Fachtagung "Matrix und Milieu. Biomedialität zwischen Ökologie, Simulation und Spiel" am 14. und 15. November 2013 an der Universität Paderborn, Raum E5.333

Um die Mitte des 20. Jahrhunderts wird die Kopplung von Medialität und Leben im Kontext des kybernetischen Denkens zum Programm erhoben: Mathematiker wie Norbert Wiener erklären Anpassungs- und Reproduktionsfähigkeit zu zentralen Kriterien für die Konzeption nicht-trivialer Maschinen. Fragen der Evolution und der Selbstorganisation werden leitend für die Modellierung neuer Technologien der Datenverarbeitung. Dabei spielen ökologische Begriffe wie Umwelt und Milieu eine zentrale Rolle. Umgekehrt verschiebt die theoretische und praktische Gestaltung technischer Medien das Verständnis von Leben. Bis heute fasziniert die auf John von Neumann zurückgehende Modellierung der Selbst-Reproduktion und der Strukturentstehung mit Hilfe von zellulären Automaten, die auf Nachbarschaftsbeziehungen von Elementen innerhalb einer Matrix operieren.

Die Matrix ist zugleich mütterlicher Leib und Tabelle, mathematischer Kalkül und Entstehungsraum des Lebens. Entsprechend ist das Milieu zugleich Biotop und Mittler, Lebenswelt und mediales Prinzip. Der Workshop will dieser mehrfachen Codierung von Bio-Medien in zwei Richtungen nachgehen: Zum einen ist nach den Wissens- und Medientechniken zu fragen, in denen Leben diskursiviert und praktisch manipulierbar wird. Auf der Mikroebene rücken hier die Felder des genetic engineering und der synthetischen Biologie in den Blick, auf der Makroebene Verfahren der statistischen Modellierung und der Computersimulation. Zentral sind dabei Formen der Popularisierung: John Conways epochemachendes Game of Life fordert bis heute zu einem spielerischen Umgang mit lebenswissenschaftlichen und biopolitischen Kategorien auf, der wiederum Eingang in wissenschaftliche Programme, etwa des Artificial Life, findet. Eine zweite Fragerichtung betrifft die historische Einordnung eines quantifizierenden Umgangs mit Kollektiven, der auf Kategorien wie Populationen und Habitate abstellt. Damit ist ein ökologisches Verständnis von Leben aufgerufen, dessen verstreuten Genealogien zwischen Zelltheorie und Embryologie, zwischen gouvernementalen Hygienepraktiken, Environmentalism und Systemmanagement nachzugehen ist.
 

Donnerstag, 14.11.2013

14:30
Begrüßung Christoph Neubert & Serjoscha Wiemer (Paderborn)

15:00
Medium und Milieu. Ein Versuch, auf die Schultern von Georges Canguilhem zu steigen Armin Schäfer (Hagen)

16:30
Kaffeepause

17:00
Membrane. Die Frage der Wechselwirklichkeit von Meaning, Mind und Molekülen Maren Mayer-Schwieger (Bochum)
 

Freitag, 15.11.2013

09:30
Wässrige Medien, Wuchernde Milieus Christina Wessely (Berlin)

11:00
Kaffeepause

11:15
There is no outside of nature – oder, wenn das System mit sich selbst spielt Astrid Deuber-Mankowsky (Bochum)

12:45
Mittagspause

13:30
Algorithmic animation. Embryology and the simulation of development Janina Wellmann (Lüneburg, Berlin)

15:00
Kaffeepause

15:15
Life is what we make it – Synthetic Biology, Technoscience, Biomedia Martin Müller (Paderborn)

16:45
Abschlussdiskussion
 

Kontakt

Christoph Neubert und Serjoscha Wiemer
Universität Paderborn
Institut für Medienwissenschaften
Warburger Str. 100
33098 Paderborn
 

Der Workshop ist offen für alle Interessierten. Wir bitten um eine Anmeldung per E-Mail.

Weitere Infos unter http://www.uni-paderborn.de/matrix-und-milieu.

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