Studium in einer alten Möbelfabrik: Paderborner Ehemalige der ersten Stunde im Interview

Im April sind Ehemalige aus den Wirtschaftswissenschaften und der Pädagogik für eine Campusführung zurück auf ihren alten Paderborner Campus gekommen und haben vergangene Zeiten aufleben lassen. In einem Interview haben Rainer und Inge Vogelsmeier und Ludger Ewers von ihrem Studium in den 1970er Jahren erzählt, von Vorlesungen, die noch in einer alten Möbelfabrik an der Balhornstraße gehalten wurden, dem Umzug auf den Campus und von schwierigen Wohnungssuchen.

Sie sind 1975 zum Studieren nach Paderborn gekommen und haben die Anfangsphase der Hochschule mitbekommen. Wie war es als einer der ersten Jahrgänge an der Uni Paderborn zu studieren?

Rainer Vogelsmeier: Im ersten Jahr hatten wir Vorlesungen in einer ausrangierten Möbelfabrik in der Balhornstraße. In den Wirtschaftswissenschaften waren wir damals nur um die 120 Studierenden, wir haben uns alle schnell kennengelernt. Als wir dann zum Sommersemester 1976 in die neuen Gebäude an der Warburger Straße umgezogen sind, wurden es schnell mehr Studenten. Als ich 1979 die Uni verlassen habe, waren es über 600 Erstsemester, die sich für Wirtschaft immatrikuliert haben.

Ludger Ewers: Ja, an die provisorischen Räume in der Balhornstraße erinnere ich mich auch noch. Ich denke das wirklich Interessante für uns war – wie für die meisten anderen auch – der absolute Neustart: Das erste Mal weg von zu Hause, für eine lange Zeit. Keine Freunde, keine Bekannten.

Inge Vogelsmeier: Im Anfang war es in der Pädagogik noch wirklich schwierig, sich einen Stundenplan zusammenzustellen. Der Studiengang war damals sehr jung. Es gab zwar ziemlich viele Angebote für Lehrämter, aber die passten dann nicht zu unserer Studienordung.

Sie haben erzählt, dass Sie immer viel zusammen gelernt haben und neben Übungen vor allem Gruppenarbeiten früher im Studium ein großes Thema waren. Wie sah denn sonst das Studentenleben in Paderborn aus?

Ludger Ewers: Mit Anfang 20 hat man noch schnell Anschluss und neue Freunde finden können. Und so haben wir dann „Wirtschaft“ studiert – in der Paderschänke, im Kump, in der Tuba, im Sagebuiiken.

Rainer Vogelsmeier: Früher gab es aber nur sehr wenige Studentenkneipen in Paderborn. Die Stadt war damals noch sehr konservativ, die Leute waren uns Studenten gegenüber misstrauisch. Über 35 Jahre später hat auch mein Sohn in Paderborn studiert, die Stadt ist viel studierendentauglicher geworden. Ich glaube aber auch, dass der Druck, den die Studierenden heute haben, bei uns nicht so gravierend war. Wir hatten während des Semesters eine schöne Zeit, haben viel zusammen unternommen und gefeiert – besonders gut können wir uns noch an die Sportlerfeten in Elsen erinnern. 

Wie sah Ihr Leben denn in den Prüfungsphasen aus?

Rainer Vogelsmeier: Prüfungen haben wir am Ende des Semesters geschrieben. Teilweise hatten wir bis zu vier Klausuren in einer Woche, da mussten wir schon viel lernen. Die Ergebnisse wurden dann später am Prüfungssekretariat auf dem Flur ausgehängt. Der Weg dahin war ein Hoffen und Bangen – ist aber immer alles gut gegangen.

Inge Vogelsmeier: Auch in der Pädagogik haben wir die Klausuren immer in Semesterferien geschrieben, in dem Studium meines Sohnes war das später anders. Die Ferien habe ich eigentlich immer zum Arbeiten genutzt, weil ich kein Bafög bekommen habe.

Wir haben Fotos gesehen, auf denen Studis damals mit selbstgemachten Aushängen nach Wohnungen gesucht haben – und sogar Belohnung geboten haben. Wie war die Wohnungslage damals in Paderborn für Studenten?

Rainer Vogelsmeier: Die Zimmersuche war in den ersten Jahren sehr problematisch. Zum Wintersemester 1975 suchte ein Kommilitone von mir ein Zimmer. Wir hatten schon einige Wohnungen besichtigt, bis wir schließlich von einer Vermieterin eine Zusage bekommen haben. Wir wollten uns gerade verabschieden, da fragte sie, ob der junge Mann evangelisch oder katholisch sei. Mein Freund antwortete ihr, er sei evangelisch. Darauf sagte die Vermieterin fast wörtlich: „Es tut mir leid, aber Heiden kommen nicht in mein Haus“.

Ludger Ewers: Wir sind damals nach zwei Jahren Studium nach Dahl gezogen, in eine WG mit zwei Wirtschaftsstudenten und zwei Pädagogikstudentinnen. Für einen katholischen Ort wie Dahl war das sehr außergewöhnlich, wir wurden angeschaut wie Außerirdische.

Rainer Vogelsmeier: Als ich mir mit meiner damaligen Freundin und heutigen Frau eine Wohnung mieten wollte, sind wir extra zum Südring, haben uns Ringe gekauft und uns dann als Verlobte vorgestellt. Das hat auch funktioniert, hätten wir uns aber sparen können. Der Vermieter damals war gar kein Paderborner und legte deswegen auch nicht so viel Wert auf diese katholisch-familiären Werte.

Wir haben gehört, dass es selbst für Dozenten damals nicht einfach gewesen ist, Wohnungen in Paderborn zu finden.

Rainer Vogelsmeier: Ich hatte früher viel Kontakt zu den Pädagogik-Studenten und habe so einen Professor kennengelernt, der in seinem ersten Semester an der Uni Paderborn wohl in seinem Büro übernachten musste. Später hat er dann immer wieder Studierende zu sich nach Hause eingeladen. Das war sehr provisorisch, es gab keine Stühle, zumindest haben wir keine gesehen – dafür aber viele Kissen auf dem Boden.

Ehemalige aus den Bereichen Pädagogik und Wirtschaft zurück an der UPB. (Foto: Universität Paderborn, Alexandra Dickhoff)
Der Weg zu den Ergebnislisten war für die ehemaligen WiWis nicht selten ein Bangen und Hoffen. (Foto: Universitätsarchiv Paderborn)
Wohnungssuche? War in den 1970er Jahren für die Studenten und Studentinnen auch kein leichtes Unterfangen. (Foto: Universitätsarchiv Paderborn)
Nach der Führung haben Inge und Rainer Vogelsmeier noch ihre alten Studienbücher gefunden, hier das von Inge Vogelsmeier. (Fotos: Universität Paderborn, Julia Pieper)
Das Studienbuch von Rainer Vogelsmeier.