Uni Paderborn: Unentschieden beim Rechenduell zwischen „Studis“ und Kindern um die Zahl 24 – Prof. Dr. Hartmut Spiegel: Fähigkeit des Kopfrechnens durch Taschenrechner gefährdet

Ein mathematischer Wettkampf zwischen 11 Studierenden und 13 Kindern der 3b der Grundschule Boke ist auf den ersten Blick ein ungleiches Duell. Trotzdem ließen es beide nun im Rahmen der Vorlesung „Didaktik der Arithemetik 1. – 3. Schuljahr“ von Prof. Dr. Hartmut Spiegel aus dem Institut für Mathematik der Fakultät für Elektrotechnik, Informatik und Mathematik darauf ankommen.

Grundlage des Wettkampfes war das Spiel „Wer errechnet schneller die 24?“. Dabei werden vier Zahlen von 1 bis 9 zufällig gezogen und an die Tafel geschrieben. Zwei Teams müssen daraufhin in Kopfrechenarbeit aus diesen Zahlen eine Aufgabe bilden, deren Endergebnis 24 ist. Benutzt werden dürfen dabei die vier Grundrechenarten, jede Zahl darf in der Aufgabe nur einmal vorkommen. Bei korrekter Aufgabenstellung bekommt die jeweilige Gruppe einen Punkt.

„495 Kombinationsmöglichkeiten sind bei den Zahlen von 1 bis 9 möglich. Aus 397 von ihnen kann man das Ergebnis 24 bilden“, erklärt Prof. Spiegel, der den Kontakt zu der 3b der Grundschule Boke bereits im vergangenen November über die Klassenlehrerin Linda Jochem – eine ehemalige Absolventin der Universität Paderborn – herstellte. „Nachdem meine Schülerinnen und Schüler das Spiel kennen gelernt hatten, war ihr Eifer nicht mehr zu bremsen. Es ist faszinierend zu sehen, was sie für einen Spaß am Rechnen und Kombinieren der Zahlen haben“, freut sich Jochem.

Diese Motivation der Grundschüler ging soweit, dass sie Prof. Spiegel die Wette anboten, alle 397 Zahlenkombinationen bis Anfang Januar auszurechnen. Die Kinder gewannen nicht nur die Wette, sie besiegten auch noch die Studierenden von Prof. Spiegel, die im Mai mit dem „Mathe-Kabinett“ – einem Beitrag der Universität Paderborn zum Jahr der Mathematik – auch in Boke Station machten.

„Man kann den neuerlichen Wettbewerb in der Universität als Revanche sehen. Allerdings glaube ich, dass sie uns wieder haushoch überlegen sein werden“, hatte Ramona Vits, Mathematikstudentin auf Lehramt, vor dem Start dann auch deutlichen Respekt vor den kleinen Rechenkünstlern. Diese entschieden den ersten Durchgang gleich mit 5:4 für sich.

Beeindruckend war dabei besonders die Geschwindigkeit, mit der die Kinder die jeweilige Zahlenkombination knackten. Anders als allerdings noch im Mai konnten auch die Studierenden in Sachen Tempo zulegen und somit das Ergebnis beim zweiten Durchgang umdrehen. „Kinder sind im Kopfrechnen sehr fit und können viel, wenn man sie lässt. Leider ist es heutzutage oftmals so, dass diese Fähigkeit mit zunehmendem Alter dadurch gefährdet wird, dass viel zu häufig der Taschenrechner benutzt wird. Das haben nun auch meine Studierenden erkannt“, betont Hartmut Spiegel.

Im Anschluss an den Wettbewerb folgte ein Gastvortrag des Primarstufendidaktikers Prof. Dr. Günter Krauthausen von der Universität Hamburg zum Thema „Mathematik treiben mit der Software Zahlenforscher – Möglichkeiten und Hintergründe“.

Foto (Mark Heinemann): Prof. Dr. Hartmut Spiegel (h. li.) und Linda Jochem (3. Reihe li.) waren von den Mathekünsten der Grundschulkinder begeistert. Doch auch die Leistung der Studierenden konnte sich sehen lassen.
Foto (Mark Heinemann): Prof. Dr. Hartmut Spiegel (h. li.) und Linda Jochem (3. Reihe li.) waren von den Mathekünsten der Grundschulkinder begeistert. Doch auch die Leistung der Studierenden konnte sich sehen lassen.