Gender

Im Deutschen gibt es kein Pendant für den - zunächst ausschließlich auf das grammatische Geschlecht bezogenen - englischen Begriff, der als ‚soziales Geschlecht‘ übersetzt wird (vgl. Wende 2002:141). Der Terminus ‚Gender‘ macht deutlich, dass die geschlechtliche Identität eines Menschen nicht angeboren, d. h. biologisch bedingt ist, sondern vielmehr einen durch Zuschreibungen geprägten wechselseitigen Aneignungsprozess darstellt (vgl. ebd.; siehe auch das Konzept doing gender). Demnach liegen Männlichkeit und Weiblichkeit nicht in der Natur begründet, sondern sind historisch-zeitgebunden konstruiert (vgl. ebd.), d. h. als ein Ergebnis historischer Entwicklungsprozesse sowie von sozialer Praxis zu betrachten. Im historischen oder räumlichen Vergleich wird dies etwa deutlich. So kennen nicht alle Gesellschaften nur zwei Geschlechter, schreiben Geschlechtszugehörigkeit als lebenslang vor und weisen letztere auf Basis der Geschlechtsmerkmale zu (vgl. Wetterer 2010: 127). Dementsprechend besagt auch die „Null-Hypothese“ von Carol Hagemann-White (2001), dass keine durch die Natur vorgeschriebene Zweigeschlechtlichkeit existiert, sondern vielmehr unterschiedliche Geschlechtskonstruktionen, die je nach Kultur divergieren (vgl. ebd.: 30). Während lange Zeit zwischen sex als vermeintlich biologischem und gender als sozialem Geschlecht unterschieden wurde, wird diese Trennung spätestens im Anschluss an Joan W. Scott (1988) und Judith Butler (1990) infrage gestellt: So gehe es immer, d. h. auch bei sex, um soziokulturelle Zuschreibungen, so dass das ‚biologische‘ Geschlecht nicht Basis oder dieser vorgängig ist, sondern gleichermaßen wie gender eine Folge von sozialer Praxis darstellt und demnach kulturellen Änderungen ausgesetzt ist.

(Weiterführende) Literatur:

Butler, Judith (1990): Gender Trouble. Feminism and the Subversion of Identity. New York u.a.: Routledge.

Hagemann-White, Carol (2001): Wir werden nicht zweigeschlechtlich geboren ... In: Hark, Sabine (Hg.): Dis/Kontinuitäten: Femnistische Theorie.Opladen: Leske + Budrich. S. 24-34.

Scott, Joan W. (1988): Gender and the Politics of History. New York: Columbia University Press.

Villa, Paula-Irene (2019): Sex – Gender: Ko-Konstitution statt Entgegensetzung: In: Kortendieck, Beate; Riegraf, Birgit; Sabisch, Katja (Hrsg.): Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Wiesbaden: Springer. S. 23-33.

Wende, Waltraud (2002): Gender/Geschlecht. In: Metzler Lexikon Gender Studies / Geschlechterforschung. Ansätze – Personen – Grundbegriffe. Hrsg. von Knoll, Renate. Stuttgart: J. B. Metzler, S. 141-142.

Wetterer, Angelika (2010): Konstruktion von Geschlecht. Reproduktionsweisen der Zweigeschlechtlichkeit. In: Becker, Ruth/Kortendiek, Beate (Hg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. Theorie, Methoden, Empirie. 3. erweiterte und durchgesehene Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 126-136.

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