Projekt „Roller safety“ der Kreispolizeibehörde Paderborn wird landesweit zur Verkehrssicherheitsarbeit eingesetzt

Polizei kooperiert mit der Universität Paderborn

Ein Präventionsprojekt der Kreispolizeibehörde Paderborn wird jetzt landesweit von den Verkehrssicherheitsberatern der Polizei an Schulen und in Verkehrskursen und Verkehrsveranstaltungen eingesetzt.

Polizeibeamte der Paderborner Polizei haben in den vergangenen zwei Jahren Projektinhalte auf einer CD mit dem Titel „Roller safety“ zusammengefasst, die sich mit der Problematik rund um das Thema Rollertuning befasst.

Das Schulungsmedium mit dem Titel „Roller safety“ wird in Zukunft die Arbeit der polizeilichen Verkehrssicherheitsberater in Nordrhein-Westfalen im Umgang mit jugendlichen Rollerfahrern unterstützen.

Die Inhalte der CD stellen die gesamte Problematik des „Frisierens“ dar. Das Tunen von Rollern ist ein Phänomen, das nicht nur in Paderborn, sondern im ganzen Land und natürlich auch bundesweit täglich zu Einsätzen der Polizei führt.

Im Kreis Paderborn ereigneten sich in der Zeit von Januar bis Juli 2008 insgesamt 4.503 Verkehrsunfälle. Dabei verunglückten insgesamt 819 Menschen. Mit Rollern/ KKR verunglückten 41 Jugendliche, 16 mit einem Mofa und 10 mit einem Leichtkraftrad. Insgesamt sind das 67 Verunglückte. Das sind aber immerhin ca. 8 % der Verunglückten insgesamt - und das obwohl der Anteil der 15 bis17-Jährigen nur 2,6 % an der Gesamtbevölkerung ausmacht.
 

Chronologie

Bei drei Schulveranstaltungen in den Jahren 2006 und 2007 im Kreis Paderborn wurden Jugendliche über die Gefahren und Folgen des unerlaubten Rollertunings aufgeklärt.

Zu den außergewöhnlichen Veranstaltungen war es gekommen nachdem Anfang 2006 Kontakte zu einem jugendlichen Unfallopfer geknüpft worden waren. Der damals 17 Jahre alte Sebastian Pordom war im April 2003 im Kreis Höxter mit einem „frisierten“ Roller schwer verunglückt. Der Jugendliche musste an der Unfallstelle mehrfach reanimiert werden. Anschließend lag er monatelang im Koma und musste in langwierigen therapeutischen Behandlungen mühsam wieder sprechen und gehen lernen.

Nach einer persönlichen Kontaktaufnahme durch Polizeihauptkommissar Uli Krawinkel, der Sebastian Pordom Anfang 2006 auf einer Zugfahrt zufällig kennen gelernt hatte, erklärte sich das Unfallopfer spontan bereit, die Präventionsarbeit der Polizei im Kreis Paderborn zu diesem Thema auch in der Öffentlichkeit zu unterstützen.

Daraufhin wurden drei Präventionsveranstaltungen in Fürstenberg, in Lichtenau und in Delbrück vor jeweils etwa 200 Schülern im Alter zwischen 14 und 16 Jahren abgehalten. Neben einem Rahmenprogramm aus Aufklärung und Information verschiedener Polizeibeamter der Behörde (Verkehrssicherheitsberatung, Verkehrskommissariat) schilderte Sebastian Pordom sein Leben vor und nach dem Unfall. Über die Veranstaltung mit Sebastian Pordom hinaus wurden noch weitere Veranstaltungen in Schulen durchgeführt.

Ziel der Verkehrssicherheitsarbeiter war es, durch den unmittelbaren Kontakt zu einem gleichaltrigen Unfallopfer eine nachhaltige Bewußtseinsänderung bei der Zielgruppe herbeizuführen.

Die eindrucksvollen Darstellungen seiner Leidensgeschichte führten zu der Idee, die Schilderungen von Sebastian Pordom als freies Interview aufzuzeichnen, um dies dann in der polizeilichen Präventionsarbeit einzusetzen. Nach der Produktion des Interviews zeigten sich schnell die positiven Ansätze, die die Präsentation des Interviews im Schulunterricht auf die Schüler hatte.

Auf Basis der Erfahrungen aus den Schulveranstaltungen und auf Grundlage des Interviews entstanden erste Überlegungen für die Entwicklung eines Verkehrssicherheitsprojektes zur Steigerung der Verkehrssicherheit für Rollerfahrer.

In Zusammenarbeit zwischen den Verkehrssicherheitsberatern, den Beamten des Verkehrskommissariates und den Mitarbeitern der Pressestelle der Kreispolizeibehörde Paderborn wurden in der Folgezeit alle Projektinhalte zum Thema Rollertuning auf einer Schulungs-CD zusammengefasst.

Neben allen Überlegungen zu den Inhalten der CD, wurde insbesondere nach einem passenden Einstieg in das Thema gesucht, das direkt zu Beginn einer Unterrichtseinheit das Interesse der Schüler wecken und gleichzeitig auf die Problematik des Themas hinweisen soll. Hierfür sollte ein zeitgemäßer, der Zielgruppe entsprechender Ansatz gefunden werden.

