Vortrag am 16. Januar über „Die präsidialen Projekte Mitterands: Programme und Probleme“

Privatdozent Dr. Ernst Seidl (Universität Tübingen, Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart) hält am Dienstag, 16.1.2007, einen Vortrag über „Die präsidialen Projekte Mitterands: Programme und Probleme“. Zur Veranstaltung, die von 16.00-18.00 Uhr dauert und im Gebäude P, Raum P1.102 stattfindet, ist die interessierte Öffentlichkeit herzlich eingeladen.

Informationen zum Thema der Veranstaltung: Anlässlich des 200. Jahrestages des Sturms auf die Bastille eröffnete der französische Staatspräsident François Mitterand 1989 die Grande Arche, den exponiertesten Bau der Grands Projects de L’État. Dieses 111 Meter hohe Gebäude am Ende der Pariser Königsachse sollte Teil eines Wolkenkratzerviertels – La Défense – am nord-westlichen Ende der Stadt sein. Dort sollte eine pluralisierte Nutzung international vernetzter und jedem zur Verfügung stehender Kommunikationszentren, Museen, Ministerien etc. eingerichtet werden, die jedoch durch die Umstrukturierung des Viertels durch Mitterands Nachfolger Chirac in die heute vorherrschende funktionalistische Monostrukturierung durch Bauten der Privatwirtschaft und Verwaltungsbauten umgewandelt wurde. Dr. Seidl wird in seinem Vortrag diese Pariser Baumaßnahmen vorstellen und besprechen.

Der öffentliche Vortrag begleitet das Seminar „Von Haussmann bis Mitterand und den Banlieues“ von Prof. Dr. Eva-Maria Seng, Fakultät für Kulturwissenschaften. Das Haussmann’sche „Pariser System“ von 1852/53-1870 habe, so Seng, letztendlich den Umbau von Paris zur modernen und mondänen Großstadt ermöglicht. Es präge bis heute das Stadtbild und bleibe für die rigorose städtebauliche Planung von Paris bestimmend. Bereits Haussmanns Maßnahmen seien zwar von einer Funktionsmischung (Wohnen, Gewerbe, Freizeit, Verkehr) geprägt, aber, so Seng: „Durch die Durchsetzung des Vorrangs übergeordneter Maßnahmen aufgrund einer zuvor geschaffenen entsprechenden Gesetzeslage hat es die Einschränkung des Privateigentums ermöglicht und zur Verdrängung und Umsiedlung der Arbeiter in von der Stadtmitte entfernte Elendsviertel geführt.“

Foto: Der Referent Privatdozent Dr. Ernst Seidl.
Foto: Der Referent Privatdozent Dr. Ernst Seidl.