Erstsemestervorlesung Statistik I als Inverted Classroom

Die Vorlesungsinhalte der Veranstaltung „Grundzüge der Statistik I“ werden nicht mehr im Hörsaal vermittelt, sondern von den Studierenden ortsunabhängig, individuell und im eigenen Lerntempo anhand der auf PANDA bereitgestellten Vorlesungsvideos erarbeitet. Die Präsenzveranstaltung im Audimax wird jetzt zur interaktiven Vertiefung des Stoffes genutzt, indem die Studierenden eigenständig Übungsaufgaben mit Unterstützung der Dozierenden erarbeiten. Weitere Aufgaben werden dann in den Tutorien besprochen. Alle vier Wochen gibt es außerdem ein Heimarbeitsblatt, welches den Studierenden erlaubt, ihren eigenen Lernfortschritt zu überprüfen

Tags: Inverted Classroom, Flipped Classroom, Lehrvideos

Bei der Unterrichtsmethode des „Inverted Classroom“ werden die üblichen Aktivitäten innerhalb und außerhalb des Hörsaals vertauscht. Die Studierenden eignen sich die Vorlesungsinhalte anhand bereitgestellter Vorlesungsvideos eigenständig an und die Präsenzveranstaltung wird dann zur gemeinsamen Vertiefung des Gelernten und zur Klärung von Fragen genutzt. Die klassische Frontalvorlesung bietet vor allem in Großveranstaltungen im Audimax keine ideale Lernumgebung für die Studierenden. Die Studierenden folgen der Vorlesung des Dozierenden überwiegend rezipierend, was häufig zu einem schnellen Absinken der Aufmerksamkeit führt. Auch das heterogene Vorwissen der Studierenden führt bei einigen zu einer Unter- und gleichzeitig bei anderen zu einer Überforderung in der Vorlesung. Häufig tauchen bei den Studierenden erst beim anschließenden eigenständigen Einüben des Stoffes einige Verständnisprobleme auf, welche oft nicht alleine gelöst werden können. Diese Probleme sollen mit Hilfe des auf dem „Inverted Classroom“ beruhenden Lehrkonzepts gelöst werden.

Die Vorlesungsinhalte der Veranstaltung „Grundzüge der Statistik I“ werden nun nicht mehr im Hörsaal vermittelt, sondern von den Studierenden ortsunabhängig, individuell und im eigenen Lerntempo anhand der auf PANDA bereitgestellten Vorlesungsvideos erarbeitet. Die Videos schließen mit einer Checkliste ab, anhand derer die Studierenden überprüfen können, ob sie die wesentlichen Inhalte der Videovorlesung verstanden haben.

Die Präsenzveranstaltung im Hörsaal wird jetzt zur interaktiven Vertiefung des Stoffes genutzt. Zuerst werden offene Fragen der Studierenden zur Videovorlesung geklärt und die Checkliste von den Studierenden aktiv mit Inhalten gefüllt. Anschließend erhalten die Studierenden Übungsaufgaben, die sie in Kleingruppen lösen. Während dieser Bearbeitungszeit haben die Studierenden die Möglichkeit die Dozierenden direkt bei Problemen zu fragen. Die Dozierenden geben dabei Hinweise und leiten die Studierenden individuell zur richtigen Lösung, allerdings ohne eine Musterlösung vorzugeben. Wenn die Aufgabe gelöst wurde, wird die Lösung im Plenum kurz besprochen. Sollte ein Großteil der Studierenden nicht zur richtigen Lösung gelangt sein, wird der Lösungsweg ausführlich vorgestellt. Am Ende einer jeden Veranstaltung werden den Studierenden dann Musterlösungen der Aufgaben zur Verfügung gestellt.

Darüber hinaus finden wöchentlich Tutorien statt, in denen Übungsaufgaben zu einem Kapitel der Vorlesung von einem Tutor vorgerechnet werden. Diese dienen der weiteren Vertiefung des behandelten Themas. Zur weiteren Unterstützung des Lernens wird alle vier Wochen ein Heimarbeitsblatt zur Verfügung gestellt, das von den Studierenden eigenständig bearbeitet wird und den Stoff der vorausgegangenen drei Wochen umfasst. Diese zusätzlich bereitgestellten Aufgaben können dann im Rahmen eines Coachings, welches wöchentlich angeboten wird, individuell besprochen werden.

Zusammenfassend bietet dieses Konzept den Studierenden durch die zahlreichen Materialien, die Möglichkeit, individuell und selbstbestimmt, ihrem Lerntyp und Lerntempo entsprechend zu arbeiten. Insgesamt wird die Auseinandersetzung mit den Lerninhalten seitens der Studierenden intensiviert, wodurch der Lerneffekt verstärkt wird. Die Interaktion zwischen Dozierenden und Studierenden wird gefördert und durch die gesteigerte Motivation der Studierenden die Lernqualität erhöht.

Ergebnisse:

Im WS16/17 wurden die ersten sieben Vorlesungswochen die Veranstaltung noch klassisch als Frontalunterricht gehalten. In der achten und neunten Woche wurde das neue Lehrkonzept (Videovorlesung und Präsenzveranstaltung) zunächst testweise für die beiden Themengebiete Regressionsanalyse und Zeitreihenanalyse umgesetzt. In der Präsenzveranstaltung wurde dann eine schriftliche Evaluation des neuen Konzeptes durchgeführt, in der die Studierenden angeben sollten, welches Konzept sie besser finden (klassische Vorlesung oder Online-Vorlesung + aktive Präsenzveranstaltung). 65% der Studierenden fanden das neue Lehrkonzept besser, 28% bevorzugten die klassische Vorlesung und 7% waren indifferent. Da das Ergebnis sehr eindeutig war, entschieden wir uns dazu, die Veranstaltung bereits im Wintersemester 2016/2017 auf die Online-Vorlesung plus aktive Präsenzveranstaltung umzustellen.

Die von der Fachschaft am Ende des Semesters durchgeführte Evaluation bestätigt ebenfalls die Verbesserung der Lernsituation für die Studierenden durch das neue Lehrkonzept (siehe Anhang). Hier nur ein kleiner Auszug aus den Evaluationsergebnissen:

  • „Die Videovorlesungen sind top.“
  • „Die Vorlesungsvideos sind deutlich besser und effizienter als Plenumsvorträge.“
  • „Online Vorlesungen gefallen mir besser, denn diese sind viel verständlicher.“
  • „Nach der Umstellung auf die Videovorlesung wurden die Studierenden deutlich besser in die Thematiken integriert.“

Die Evaluationsergebnisse im Wintersemester 2016/2017 waren auch signifikant besser als die Evaluationsergebnisse im Wintersemester 2014/2015.

Um den Erfolg des neuen Lehrkonzepts zu überprüfen wurde im Wintersemester 2016/2017 die identische Klausur wie im Wintersemester 2014/2015 gestellt. Die alten Klausuren werden den Studierenden nicht zur Verfügung gestellt, so dass die Klausuraufgaben den Studierenden in beiden Semestern nicht bekannt waren. Die Auswertung der Klausuren erfolgte in beiden Semestern maschinell, womit auch keine Einflussnahme durch die Korrektoren erfolgen konnte.

Die Studierenden erreichten im Wintersemester 2016/2017 eine signifikant höhere Punktzahl als im Wintersemester 2014/2015.

Laufzeit: seit Wintersemester 2016/2017

Förderung: keine

Kategorie:  Lehr-Lernszenario

Art des Lernszenarios: Integration; Selbststudium