„Welterbe im Koffer“ – Paderborner Museumskoffer zum UNESCO-Welterbe zu Gast im Kellerwald

Nach einer bereits im Jahr 2011 sehr erfolgreichen Ausstellung der Paderborner Museumskoffer im NationalparkZentrum Kellerwald sind die Museumskoffer für das UNESCO-Welterbe vom 30. Januar bis zum 10. April 2016 erneut zu Gast im Herzen des Nationalparks Kellerwald-Edersee. Dieser gehört seit 2011 als Teilgebiet zum transnationalen UNESCO-Weltnaturerbe „Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands“.

In der Ausstellung werden acht künstlerisch gestaltete und didaktisch aufgearbeitete Museumskoffer zum UNESCO-Welterbe präsentiert, in denen „Natur“ in vielfältiger Weise und unterschiedlichen Kontexten thematisiert wird.

Das Weltnaturerbe Deutschlands wird durch Koffer repräsentiert, die an der Schnittstelle von Kunst und Naturwissenschaft stehen: Die naturgetreuen Pilzmodelle von Oxana Buk sind im „Kunstlabor“ entstanden und sollen die BetrachterInnen in den Mikrokosmos dieser faszinierenden Lebensform einführen. Sabrina Zimmermann inszeniert den Wald in Form eines Naturalienkabinetts und verdeutlicht am Beispiel des Künstlers Albrecht Dürer, wie Kunst und Naturbetrachtung eine Synthese eingehen können. Barbara Finke zeigt in ihrem Museumskoffer die Topografie des Wattenmeers und in naturalistisch-atmosphärischen Pastellbildern die landschaftliche Schönheit dieses einzigartigen Naturraums. Im Museumskoffer von Julia Verkist können die BesucherInnen die Fauna des Wattenmeers „erfühlen“ und verschiedene Tierarten kennenlernen. Das Wattenmeer gehört seit 2009 (mit Erweiterungen in 2011 und 2014) zum grenzüberschreitenden UNESCO-Weltnaturerbe von Deutschland, den Niederlanden und Dänemark.

Neben Museumskoffern zum Weltnaturerbe werden zudem Koffer zum kunst- und kulturgeschichtlichen Welterbe sowie zum Weltdokumentenerbe präsentiert, die eine erweiterte Perspektive auf den Begriff „Natur“ eröffnen und neue Kontexte vorstellen: Der Museumskoffer von Laura Fabritz stellt das Deckengemälde in der Bamberger St. Michaelkirche vor. Dieser gemalte "Himmelsgarten" – mit den dargestellten 578 Blumen und Heilkräutern – verdeutlicht die Verbindung zwischen Natur und Religion, die sich in einer symbolisch-mystischen Bedeutung der Pflanzen äußert. In Anika Schediwys Koffer zum Welterbe Rom steht der Vierströmebrunnen des barocken Bildhauers Bernini im Mittelpunkt. Die Männerfiguren stehen jeweils für einen Fluss der damals bekannten vier Kontinente: Donau, Ganges, Nil und Río de la Plata. Die genaue Zuordnung kann dabei an den dargestellten Tieren und Pflanzen nachvollzogen werden.

Von den realen Naturräumen und den Naturdarstellungen in der Kunst- und Kulturgeschichte können sich die BesucherInnen mit zwei Museumskoffern zum Weltdokumentenerbe in imaginäre, literarische Naturräume begeben: Der Koffer von Ricarda Thiele entführt die BesucherInnen in die Geschichten und Erzählungen von Astrid Lingren, in denen die Protagonisten die Natur als Ort des kindlichen Spiels erleben. In der Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Kindheit stellen die BesucherInnen fest, dass die Natur und die durch sie hervorgerufenen Sinnesempfindungen eng mit den Kindheitserinnerungen verflochten sind. Mit Hilfe des Koffers soll die Wichtigkeit von Naturerfahrungen für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen – gerade in der heutigen Zeit, in der die kindliche Sozialisation von Medien und Technik bestimmt ist – verdeutlicht werden. Verzaubert werden die BesucherInnen auch von der Welt der Märchen der Brüder Grimm, wenn der Museumskoffer von Sabrina Zimmermann erzählt: „Es war einmal im Märchenwald…“. In den Märchen begegnen den LeserInnen wundersame Pflanzen und sprechende Tiere. Der Märchenkoffer stellt den Wald dabei als literarischen Schauplatz von märchenhaften und geheimnisvollen, aber auch schaurigen Begebenheiten vor.

Ziel der Koffer ist es, das UNESCO-Welterbe in einer neuen, künstlerisch-ästhetischen und „begreifbaren“ Form für die BesucherInnen unterschiedlichster Altersstufen erlebbar zu machen. Dabei ist es erlaubt - und sogar erwünscht -, dass die BesucherInnen die Koffer mit allen ihren Sinnen erkunden und sich so den verschiedenen Facetten und Bedeutungsebenen des Welterbes annähern. Die BesucherInnen sind also herzlich dazu eingeladen, die Möglichkeit wahrzunehmen, in direkten Kontakt mit den Koffern zu treten.

Die Ausstellung der Museumskoffer im UNESCO-Weltnaturerbe Kellerwald ist durch enge Zusammenarbeit mit dem NationalparkZentrum Kellerwald, dem Arbeitskreis World Heritage Education und der Universität Paderborn ermöglicht worden.
 

Museumskoffer für das UNESCO-Welterbe – Das Museumskofferprojekt der Universität Paderborn

Das kunst- und museumspädagogische Konzept der „Museumskoffer für das UNESCO-Welterbe“ gehört im Bereich des Kunstpädagogik-Studiums an der Universität Paderborn seit mehr als 13 Jahren zum Lehr- und Forschungsprogramm und besitzt einen bundesweiten Modellcharakter. Initiiert wurde das Projekt durch die Universitätsprofessorin Dr. Jutta Ströter-Bender (Professur „Kunst und ihre Didaktik“). Das Museumskofferprojekt wurde 2002 mit dem Forschungspreis der Universität ausgezeichnet. Im Jahr 2007 erhielt es den Preis „Geist begeistert“ des Bundesministeriums für Forschung und Bildung. Zudem wurde das Projekt 2012 in der Kategorie „Kultur und Kunst“ durch eine hochrangig besetzte Jury für ein Buch der Standortmarketingkampagne „Germany at its best: Nordrhein-Westfalen“ ausgewählt.
 

Weitere Informationen zum Museumskofferprojekt an der Universität Paderborn finden Sie in unserem digitalen Museumskofferarchiv unter folgendem Link:

http://www.upb.de/museumskoffer

Kontakt


Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender
E-Mail: stroeter@zitmail.uni-paderborn.de
 

Ausstellungsort:

NationalparkZentrum Kellerwald
Weg zur Wildnis 1
34516 Vöhl-Herzhausen

www.nationalparkzentrum-kellerwald.de
 

Vernissage: 30.01.2016, 14:30-15:15 Uhr

Ein Ausstellungsplakat steht im PDF-Format zur Verfügung.
 

Text: Sabrina Zimmermann

Abbildung: Museumskoffer von Oxana Buk
Abbildung: Museumskoffer von Oxana Buk
Abbildung: Pastellbild von Barbara Finke
Abbildung: Pastellbild von Barbara Finke