und dass man auch darauf achtet, dass z.B. das Tierwohl eingehalten und eine nachhaltigere Landwirtschaft unterstützt wird. Inzwischen sind ja auch die klassischen Supermärkte auf die Bio-Welle aufgesprungen, sodass Bio Produkte auch von den Preisen in ein studentisches Budget passen.

Im Bio-Anbau sind nur wenige Pflanzenschutzmittel zugelassen und setzt auf biologische Maßnahmen, um die Ausbreitung von Schaderregern zu reduzieren. Bei herkömmlichen Lebensmitteln sollten aber bei guter landwirtschaftlicher und küchentechnischer Praxis auch keine relevanten Rückstände mehr vorhanden sein. Die Qualität wird sowohl im ökologischen als auch traditionellen Anbau regelmäßig kontrolliert und deshalb sind die Unterschiede eher marginal.

Nein. Durch die kurze Wärmebelastung bleiben die Vitamine weitgehend erhalten, bei der Zerstörung von Vitaminen ist immer die Dauer der Erhitzung entscheidend und die ist relativ kurz. Von daher sind Mikrowellengerichte schon in Ordnung.

Nein, das ist sowohl bei Reis als auch bei Kartoffeln so. Wenn wir sie einmal kochen, dann quillt die Stärke aus, sie wird dadurch verdaulich. Wenn wir das abkühlen lassen, gibt es eine sogenannte Rekristallisation der Stärke. Wenn wir dann diese wiedererwärmten Kartoffeln oder Reis essen, ist ein Teil der Stärke nicht mehr vollständig verdaulich. Das ist sogenannte resistente Stärke. Sie wird vom Körper wie ein Ballaststoff gehandhabt.
Also Bratkartoffeln, folgendermaßen hergestellt:  Kartoffeln kochen, abkühlen lassen, dann in der Pfanne erhitzen. Diese haben dann weniger Kalorien und fördern gleichzeitig die Darmflora. Man darf das ganze natürlich nicht mit zu viel Fett kompensieren.

Nein, bei Fleisch gibt es auch aus gesundheitlicher Sicht wenig dran auszusetzten, denn es muss ja rückstandsfrei angeboten werden. Wir haben strenge tierärztliche Kontrollen in Schlachthöfen. Allerdings ergibt es natürlich auch da aus ökologischer Sicht Sinn, dass man auf die Fleischherkunft achtet.
Man sollte sicherlich nicht bei jeder Mahlzeit Fleisch essen. Gerade in akademischen Kreisen greift eine Ernährungsweise um sich, die wir als „flexitarische Ernährung“ bezeichnen. „Flexitarische Ernährung“ bedeutet, dass man bewusst seinen Fleischkonsum reduziert und dabei auf eine gute Fleischqualität achtet. Und das ist einfach eine vernünftige Ernährungsweise - sowohl aus gesundheitlicher als auch aus ökologischer Sicht.

Ich würde eher eine vegetarische Ernährungsform vorziehen, die ist einfacher zu praktizieren und zu realisieren. Also sprich mit Milch, Käse und Eiern, vielleicht auch mit Fisch. Bei der veganen Ernährung braucht man wirklich gute Lebensmittelkenntnisse.

Nein, das kann man so nicht sagen. Ich kenne auch Veganer, die übergewichtig sind. Weil Veganer häufig sehr viel Vollkorngetreide essen, schmeckt dies erst richtig gut, wenn man viel Fett und Öl dazugibt. Es ist also nicht automatisch eine energiearme Ernährung. Unter bestimmen Bedingungen, z.B. Schwangerschaft, ist es problematisch, die Eisen- und Jodversorgung sicherzustellen. Die vegane Ernährung ist auch ungeeignet für Kinder oder Jugendliche im Wachstumsalter. Kinderärzte sprechen manchmal auch von alimentärer Kindesmisshandlung, wenn Eltern ihre Kinder sehr früh streng vegan ernähren.

Um die Ernährung von Vegetariern und Veganern zu vereinfachen, bietet die Industrie eine große Vielfalt an Milch, Käse und Fleischersatzprodukten an. Diese sind nicht unbedingt besser als herkömmliche Lebensmittel. Dies sind in der Regel hochverarbeitete Produkte, die oft viel gesättigte Fettsäuren enthalten, manchmal auch vermehrt Zucker. Da muss man schon sehr genau auf die Zusammensetzung achten.

