Mit einem Industrie-Stipendium zum Doktorhut

2010 sind laut Statistischem Bundesamt 25.629 Doktortitel in Deutschland vergeben worden, 2.561 davon in den Ingenieurwissenschaften. Die traditionelle Promotion – also die Betreuung durch einen Doktorvater – ist nach wie vor am häufigsten. Seit Beginn der 1990er Jahre gibt es, angelehnt an die Promotionsstudiengänge in den USA, auch strukturierte Promotionsformen. Orientiert an den Reformvorstellungen des Wissenschaftsrates und der Hochschulrektorenkonferenz, werden talentierte Nachwuchswissenschaftler in Graduiertenkollegs systematisch in Gruppen betreut und meist auch finanziell unterstützt. An der Universität Paderborn gibt es mehrere Graduiertenprogramme. Den Absolventen der International Graduate School "Dynamic Intelligent Systems" bietet sich die Möglichkeit eines Industrie-Stipendiums.

Im Rahmen dieser Industrie-Stipendien streben junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei Automobilherstellern und -zulieferern, Herstellern von Haushaltsprodukten oder Konsumgütern nach dem Doktorhut. Sie forschen an IT-basierten Lösungen für eine Ressourcen schonende, kostengünstige und effektive Planung der Logistik und Produktion. Kooperationspartner für diese Stipendien in der Graduate School ist u. a. Prof. Dr.-Ing. habil. Wilhelm Dangelmaier, Leiter der Fachgruppe Wirtschaftsinformatik, insbesondere Computer Integrated Manufacturing, am Heinz Nixdorf Institut (HNI).

Dangelmaier entwickelt innovative Methoden in den Bereichen Produktionsplanung und -steuerung, Supply Chain Management, wissensbasierte Steuerung von Logistiksystemen und Materialflusssimulationen. "Wir wollen die Unternehmen darin unterstützen, ihre Wettbewerbsposition langfristig zu stärken und zu sichern", so Dangelmaier: "Unsere Forschung ist stark anwendungsorientiert, wir wollen intelligente Lösungen für reale Probleme entwickeln".

Intelligente Lösungen für reale Probleme sind auch Inhalt der Promotionen im Rahmen der Industrie-Stipendien. Die Absolventen bearbeiten in ihrer Doktorarbeit Fragestellungen, die für das Unternehmen mittelfristig strategisch interessant sind. Parallel dazu erfahren sie in der Graduate School in Paderborn eine individuelle Betreuung und Beratung sowie eine umfassende Weiterbildung in den sogenannten "Soft Skills". Diese umfasst Konflikt- oder Zeitmanagement, Präsentations- oder Stimmtraining, Management-Training anhand von Fallbeispielen aus der Praxis, Geschäftsenglisch, interkulturelle Teamarbeit sowie strategische Planung oder Businessplan-Erstellung. Die Unternehmen finanzieren eine Promotion über drei Jahre. Partner sind u. a. die Daimler AG, Knorr Bremse München, die Automobilzulieferer TRW und Keiper oder die Freudenberg AG, Hersteller von Vileda-Haushaltsprodukten.

"Dem Absolventen eines Industrie-Stipendiums bietet sich der Vorteil, dass er vor Ort in den Unternehmen in enger Abstimmung mit den zuständigen Mitarbeitern an einem konkreten Thema arbeitet und zusätzlich in laufende Projekte eingebunden wird", sagt Dr. Christoph Laroque, Absolvent der Graduate School und wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dangelmaier.

"Ein Industrie-Stipendium ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten", so Dangelmaier: "Die Unternehmen binden High Potentials an sich. Die Absolventen erwerben neben dem Doktorhut wertvolle Kontakte und Erfahrungen. Die Universität mit den beteiligten Lehrstühlen und Instituten verstärkt mit den hochqualifizierten und motivierten Absolventen ihre exzellente Forschung im Bereich der dynamisch vernetzten Systeme".

Die im Herbst 2001 gegründete International Graduate School "Dynamic Intelligent Systems" ist eine von mittlerweile dreizehn durch das Land Nordrhein-Westfalen geförderten Einrichtungen zur Ausbildung von Spitzennachwuchs in technisch-naturwissenschaftlichen Bereichen. Hochqualifizierte Absolventinnen bzw. -absolventen können im Rahmen eines Promotionsstudiengangs innerhalb von drei Jahren zielgerichtet promovieren. Im Rahmen dieses NRW-Programms ist die International Graduate School die einzige Einrichtung im Bereich der anwendungsorientierten Informatik. Forschungsschwerpunkt der englischsprachigen Einrichtung ist die Weiterentwicklung dynamisch vernetzter Systeme. Die Graduate School wird von den Fakultäten Elektrotechnik, Informatik und Mathematik (EIM), Wirtschaftswissenschaften und Maschinenbau als Center of Excellence auf diesem Forschungsgebiet geleitet.

Infos unter: http://www.upb.de/graduateschool

Foto: Marcel Helmdach promovierte zum Thema „Hierarchisches Planungsmodell zur Bestimmung der Herstellkosten von variantenreichen Serienprodukten in Produktion und Logistik bei unterschiedlichen Gleichteilestrategien“ in Zusammenarbeit mit der Daimler
Foto: Marcel Helmdach promovierte zum Thema „Hierarchisches Planungsmodell zur Bestimmung der Herstellkosten von variantenreichen Serienprodukten in Produktion und Logistik bei unterschiedlichen Gleichteilestrategien“ in Zusammenarbeit mit der Daimler AG in Stuttgart. Foto: Prof. Andre Döring, Dr. Jan-Erik Gans, Prof. Leena Suhl, Dr. Marcel Helmdach, Prof. Wilhelm Dangelmaier, Dr. Thomas Sommer-Dittrich (Heinz Nixdorf Institut)
Foto: Dietrich Dürksen promovierte zum Thema „Ein Vier-Ebenen-Ansatz für die Planung unternehmensinterner Produktionsnetzwerke: Hierarchische Dimensionierung“ in Zusammenarbeit mit der Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH in München. Fo
Foto: Dietrich Dürksen promovierte zum Thema „Ein Vier-Ebenen-Ansatz für die Planung unternehmensinterner Produktionsnetzwerke: Hierarchische Dimensionierung“ in Zusammenarbeit mit der Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH in München. Foto: Prof. Georg Schneider, Prof. Leena Suhl, Dr. Dietrich Dürksen, Prof. Wilhelm Dangelmaier, Dr. Albrecht Köhler (Heinz Nixdorf Institut)