Photovoltaik für den Klimaschutz in Brasilien

Energieexperten der Universität Paderborn sehen in Solartechnik Lösung für Brasiliens Energieprobleme – Kongress in Rio de Janeiro

Vor wenigen Tagen hat Kanzlerin Angela Merkel Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff beim Treffen in Brasilia einen Hilfsfonds von rund 500 Millionen Euro für den Klimaschutz zugesagt – Brasilien müsse mehr in Nachhaltigkeit und Energieeffizienz investieren. Um genau dieses Thema voranzutreiben, treffen sich kommende Woche, 4. September, Energieexperten, Wissenschaftler und Politiker in Rio de Janeiro auf einem Kongress der Universität Paderborn. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Thema Photovoltaik: „Das Energieproblem Brasiliens ließe sich durch Sonnenkraft relativ günstig, schnell und nachhaltig lösen“, ist Tagungsleiter Prof. Dr.-Ing. Stefan Krauter überzeugt. 

„Der Mittelstand in Brasilien nimmt deutlich zu, immer mehr Menschen können sich Elektrogeräte wie Waschmaschinen und Kühlgeräte leisten“, erklärt der Energieexperte die an sich positive Entwicklung. Der massive Anstieg des Stromverbrauchs führe aber zu einer Energiekrise: Vor allem im Sommer sei die Energieversorgung durch den hohen Einsatz von Klimaanlagen am Limit, die Wasserkraftwerke hätten dann oft zu wenig Wasser: „Solarstrom würde die Wasserkraft sehr gut ergänzen.“

2014 habe Brasilien 65,2 % des Stroms aus Wasserkraft, 13 % aus Erdgaskraftwerken, 6,8 % aus Dieselkraftwerken, 3,2 % aus Kohlekraftwerken, 7,4 % aus Biomasse (vor allem Zuckerrohrabfällen), 2 % aus Windkraft, 2,5 % aus Atomkraft und leider zu weniger als 0,01 % aus Photovoltaik bezogen. „Brasilien hat in 35 Jahren über 20 Milliarden Euro in das Atomprogramm versenkt und produziert damit nicht einmal 2 Gigawatt bzw. 2,5 % an Strom. Man könnte das komplette Programm innerhalb eines Jahres durch Photovoltaik ersetzen“, so Stefan Krauter. 

Die Technik sei vor allem durch deutsche Entwicklungen sehr preisgünstig geworden, was aber bei vielen Politikern noch nicht angekommen sei. Ziel des Kongresses „RIO15“ für nachhaltige Energietechnologien, der bereits zum zehnten Mal stattfindet, sei es daher, neueste Informationen zu Technologien, Ressourceneffizienz und Finanzierungsmöglichkeiten zu liefern sowie Projekte und Investitionen in den Ausbau der Solartechnik anzustoßen. „Bei der Windkraftentwicklung waren wir damit schon sehr erfolgreich und haben in kurzer Zeit nennenswerte Kapazitäten aufgebaut“, bilanziert Prof. Krauter.
 

Text: Frauke Döll

Foto (Universität Paderborn, Stefan Krauter): Photovoltaik-Installation in Rio de Janeiro: Auf dem Kongress RIO15 wollen Experten und Politiker über den Ausbau der Solartechnik in Brasilien diskutieren.
Foto (Universität Paderborn, Stefan Krauter): Photovoltaik-Installation in Rio de Janeiro: Auf dem Kongress RIO15 wollen Experten und Politiker über den Ausbau der Solartechnik in Brasilien diskutieren.
Foto (Universität Paderborn): Stefan Krauter ist Professor für Nachhaltige Energiekonzepte an der Universität Paderborn. Er war von 1998 bis 2005 als Gastprofessor in Brasilien und danach dort mehrfach als Gutachter und Berater für die Deutsche Gesell
Foto (Universität Paderborn): Stefan Krauter ist Professor für Nachhaltige Energiekonzepte an der Universität Paderborn. Er war von 1998 bis 2005 als Gastprofessor in Brasilien und danach dort mehrfach als Gutachter und Berater für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH tätig.
Foto (Universität Paderborn): Photovoltaikanlage (links) sowie solarthermische Kollektoren (Mitte) in Rio de Janeiro (im Hintergrund die „Lagoa“, wo die olympischen Ruderwettbewerbe bei den olympischen Spielen 2016 stattfinden werden).
Foto (Universität Paderborn): Photovoltaikanlage (links) sowie solarthermische Kollektoren (Mitte) in Rio de Janeiro (im Hintergrund die „Lagoa“, wo die olympischen Ruderwettbewerbe bei den olympischen Spielen 2016 stattfinden werden).
Foto (Universität Paderborn): Der Fernsehjournalist Dr. Franz Alt zusammen mit Prof. Dr. Stefan Krauter bei der RIO 6 Konferenz.
Foto (Universität Paderborn): Der Fernsehjournalist Dr. Franz Alt zusammen mit Prof. Dr. Stefan Krauter bei der RIO 6 Konferenz.
Foto (Universität Paderborn, Stefan Krauter): Schon 1999 war ein solar-spatiales Einstrahlungsmessgerät zur Bestimmung des brasilianischen
Foto (Universität Paderborn, Stefan Krauter): Schon 1999 war ein solar-spatiales Einstrahlungsmessgerät zur Bestimmung des brasilianischen Sonnenenergiepotentials der Universität Paderborn an der Bundesuniversität Rio de Janeiro bei Prof. Krauter (damals als Gastprofessor in Brasilien an der UFRJ) im Einsatz.