Silogespräche am 19. Juni: Künstlergespräch mit Martin Assig (Berlin)

Zum Abschluss seiner Ausstellung kommt Martin Assig auf Einladung von Prof. Meyer zu Schlochtern von der Theologischen Fakultät am Dienstag, 19. Juni, zu einem Austausch mit Studierenden nach Paderborn. Im Rahmen der Silogespräche an der Universität findet um 18.00 Uhr das Künstlergespräch statt (Silo des Faches Kunst, Atelier S.1.100, Warburger Str. 100); es wird moderiert von Frau Prof. Dr. Sabiene Autsch, Universität Paderborn.

In der Marktkirche Paderborn werden seit längerer Zeit zwei große, vielfarbige Bilder ausgestellt, auf denen dicht an dicht kleine Farbfelder aneinandergereiht sind, die wie Symbol- oder Signalfahnen aussehen. Es handelt sich um die Fahnen des internationalen Flaggen-Alphabets, in dem jedem Buchstaben eine bestimmte Flagge zugeordnet ist. Wenn die Flaggen-Bilder in Schriftsprache übersetzt werden, ergibt sich ein unerwarteter Text: Das Vaterunser, in deutscher und in englischer Sprache. Der Künstler Martin Assig (Berlin) hat diese Bilder im Enkaustik-Verfahren geschaffen, bei dem Wachs erhitzt, mit Farbpigmenten versetzt und auf Holz aufgestrichen wird. Auf diese Weise erhalten die Oberflächen der Arbeiten eine spezifische Farbigkeit und reliefartige Struktur, die das Bild in den Raum öffnet, das Motiv aber gleichzeitig überzieht. Rätselbilder oder Gebete? Bilder oder Texte?

Die Präsentation der beiden großformatigen Arbeiten in der Marktkirche Paderborn ist Ausgangspunkt für eine intensivere Beschäftigung mit den Werken von Martin Assig, die der Künstler vielfach als Serien anlegt und mit poetischen Titeln versieht: „Das ist nun mal so“, „Werde ich unsichtbar?“, „Du hast die ganze Welt getragen“, „Glückhaben“ oder „So ist das ganze Leben“. Neben den verwendeten Materialien Wachs, Wachskreide, Tempera und Bleistift, die sich in den Arbeiten begegnen, kommt es auch zu einer Begegnung von Wort und Bild. Doch so, wie „Vasen, Gipfel, Menschen“ zwischen Farbstreifen aufgereiht sind, Köpfe und Hände in eine ornamentale Musterung gleichsam verstrickt werden, ergehen sich auch die Texte und Titel in ihrem fragenden und spirituellen Inhalt oft nur in Andeutungen. Diese „piktorale Metaphysik“ versetzt den Betrachter in eine Suchbewegung, in ein permanentes Kreisen um das, was benannt wird, und das, was dargestellt ist.

Martin Assig (*1959) hat von 1979 bis 1985 an der Hochschule der Künste Berlin Malerei studiert und war Meisterschüler von Hans-Jürgen Diehl. 1986 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Zweibrücken für Malerei und 1993 den Käthe-Kollwitz-Preis. Von 1992 bis 1994 war er Stipendiat der Günther-Peill-Stiftung. Im Jahr 2000 war er als Gastprofessor an der HdK Berlin tätig. Seine Arbeiten hat er auf ungezählten Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. Der Künstler lebt und arbeitet in Berlin und in Brädikow.