Der kooperative Effekt des Musizierens

Prof. Dr. Heinrich Klingmann entwickelt Modelle für einen inklusiven Musikunterricht mit dem Schwerpunkt Percussion

„Musik hat mehr noch als andere Fächer ein stark gemeinschaftsstiftendes Potenzial“, sagt Heinrich Klingmann, neuer Professor für Musikdidaktik an der Fakultät für Kulturwissenschaften. Er erforscht empirisch die Interaktions- und Kooperationsprozesse beim gemeinsamen Musizieren mit dem Ziel, diese positiv zu unterstützen und mit Bildungsprozessen zusammenzubringen.

„Musikalische Bildung bedeutet für mich, eine Beziehung zur Musik aufzubauen und eine selbstverantwortete und selbständige Teilhabe am Musikleben zu entwickeln“, erklärt Heinrich Klingmann. Im Fokus seiner Unterrichtskonzepte steht daher nicht die  Herstellung eines möglichst perfekten  musikalischen Produkts, sondern die individuelle und soziale Förderung. „Wichtig ist, dass jeder sein Erfolgserlebnis hat und dass es viel Zeit für Beziehungen gibt.“

Musik als Medium emotionaler, unmittelbarer Verständigung

Der Musikpädagoge will die Schüler/innen da abholen, wo sie sind, und setzt deshalb vor allem auf Popmusik und die Anerkennung unterschiedlicher Musikkulturen. „Die Wertschätzung der ‚Gebrauchspraxen‘ der Schülerinnen und Schüler ist für mich der wirksamste Ausgangspunkt für musikalische Bildungsprozesse und die Öffnung zur kulturellen Bildung.“ Aufbauend auf traditionellen Musikkulturen will Heinrich Klingmann in seinem Unterricht einen transkulturellen Kooperationsraum schaffen: „Ich habe in meiner Praxis als Lehrer viele Flüchtlingskinder, unter anderem aus  der Balkanregion, unterrichtet und dabei das gemeinsame Musizieren regelmäßig als Medium emotionaler, unmittelbarer Verständigung und kulturübergreifenden Austauschs erlebt.“

Viele gute Erfahrungen hat der Experte für Jazz- und Popularmusik mit dem rhythmischen Musizieren gemacht – Perkussion gehört zu den ältesten Formen des Musizierens und ermöglicht den Schüler/innen einen guten Zugang zum Musikschaffen. In den letzten drei Jahren hat Heinrich Klingmann ein Percussion-Projekt an einem Gymnasium geleitet und dafür einen Lehrplan erarbeitet. „Neben dem Erlernen individueller Fähigkeiten und Fertigkeiten ging es dabei vor allem darum, sich auf die anderen einzulassen, Unterschiedlichkeit anzuerkennen und gemeinsam Regeln der Kooperation und Interaktion zu entwickeln.“      

Text: Frauke Döll

Prof. Dr. Heinrich Klingmann/ Foto: Universität Paderborn, Frauke Döll