Als geeignet erschien, das Unfallgeschehen von Sebastian Pordom als Film darzustellen, weil die von ihm geschilderte Situation unmittelbar vor dem Unfall typisch für das Verhalten heutiger Jugendlicher ist. Die Darstellung dieser Situation soll bei der Zielgruppe einen Wiedererkennungseffekt bewirken. Als Schauspieler konnten Schüler der Hauptschule Ostenland gewonnen werden.
 

Zusammenarbeit mit der Universität Paderborn

Als Kooperationspartner für die Realisierung der Filmidee konnte das Zentrum für Informations- und Medientechnologien (IMT) der Universität Paderborn gewonnen werden.

Von Beginn an zeigte sich, dass die Zusammenarbeit mit der Universität Paderborn für die Kreispolizeibehörde Paderborn sehr positive Ergebnisse erzielen wird.

Die Mitarbeiter des IMT überzeugten mit großem Einsatz, innovativen Ideen und einer professionellen Umsetzung der vereinbarten Aufgaben.

Im Frühjahr und Sommer 2007 wurde an verschiedenen Drehtagen und Drehorten ein rund vier Minuten dauernder Videoclip gedreht, der anschließend mit einem Soundtrack unterlegt wurde.

Erfahrungen von Verkehrssicherheitsarbeitern der Kreispolizeibehörde Paderborn aus verschiedenen Präsentationen belegen, dass der Clip das angestrebte Ziel, nämlich dass sich Jugendliche unmittelbar mit dem Thema befassen und sich für die Problematik interessieren, immer wieder erreicht.

Für die erfolgreiche Produktion des Videoclips und die fachkundige Unterstützung ist die Kreispolizeibehörde Paderborn dem IMT sehr dankbar.
 

Inhalte des „Roller Safety“-Projekts

Mit der Projekt-CD ist den Verkehrssicherheitsberatern der Polizei des Landes Nordrhein-Westfalen eine Unterrichtshilfe, also ein zusätzliches Angebot zu ihrer Unterrichtsgestaltung an die Hand gegeben worden.

Die Beiträge können für Diskussionsrunden, Vorträge, Verkehrserziehungskurse oder auch bei größeren Veranstaltungen eingesetzt werden. Somit kann die Zielgruppe auf breiter Basis angesprochen werden.

Das Präventionsmedium ist so angelegt, dass einzelne Bereiche oder aber der komplette Inhalt in den Veranstaltungen abgerufen werden können. Schwerpunkte der CD bildet neben dem (Einstieg) das Interview (Schlusspunkt) mit Sebastian Pordom, in dem er den unmittelbaren Unfallhergang und sein Leben vor und nach dem Unfall schildert.

Mit Hilfe aktueller zu den Schwerpunkten Alkohol, Tuning und Unfällen wird den Rollerfahrern aufgezeigt, dass Probleme mit Motorrollern/getunten Roller nicht abstrakt sind, sondern tagtäglich im Verkehrsgeschehen vorkommen.

Innerhalb der Präsentation wird dargestellt, welche Methoden es gibt. Den Schülern wird gezeigt, dass Polizei und Sachverständige, entgegen der oft bei Jugendlichen herrschenden Meinung, sehr wohl informiert sind, welche Manipulationsmöglichkeiten heutzutage genutzt werden.

Mit Hilfe eines computergestützten Rechenprogramms können verschiedene Fahrsituationen dargestellt werden. In den Simulationen wird mit Hilfe der gezeigt, welche Wirkung schon die geringe Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit auf den Anhalteweg haben kann.

Aktuelle Situationen mit Rollern werden anhand von Unfallfotos und Luftbildern dargestellt. Die Visualisierung soll die Schüler in die Situation der Unfallbeteiligten hineinversetzen und sie sollen überlegen, wie der Unfall entstanden sein könnte.

Schockwirkungen sollen Bilder und Filme aus der Unfallforschung erzeugen. Gezeigt werden verschiedene kommentierte Crashtests.

Schutzbekleidung ist immer ein Thema für Zweiradfahrer, erst recht wenn sie motorisiert sind. Gerade das ständige und richtige Tragen des Helms soll den Jugendlichen nochmals deutlich gemacht werden.

Als Verkehrsteilnehmer müssen auch Rollerfahrer verkehrsrechtliche Aspekte beachten. Unter diesem Punkt werden insbesondere die Folgen erläutert, die sich ergeben, wenn ein Rollerfahrer mit einem getunten Fahrzeug von der Polizei kontrolliert wird.

Zum Abschluss bietet die CD „Roller Safety“ noch allgemeine Tipps zum sicheren Ankommen.

Die Handreichung steht auch als <link fileadmin uni-aktuell pressefotos september presse_handout_-_roller_safety.pdf _blank>PDF-Datei zur Verfügung.

Foto (Kreispolizeibehörde Paderborn): Hochschulangehörige bei den Dreharbeiten zum Film
Foto (Kreispolizeibehörde Paderborn): Hochschulangehörige bei den Dreharbeiten zum Film