Doreen Hartmann

Projektbeschreibung
Die Demoszene – Akteure zwischen Technik, Kunst, Kultur und Ökonomie (Arbeitstitel)

Die Demoszene hat ihren Ursprung in der Heimcomputer-Ära und der Kopierschutz-Crackerszene der 1980er Jahre. Damals wurden ohne primär kommerzielles Interesse geknackte Computerspiele verteilt, die um eine beim Start des Spiels eingeblendete audiovisuelle Signatur der Crackergruppe ergänzt waren. In den frühen 1990er Jahren spalteten sich viele Mitglieder von ihren illegal agierenden Gruppen ab, um sich fortan der Programmierung der nun vom Spiel unabhängigen Form der Demos zu widmen. Die Szene ist bis heute aktiv mit der Erstellung dieser in Echtzeit generierten, audiovisuellen Animationen befasst. Sie agiert interdisziplinär und global, jedoch weitgehend unsichtbar. Das Nicht-Akzeptieren industrieller Beschränkungen von Hardware (sowohl aktuelle als auch antiquierte Plattformen) und der damit einhergehende Reiz, die technischen Grenzen des visuell und auditiv Machbaren auszuweiten, als auch sich untereinander die eigenen kreativen Fähigkeiten zu beweisen, treiben die Mitglieder der Demoszene voran.

Interessant ist zu beobachten, wie sich das szeneintern tradierte Selbstverständnis und konventionalisierte Schemen partiell zu wandeln beginnen. Zu überprüfen ist daher, welchen Herausforderungen sich die Szene und ihre Artefakte damit gegenüber sehen. Die gegenseitige Determination von technologischer Entwicklung zu deren Nutzungsweisen seitens der Szene soll auf der Folie der Automatismen befragt werden. So kann etwa das zugunsten der Vergleichbarkeit der Produktionen eingeführte Limitierungskonzept der Demoszene (Beschränkungen durch die genutzte Hardware oder Limitation durch Größenbeschränkung der Demos) als Steigerung von Komplexität durch Reduktion verstanden werden kann. Im Zentrum stehen die wechselseitigen Bedingung zwischen den Praxen und Artefakten der Demoszene und (szeneexternen) kulturellen, sozialen, technologischen und ökonomischen Entwicklungen.


Kontakt

Doreen Hartmann
E-Mail: dhartmann[at]hnf.de

Digitale Kultur(en), Kunst und neue/digitale Medien, (Echtzeit-)Computeranimation, Visuelle Musik, Hackerkultur

Seit 06/12
assoziiertes Mitglied am Graduiertenkolleg „Automatismen“ am Institut für Medienwissenschaften der Universität Paderborn

Seit 04/06
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienwissenschaften der Universität Paderborn, Arbeitsbereich Medienästhetik

04/01 - 04/06
Magister-Studium der Allgemeinen Literaturwissenschaft, Medienwissenschaft und Informatik an der Universität Paderborn

  • SoSe 2006: ZKM Karlsruhe, Exkursionsseminar zusammen mit Prof. Dr. Inga Lemke
  • WS 07/08: „Raum als mediale Konstruktion“
  • SoSe 2007: „Digitale Welten, bewegte Bilder“
  • WS 07/08: „Visuelle Musik“
  • SoSe 2009: „Raumkonstruktion in Musikvideos“
  • WS 09/10: „Machinima“
  • SoSe 2010: „Computer-Demos: Digitale/s Kunst/Handwerk“
  • WS 10/11: „Digital bewegt – Perspektiven auf den computeranimierten Film“
  • WS 10/11: "Cybernetic Serendipity – Über die Anfänge der Computerkunst"
  • WS 11/12: „Einführung in die Medienästhetik“
  • WS 11/12: „transmediale Berlin 2012. Exkursion“

Herausgegebene Publikationen

Becker, Andreas R./ Hartmann, Doreen/ Lorey, Don Cecil/ Nolte, Andrea (Hg.): Medien - Diskurse – Deutungen. Marburg: Schüren 2007.

Hartmann, Doreen/ Lemke, Inga/ Nitsche, Jessica (Hg.): Interventionen. Grenzüberschreitungen in Ästhetik, Politik und Ökonomie. München, Paderborn: Fink 2012.

 

Aufsätze

Hartmann, Doreen: "Wenn Elefanten träumen, bewegt sich was. Über neue Möglichkeiten im computeranimierten Film". In: Becker, Andreas R. u.a. (Hg.): Medien - Diskurse – Deutungen. Marburg: Schüren 2007, S. 85-93.

Hartmann, Doreen: "Space Construction as Cultural Practice: Reading William Gibson's 'Neuromancer' with Respect to Postmodern Concepts of Space". In: Ralph Pordzik (Hg.): Futurescapes: Space in Utopian and Science Fiction. Amsterdam, New York: Rodopi 2009, S. 275-299. [=Spatial Practice Series, hg. Von Stephan Kohl und Robert Burden]

Hartmann, Doreen: "Phänomen Machinima: Umformende Mediennutzung zwischen technischem Können, industrieller Vereinnahmung und ästhetischem Anspruch". In: kunsttexte.de, Nr. 1, 2010 (15 Seiten), www.kunsttexte.de.

Hartmann, Doreen: "Computer Demos and the Demoscene: Artistic Subcultural Innovation in Real-Time". In: Judith Funke, Stefan Riekeles, Andreas Broeckmann, Hartware MedienKunstVerein (Hg.): Proceedings of the 16th International Symposium of Electronic Art ISEARuhr2010. Berlin: Revolver Publishing 2010, S. 124-126.

Hartmann, Doreen: "Machinima revisited – Über neue Praktiken und alte Ideale". In: Frisch, Simon/ Raupach, Tim (Hg.): Revisionen – Relektüren – Perspektiven. Marburg: Schüren 2012 (im Erscheinen).

Hartmann, Doreen: "Zerstört Offenheit den Wettstreit? Über die subkulturellen Werte von Crackern, Hackern und Demoszenern". In: Wolfgang Sützl, Felix Stalder, Ronald Maier, Theo Hug (Hg.): MEDIEN – WISSEN – BILDUNG: Kulturen und Ethiken des Teilens. Innsbruck University Press 2012, S. 229-241.

 

Vorträge

Wenn Elefanten träumen, bewegt sich was. Über neue Möglichkeiten im computeranimierten Film“, 20. Film- und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium, Universität Paderborn, 21. März 2007.

Paradox Machinima. Ein Abstieg vom Untergrund an die Oberfläche?, 23. Film- und Fernsehwissenschaftliches Kolloquium, Universität Hildesheim, 17. März 2010.

Computer Demos and the Demoscene: Artistic Subcultural Innovation in Real-Time, 16th International Symposium of Electronic Art ISEARuhr2010, Dortmund 23. August 2010.

Demo Or Die! Über Computer-Demos zwischen technischer Innovation und ästhetischer Originalität, Graduiertentagung der Fakultät für Kulturwissenschaften, Universität Paderborn, 8. Juli 2011.

Zerstört Offenheit den Wettstreit? Über die subkulturellen Werte von Crackern, Hackern und Demoszenern, Medien - Wissen - Bildung: Kulturen und Ethiken des Teilens, Universität Innsbruck, 18. November 2011.