Pfefferminztee als Kaffee-Ersatz – Studierende der Universität Paderborn waren Suchtgefahren auf der Spur

Eine Woche ohne Zigaretten oder Koffein: Für eine Raucherin und einen passionierten Kaffeetrinker ist das eine große Herausforderung. Katharina Kolodziej und Leif Riesenberg studieren an der Universität Paderborn Wirtschaftsinformatik und haben sich die Bürde auferlegt. Beide nahmen an einem Hochschulprojekt teil, in dem speziell geschulte Studierende ihre Mitstudierenden auf riskanten Suchtmittelkonsum aufmerksam machen. Die im Selbstversuch gemachten Erfahrungen gaben beide an die Mitstudierenden weiter und erhielten Anerkennung. Eine solche gab es auch aus den Händen von Sandra Bischof. Sie leitet an der Universität Paderborn die „Gesunde Hochschule“ und hat das Peer-Projekt „Schlauer statt blauer“ seinerzeit initiiert. „Im Projekt bilden wir gezielt Multiplikatoren aus, die das Tabuthema Sucht in ihrem Umfeld ansprechen, ohne den erhobenen Zeigefinger in den Mittelpunkt zu stellen“, sagt Sandra Bischof.

Jetzt erhielten elf Studierende ein Zertifikat, das sie als studentische Suchtberater auszeichnet. Um das Zertifikat zu bekommen, mussten sich die Studierenden nicht unbedingt einem Selbstversuch stellen, wie Katharina Kolodziej und Leif Riesenberg („Pfefferminztee ist ein guter Kaffee-Ersatz.“) es taten.

Auch Umfragen zu Suchtthemen waren erlaubt und lieferten mitunter beeindruckende Ergebnisse. Ein Team widmete sich dem Ritalin-Konsum der Studierenden. Der Arzneistoff wirkt als Aufputschmittel und gilt gemeinhin als Droge. 30 Prozent der 116 anonym an der Universität Paderborn Befragten konsumieren regelmäßig Ritalin, um einer Belastung entgegenzuwirken, die etwa durch einen Nebenjob verursacht wird.

Alarmierend waren auch die Ergebnisse der Arbeitsgruppe „Mediensucht“. Das Fazit: Ohne Smartphone mit Internetverbindung geht heute gar nichts mehr. „Hier liegt ein hohes Suchtpotenzial“, sagt Sandra Bischof mit Blick auf die Ministudie. Auch Alkohol und Cannabis waren Untersuchungsgegenstände. 87 Prozent der stichprobenartig Befragten zählten sich zu den regelmäßigen Alkohol-Konsumenten, sieben Prozent gaben an, immer mal wieder Cannabis zu konsumieren. Überraschend war für die Befrager, dass die Studierenden sich seitens der Universität mehr Informationen zu Suchtgefahren wünschten.

„Dieses Ergebnis ist für uns eine Bestätigung darin, dass wir die Öffentlichkeitsarbeit auf dem Campus noch weiter forcieren müssen“, sagt Sandra Bischof. Das Peer-Projekt „Schlauer statt blauer“ ist da ein sehr guter Ansatz.

Hinter der Initiative stehen die Gesunde Hochschule Paderborn, das Projekt mein beneFIT@upb.de, das Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ), die Zentrale Studienberatung (ZSB), das Studierendenwerk Paderborn, die Kreispolizeibehörde Paderborn, die Suchtkrankenhilfe des Caritas-Verbandes Paderborn e. V. und das Jugendamt der Stadt Paderborn.
 

Text/Foto: Heiko Appelbaum

Foto (Universität Paderborn, Heiko Appelbaum): Antje Tarampouskas (PLAZ), Peter Gall (Kreispolizeibehörde Paderborn) und Sandra Bischof (Gesunde Hochschule) überreichten den Studierenden stellvertretend die Zertifikate (v. r.).
Foto (Universität Paderborn, Heiko Appelbaum): Antje Tarampouskas (PLAZ), Peter Gall (Kreispolizeibehörde Paderborn) und Sandra Bischof (Gesunde Hochschule) überreichten den Studierenden stellvertretend die Zertifikate (v. r.).