Wie beeinflusst Geschichtsunterricht unsere persönliche Sicht auf die Welt?

Prof. Dr. Johannes Meyer-Hamme erforscht historisches Denken

Johannes Meyer-Hamme hat zum Wintersemester 2014/15 den Lehrstuhl „Didaktik der Geschichte“ in der Fakultät für Kulturwissenschaften. Er forscht mit qualitativen und quantitativen Methoden empirisch zum Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft.

Wie wird Geschichte in einer Gesellschaft weitererzählt und wie verknüpft sich das mit persönlichen Erfahrungen? Ausgehend von der These, dass Perspektiven auf die Vergangenheit sich immer wieder ändern, geht er der Frage nach, in welchem Verhältnis historisches Denken zur Identitätskonstruktion steht.

Das interessiert ihn insbesondere bei jungen Menschen: Welche Rolle spielt die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bei der Identitätsbildung? Ganz konkret: Wie beeinflusst Geschichtsunterricht die Sicht auf die Welt und Zukunftsvorstellungen? Für seine Promotion hat er dazu eine Studie durchgeführt und Schülerinnen und Schüler befragt. Das Ergebnis: Es gibt einen sehr unterschiedlichen und individuellen Umgang mit Geschichte – auch je nach kulturellem Hintergrund.

Dafür muss ein guter Geschichtsunterricht, der historisch denken lehren will, offen sein, sagt Johannes Meyer-Hamme. „Geschichtslehrer haben eine große Verantwortung und dürfen nicht zu stark an bestimmte Inhalte gebunden sein. Sie brauchen die Freiheit, auch persönliche Lebensgeschichten der Schüler miteinzubeziehen und individuelle Auseinandersetzungen zuzulassen.“

Ein interessantes, bisher nur stiefmütterlich behandeltes Mittel, um an die Beschäftigung mit Geschichte heranzuführen, sieht Meyer-Hamme in Geschichtscomics. Wie Vergangenheit in diesem Medium dargestellt wird, will er noch genauer unter die Lupe nehmen und für schulisches Lernen nutzbar machen. Im Bereich der Comics könnte sich der Historiker Kooperationen mit den Medienwissenschaften vorstellen. Außerdem ist er sehr an Projekten im Bereich der Empirischen Bildungsforschung interessiert.

Text: Frauke Döll

Kontakt: Prof. Dr. Johannes Meyer-Hamme, meyer.hamme@upb.de, N4.311

Prof. Dr. Johannes Meyer-Hamme/ Foto: Universität Paderborn, Frauke Döll