Wie kann Inklusion in der Schule funktionieren?

Désirée Laubenstein ist zum Wintersemester 2014/15 auf eine der drei neuen Professuren am Institut für Erziehungswissenschaft berufen worden. Zusammen mit Timm Albers und Simone Seitz baut sie den Studiengang „Sonderpädagogische Förderung und Inklusion in der Schule“ für Lehramtsstudierende auf. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf der Diagnose und Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung von Schüler/innen und möglichen didaktischen Herausforderungen, die es von Lehrkräften im gemeinsamen Unterricht aller Schüler/innen zu bewältigen gilt. Daher ist Désirée Laubenstein sehr am Austausch mit Kollegen/innen aus der Fachdidaktik interessiert.

Wie können Lehrer/innen mit Heterogenität und konkret mit Verhaltensauffälligkeiten/ -störungen ihrer Schüler/innen umgehen? „Wichtig ist zu lernen, solche Verhaltensweisen in ihrer Entstehungsgeschichte und in ihrer aktuellen Situation zu verstehen“, sagt die Sonderpädagogin. „Dies gelingt nur in der Reflexion der eigenen Bildungsbiografie von zukünftigen Lehrkräften, die sich in vielen Punkten von denen ihrer Schüler/innen unterscheidet.“

Nach intensiven Studien der letzten drei Jahre an Schwerpunktschulen, d.h. allgemeinen Schulen des Primar- und Sekundarbereichs I in Rheinland-Pfalz, beschäftigt sich Désirée Laubenstein zusammen mit ihrem Team die nächsten zwei Jahre insbesondere mit inklusiver Förderung in der Sekundarstufe 1, also in den Klassen 5 bis 10. Dort sind Schüler/innen wie Lehrer/innen aufgrund struktureller Rahmenbedingungen vor viele neue Herausforderungen gestellt, z. B. Umgang mit der Fächervielfalt, Bewältigung einer Vielzahl von Fachlehrer/innen ohne Bezugslehrkraft, Entwicklung offener Unterrichtsformen, Einbeziehung der Lebensweltbezüge heterogener Schüler/innengruppen, Teamkoordination und des Übergangmanagements Schule-Beruf.

In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Bildung, Weiterbildung, Wissenschaft und Kultur untersucht Désirée Laubenstein mit ihrem Team an exemplarischen Schulen in Rheinland-Pfalz, welche Strukturen und Methoden für einen gemeinsamen Unterricht hilfreich sind. Geplant sind Befragungen von Lehrkräften, Videodokumentationen von Unterricht und die Analyse von Übergangskonzepten in die Arbeitswelt. Die Evaluation soll helfen, Konzepte zu entwickeln, die auf andere Schulen übertragbar sind.

„Ziel einer Lehramtsausbildung muss es in Zukunft sein, nicht nur Förderschullehrkräfte, sondern alle Lehrkräfte für die gemeinsame Unterrichtung heterogener Schülerschaften zu qualifizieren, so wie es jetzt in Paderborn passiert“, sagt Désirée Laubenstein. Eine sonderpädagogische Expertise sei weiterhin notwendig, aber unter der Maßgabe der Inklusion könne keine strikte Trennung zwischen Förderschule und Regelschule mehr aufrechterhalten werden. „Alle Lehrkräfte brauchen damit ein neues Verständnis ihrer Schülerschaft, um der Chancengleichheit und Bildgerechtigkeit ein Stück näher kommen zu können.“

Text: Frauke Döll

Kontakt: Prof. Dr. Désirée Laubenstein,desiree.laubenstein@upb.de, TP 9-1-07, 05251 60-4964

Prof. Dr. Desiree Laubenstein/ Foto: Universität Paderborn, Frauke Döll