Das ist eine umstrittene Frage, weil Sojaprodukte Phytoöstrogene enthalten. Diese wirken aber in unserem Körper sehr viel sanfter, als normale Östrogene. Es gibt aussagekräftige Studien, die zeigen, dass die Phytoöstrogene aus gesundheitlicher Sicht bei den herkömmlichen Mengen, die wir mit Soja aufnehmen, vollkommen unproblematisch sind.

Der Knochen braucht drei Dinge: Calcium, Vitamin D und körperliche Belastung. Calcium ist z.B. in Milch und Käse enthalten, kann aber nur vom Darm ins Blut überführt werden, wenn Vitamin D vorhanden ist. Der Knochen ist nur dann bereit das Calcium aufzunehmen, wenn er belastet wird. Man kann sich also nicht aufs Sofa setzten und Milch trinken und denken alles ist gut! Man braucht immer den Reiz der körperlichen Belastung.

Das kann man so nicht sagen, gerade zugesetzten Zucker sollte man grundsätzlich reduzieren. Das, was natürlicherweise in Lebensmitteln enthalten ist, trägt zur Energieversorgung bei. Besonders der während durch zugesetztem Zucker wird die Energiedichte, das heißt Kalorien pro 100 g, von Lebensmitteln erhöht. Das ist ja unser zentrales Problem, dass wir diese energiedichten Lebensmittel haben, mit hohem Zucker- und auch Fettgehalt.

Ja, die die Zuckerindustrie leugnet das natürlich, aber durch Zucker wird eben die Energiedichte von Lebensmitteln erhöht. Zusätzlich trägt Zucker natürlich auch zur Überernährung bei. Nicht nur in Getränken, sondern auch in verarbeiteten Lebensmitteln. Man geht davon aus, dass 80 % aller verarbeiteten Lebensmittel Zucker enthalten.  Wenn man mal in den Lebensmittelmarkt geht und dort einen fertigen Rotkohl oder Ketchup kauft, ist in diesen Lebensmitteln überall in hohen Mengen Zucker enthalten. Unsere ganze Nahrungskette ist also heute sozusagen mit Zucker „verunreinigt“. Wir finden Zucker auch in vielen Lebensmitteln und Gerichten, in denen Oma es nie erwartet oder zugefügt hätte.

Zucker im natürlichen Verbund mit Obst, aber auch mit einigen Gemüsearten, ist unproblematisch und trägt zur Energieversorgung bei. Energie ist ja zunächst nicht schlecht, wir brauchen sie zum Erhalt des Lebens.

Wir sind an der Universität der Informationsgesellschaft mit überwiegender sitzenden Tätigkeiten konfrontiert, da ist es wichtig, dass wir den Magen gut füllen und dabei nicht zu viele Kalorien zu uns nehmen. Durch energiearme Produkte, wie Salate, Gemüse usw. können wir den Magen eben gut füllen und wenn wir dann etwas Fleisch oder Fisch als Beilage nehmen und uns regelmäßig bewegen, bleibt auch der Bizeps erhalten.

Sich nur von Salat zu ernähren ist auch nicht gut, es kommt immer auf die Mischung an. Vielleicht haben es noch nicht alle gemerkt: die Portion Gemüse in der Gemüseecke ist deutlich preiswerter als der Salat in der Salattheke.

Ja genau, man kann durch die Art der Nahrung seine Körperzusammensetzung verändern. Ich erkläre das meinen Studierenden immer so: Als in den 60er Jahren die Bauern angefangen haben, die Eierproduktion zu erhöhen, brauchten die Hühner eine billige Eiweißquelle. Man hat ihnen damals Fischmehl gegeben; aber die Verbraucher wollten auf einmal die Eier nicht mehr essen, weil diese so fischig gerochen haben. Also verschwand das Fischmehl aus dem Hühnerfutter und stattdessen kam ins Schweinefutter. Die Verbraucher rümpften schon wieder die Nase, weil der Schinken und die Salami so fischig rochen. Und genau das passiert bei uns, wenn wir regelmäßig eine Portion fetten Meeres- Kaltwasserfisch essen also z.B. Hering, Lachs, Makrele oder Heilbutt. Wird dann nach zwei, drei Monaten eine Fettprobe entnommen, dann riecht die Fettprobe aus unserem Körper eindeutig fischig. Uns sollte es nicht egal sein, ob wir hochwertige Pflanzen- und Fischöle in unseren Körper haben oder die minderwertigen Frittierfette.