Media Transatlantic IV – Traffic – Internationale Tagung zu Medien und Verkehr vom 29. bis 31. März 2012 an der Universität Paderborn

Der kanadische Medientheoretiker Harold Innis hat vorgeschlagen, die Medien als eine Form von Verkehr zu begreifen. Vom 29. bis 31. März 2012 gehen internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieser These nach und untersuchen anlässlich der Tagung Media Transatlantic IV – Traffic an der Universität Paderborn die Schnittstellen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die Medien und Verkehr miteinander verbinden.

Die Parallelen sind vielfältig: Medienprodukte werden transportiert wie Personen oder Güter; ähnlich wie Transport und Verkehr bilden auch Medien Netze aus. Beide Phänomene basieren also auf Infrastrukturen, Kontrolle und Logistik. Dass ihre technischen Innovationen auch historisch eng miteinander verschränkt sind, zeigt die Parallelentwicklung von Eisenbahn und Telegrafie.

Weil es sich bei Verkehr um ein verteiltes System handelt, dass aus einer Vielzahl von unverbundenen Entscheidungen, Transport- und Übertragungsvorgängen entsteht, ist damit zugleich einer der zentralen Schwerpunkte des Graduiertenkollegs „Automatismen“ aufgerufen: Die Frage, wie aus den verteilten Aktivitäten einzelner Akteure ‚automatische‘, also sich verselbstständigende und somit zunehmend unkontrollierbare Strukturen entstehen.

Media Transatlantic IV – Traffic ist Teil einer Veranstaltungsreihe, die 2007 initiiert wurde und Medienforscher/innen aus den USA, Kanada und Deutschland zusammenführt. Der aktuellen Konferenz gingen die Tagungen Re-Reading McLuhan in Bayreuth, Media Theory on the Move in Potsdam und Media Transatlantic in Vancouver voraus. In diesem Jahr wird die Veranstaltung vom Graduiertenkolleg „Automatismen“ der Universität Paderborn ausgerichtet. Ziel der interdisziplinären Tagung ist es, an verschiedenen Beispielen strukturelle Analogien zwischen Medien und Verkehr zu analysieren. Wissenschaftler/innen aus sechs Ländern werden Thesen aus ihren Arbeitsfeldern vorstellen.

Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos, Konferenzsprache ist Englisch. Gäste sind herzlich willkommen. Anmeldungen sind bis zum 16. März möglich unter koord@gk-automatismen.uni-paderborn.de. Weitere Informationen zu Inhalten, Zeiten und Räumlichkeiten unter http://www.uni-paderborn.de/institute-einrichtungen/gk-automatismen/tagungen/.

Ein <link fileadmin aktuelles pressefotos februar plakat_fachtagung_traffic_120213.pdf _blank>Plakat steht zur Verfügung.

 

Informationen zu den einzelnen Vorträgen und zum Programm:

Die Vorträge untersuchen die Analogien zwischen Medien und Verkehr für unterschiedliche Zeiträume und Medienphänomene. So zeigen die Kommunikationswissenschaftler Menahem Blondheim und Elihu Katz (Jerusalem, Israel) anhand des biblischen „Book of Esther“, wie unterhalb der – von Harold Innis beschriebenen – imperialen Kommunikationsform des persischen Reiches eine Bottom-up Struktur entsteht.

Die Keynote wird der US-amerikanische Medienwissenschaftler John Peters (Iowa) halten; er wird beschreiben, wie die Medien – eingebettet in ein allgemeineres Konzept von ‚Logistik‘ – den Austausch zwischen Natur und Kultur regeln.

Die Aktualität des Forschungsfeldes wird im Vortrag des Medientheoretikers Wolfgang Sützl (Innsbruck, Österreich) deutlich. Medienaktivisten machen sich das World Wide Web und das emanzipatorische Potenzial der digitalen Medien zu Nutze, um sie als Orte des Widerstands zu besetzen. Im Vortrag wird kritisch hinterfragt, welche Begriffe die Akteure aus dem Verkehrsumfeld in ein Vokabular der elektronischen Kommunikation übersetzt haben. Mediengeschichte wird hier als eine Geschichte des Widerstands interpretiert.

In einem weiteren Vortrag wird Peter Bexte (Köln) – ausgehend von einer literaturwissenschaftlichen Betrachtung der Schlussphrase aus Franz Kafkas „Das Urteil“ – auf den dargestellten Raum fokussieren: der Pariser Gare d’ Orsay als bedeutender Umschlagpunkt nicht zuletzt von codierter Kommunikation, als Ort der Dynamik und des „endless traffic“.


Programm:
 

Donnerstag, 29. März

14.00 Uhr
Eröffnung/ Einführung

14.30 Uhr
Keynote: John Peters (University of Iowa, USA): Media as Traffic between Nature and Culture. Innis, McLuhan and Co.

15.30 Uhr
Gabriele Schabacher (University of Siegen, Germany): Traffic as 'Dirt Experience'. Harold Innis' Tracing of Media.

17.00 Uhr
Jana Mangold (University of Erfurt, Germany): McLuhan's Comprehensive Traffic Science.

18.00 Uhr
Menahem Blondheim (Hebrew University, Jerusalem, Israel), Elihu Katz (Hebrew University, Jerusalem, Israel): Traffic in an Ancient Empire: Time and Space According to the Biblical Book of Esther.
 

Freitag, 30. März

Flows and Counterflows

09.30 Uhr
Grant David Bollmer (University of North Carolina at Chapel Hill, USA): Vital Networks of Blood and Information: A Media Archaeology of Traffic and Flow.

10.30 Uhr
Peter Bexte (Kunsthochschule für Medien Köln, Germany): Endless Traffic & Drowning Sons.

12.00 Uhr
Richard Cavell (University of British Columbia, Vancouver, Canada): McLuhan, Turing, and the Question of Determinism.

14.30 Uhr
Greg Elmer (Ryerson University, Toronto, Canada), Ganaele Langlois (University of Ontario Institute of Technology, Oshawa, Canada): Networked Campaigns: Traffic Tags and Cross Platform Analysis on the Web.

15.30 Uhr
Martina Leeker (Berlin/ University of Köln, Germany): Michael Steppat (Beuth Hochschule Berlin, Germany): Data Traffic. Transformation as a Challenge.

Hold-ups

17.00 Uhr
Wolf-Dieter Ernst (University of Bayreuth, Germany): Mobile Performance.

18.00 Uhr
Peter Krapp (UC Irvine, CA, USA) Polar Media: The Invisible Axis.
 

Samstag, 31. März

Traffic of Concepts

09.30 Uhr
Norm Friesen (Thompson Rivers University, Canada): The Academy and the ‘Commerce of Mind’: Dewey and Educational Media.

10.30 Uhr
Shannon Lowe (Institute for Cultural Research, Lancaster, UK): Trafficking in Media Methodology: Propositions for an Approach from Literature.

12.00 Uhr
Wolfgang Sützl (Vienna/ University of Innsbruck, Austria) Street protests, electronic disturbance, smart mobs: dislocations of resistance.

13.00 Uhr
Andreas Ströhl (Goethe-Institut, München, Germany) From Traffic to Exchange to Communication to Media (and Back to Traffic Again): On the Changes of a Modern Model of Thought.

14.00 Uhr
Ende der Tagung