Prof. Dr. Eva-Maria Seng und Prof. Dr. Dieter Krimphove veranstalten interdisziplinäre Tagung an der Universität Paderborn

Über Arbeit lassen sich gesellschaftliche Anerkennung und Erfolg messen

„Die Arbeit besetzt alle Bereiche menschlichen Verhaltens, zum Beispiel den Tagesablauf, die soziale Hierarchie, Kultur, Sprache und Politik“, sagt Prof. Dr. Eva-Maria Seng vom Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe UNESCO der Universität Paderborn. Grund genug, zusammen mit dem Kollegen vom Jean-Monnet Lehrstuhl für Europäisches Wirtschaftsrecht, Prof. Dr. Dieter Krimphove, eine interdisziplinäre Tagung zur veranstalten: Thema der zweitägigen Veranstaltung: „Arbeit: Dimensionen eines gesamtgesellschaftlichen Phänomens“. 

Den Organisatoren lag die Interdisziplinarität der Tagung besonders am Herzen. „Bei den Referenten konnten wir Wissenschaftler aus acht Disziplinen gewinnen. So tragen wir unterschiedliche Sichtweisen zum Thema Arbeit zusammen und zeigen Konsequenzen und Nachwirkungen von Arbeit auf“, so Krimphove. Unter den Referenten waren Politikwissenschaftler, Historiker, Soziologen, Theologen und Wirtschaftswissenschaftler. Dr. Reinhard Höppner, ehemaliger Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt referierte zum Thema „Die Welt der Arbeit und die Aufgabe der Politik“. 

Prof. Dr. Seng, die vor ihrer Tätigkeit an der Paderborner Universität lange in Sachsen-Anhalt arbeitete, freute sich besonders, ihren ehemaligen Chef, Prof. Dr. Reinhard Kreckel, Altrektor der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, begrüßen zu können. Während der Tagung widmete er sich der „sozialen Konstruktion“ der Arbeit: In der Antike war Arbeit eine Bürde, im christlichen Mittelalter bedeutete sie vor allem Knechtschaft, erst später bildete sich das Handwerk als körperliche Tätigkeit heraus, von der man leben konnte. Während im Reformationszeitalter der Beruf gewissermaßen zu „Berufung“ wurde, setzte sich im Barock mit dem zunehmenden Merkantilismus vor allem folgende Sichtweise durch: Die Arbeit wurde als Quelle persönlichen Reichtums allmählich zum Lebenssynonym des Menschen. „Im 20. Jahrhundert schließlich konstruieren die Menschen ihre Biographie anhand von Arbeit. Positionen und Hierarchien gewinnen immer mehr an Bedeutung, Leistung wird an bestimmten Standards gemessen, zum Beispiel an einem Studium“, so Kreckel.

Gerade in einer Zeit von Arbeitslosigkeit stellten sich Referenten und Tagungs-Teilnehmer die Frage, ob sich Rückschlüsse aus der Kulturgeschichte der Arbeit ziehen lassen, die zu einer Neuorientierung der bisherigen Arbeitsmarktpolitik beitragen können. Die Vorträge werden unter dem Titel der Tagung „Arbeit – Dimensionen eines gesamtgesellschaftlichen Phänomens“ in der Reihe „Politica et Ars“ im LIT-Verlag in Buchform veröffentlicht.

(v.li.)
(v.li.)